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Jahresbericht 2023 GSI Ostschweiz

Einleitende Ansprache anlässlich der 18. ordentlichen Mitgliederversammlung vom 13. Mai 2024 

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder der GSI Ostschweiz Ich begrüsse Sie recht herzlich zur 18. ordentlichen Mitgliederversammlung der Gesellschaft Schweiz-Israel Ostschweiz. Für Israel einstehen, sich zum Staat Israel und seinen vorwiegend jüdischen Einwohnerinnen und Einwohnern zu bekennen und ideelle Unterstützung zu leisten, ist heute wichtiger denn je. Das Massaker vom 7. Oktober 2023 hat eine weltweite antisemitische Hasskampagne ausgelöst, die in diesem Umfang niemals zu erwarten gewesen war. Ich glaube, wir wurden alle überrumpelt und haben das Ausmass wohl heute noch nicht begriffen. Wir sind – um nur einige Beispiele zu nennen – überrascht und enttäuscht,

  • dass der Angriff vom 7. Oktober von internationalen Organisationen nicht entschiedener verurteilt wurde,
  • dass feministische Gruppierungen zu den brutalen Vergewaltigungen, Verstümmelungen und Ermordungen von jüdischen Frauen geschwiegen haben,
  • dass Studentinnen und Studenten Universitätsräume besetzt halten und diese für ihre einseitige Stellungnahme für die Terrororganisation Hamas in Anspruch genommen haben.

Der Antisemitismus, wie wir ihn gegenwärtig erleben, hat breite Bevölkerungsteile erfasst und erinnert an die 1930er-Jahre. Von Klima-Ikone Greta Thunberg, die regelmässig an Pro-Palästina-Manifestationen teilnimmt und sich betont antiisraelisch und judenfeindlich zeigt, bis zum Eurovision Song Contest letzten Samstag in Malmö, als die israelische Sängerin Eden Golan, jedesmal, wenn sie ins Bild kam, ausgebuht und ausgepfiffen wurde.

Trotz des Massakers vom 7. Oktober 2023 sind Israel-Diskussionen heute schwierig. Auch in gemässigten Kreisen hört man immer wieder Äusserungen wie: «Es ist schon schlimm, was da passiert ist, aber …». Dieses «Ja aber» impliziert, dass Israel Mitschuld an diesem schlimmsten Verbrechen an Jüdinnen und Juden seit dem Holocaust trage und durchaus vergleichbare Verbrechen an Palästinenserinnen und Palästinensern begangen habe. Als Vater einer zum Judentum konvertierten und in Modi’in nahe der Westbank lebenden Tochter versuche ich dann jeweils, Israels Handeln aus ganz persönlicher Perspektive zu schildern. Natürlich sind wir mit der gegenwärtigen Regierung häufig nicht einverstanden und würden uns gemässigtere Politiker und ein adäquateres Vorgehen im Gazastreifen
wünschen. Israel hat aber das Recht auf Selbstverteidigung. Ich habe in der Samstagnacht vom 13. auf den 14. April vor und während des iranischen Raketenangriffs mit meiner Tochter telefoniert. In den wenigen Momenten, als sie aus ihrem Mamad, dem in Israel in allen Häusern obligatorischen Schutzraum herauskam, schilderte sie mir die Details der Attacke und schickte mir auch ein Video. Was uns wie ein Feuerwerk zum Jahreswechsel oder zum 1. August anmutete, war aber ein
Gefecht auf Leben und Tod am Himmel. Wir, auf der Friedensinsel Schweiz, können uns gar nicht in eine solche Situation hineindenken. Die ständige Bedrohung von allen Seiten, der Iran und seine Vasallenstaaten, die Israel das Existenzrecht absprechen und es auslöschen wollen, die alltägliche Furcht vor einem Terroranschlag, all das ist für uns unvorstellbar. Ich staune dann jeweils über den Fatalismus der Menschen in diesem herrlichen Land, die mit scheinbarer Unbekümmertheit den Alltag meistern und sich die Lebensfreude nicht nehmen lassen.

Ich schliesse mit einem Mail unseres Mitglieds Annamarie Engler-Jakober, in dem sie sich für die Teilnahme an der heutigen Versammlung entschuldigt. Frau Engler schreibt u.a.: «Am besagten 7. Oktober 2023 war ich in Israel (ich war seit Mitte September im Land unterwegs) und habe alles vor Ort miterlebt, bevor ich am 17. Oktober mit meinem regulären El Al-Flug zurück in die Schweiz flog. Es scheint im Westen völlig untergegangen zu sein, was am 7. Oktober wirklich passiert ist und wer diesen Krieg provoziert hat. Israel ist traumatisiert und die schrecklichen, kaum in Worte zu fassenden Geschehnisse lasten wie eine dunkle Decke über dem ganzen Land. Ich halte mich seit vielen Jahren insgesamt 3 Monate pro Jahr in Israel auf und erlaube mir deshalb diese Beurteilung. Dieses Jahr war es mir möglich, bereits zwei Mal für Solidaritätseinsätze und Freundesbesuche nach Israel zu fliegen, trotz Reisewarnung des EDA. Die Menschen in Israel brauchen dringend Ermutigung. Die Suche nach Leuten von GSI Schweiz für ein Monitoring was CH Medien anbelangt, begrüsse ich sehr. Da ich seit Jahren verschiedene CH Medien auf ihre einseitige, zuweilen antisemitische Berichterstattung bezüglich Israel hinweise.»

Vorstand

Der Vorstand setzt sich aus folgenden Personen zusammen (in alphabetischer Reihenfolge):

  1. Rolf Blumenfeld, Finanzverantwortlicher; Jennifer Deuel; Dr. Max Lemmenmeier, Programmchef,
  2. Vertreter der GSI St.Gallen im Zentralvorstand; Kristofer Roelli, Vizepräsident; Dr. Daniel Studer, Präsident;
  3. Yangky Tanner (bis 31. Dezember 2023). Der Vorstand traf sich zu drei Sitzungen.

Mitglieder

Die GSI Ostschweiz zählte am 31. Dezember 2023 93 Mitglieder.

Filmprojekt

Auf Initiative der jungen Grafikerin Nathalie Koller kam ein Filmprojekt zustande, das vom Filmschaffenden Beat Oswald umgesetzt wurde. Vorstandsmitglied Dr. Max Lemmenmeier und der Präsident stellen im Film die GSI und ihre Ziele vor. Ebenfalls zu Wort ommen der in Israel geborene und lebende Eran Tirosh und die israelische Botschafterin in der Schweiz, H.E. Ifat Reshef.  

Hier gehts zum zweieinhalb Minuten langen Werbefilm

Veranstaltungen

Im Berichtsjahr organisierten wir nebst der Hauptversammlung zwei Veranstaltungen, die alle gut besucht waren.

Am 13. Februar 2023 kam der jüdische Schriftsteller und Drehbuchautor Thomas Meyer in den Raum für Kultur und hielt einen Vortrag zum Thema «Was soll an meiner Nase bitte jüdisch sein?». Der Autor zahlreicher Bücher wurde durch seinen Film «Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse», 2018 weit über die Landesgrenzen der Schweiz hinaus bekannt. Doch selbst in dieser Komödie erkennt man die fundierte Auseinandersetzung von Thomas Meyer mit den Themen Antisemitismus und Ausgrenzung.
Im Anschluss an die Mitgliederversammlung vom 15. Mai 2023 sprach Susanne Brunner, Korrespondentin und Leiterin der Auslandredaktion von Radio SRF, über ihre kürzlich erfolgte Reportage-Reise nach Israel. Dabei ging sie der Frage nach: Ist das Land im Umbruch? Frau Brunners Ausführungen stiessen auf grosses Interesse und lösten eine intensive Diskussion aus.

Am 21. November hatten wir den Schriftsteller und Drehbuchautor Charles Lewinsky in das Theater Trouvaille eingeladen. Er sprach und las zum Thema: «Der jüdische Witz – auch in schwierigen Zeiten».

Dr. Daniel Studer, Präsident GSI Ostschweiz

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