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Gazastreifen: 2. Tag des «Marsches der Rückkehr»

Rund 15'000 Demonstranten versammelten sich am zweiten Aktionstag an fünf Orten an der Grenze des Gazastreifens zu Israel. Zuvor hatten die Aktivisten Tausende Reifen zum Verbrennen an die Grenze geschafft. Damit sollte eine Rauchwand errichtet werden, um den israelischen Soldaten die Sicht auf die Demonstranten zu verunmöglichen. Allerdings drückten auch mehrere palästinensische Gruppierungen ihre Einwände gegen diese Massnahme aus und machten auf die ökologischen Auswirkungen aufmerksam, die für alle Seiten negativ seien.

Demonstranten zündeten denn auch Hunderte von Reifen entlang des Grenzzauns an, um zu verhindern, dass israelische Truppen die Demonstranten durch den dicken schwarzen Rauch identifizieren konnten. Die Feuer verursachten intensiven Rauchschaden. Der Tag der Proteste wird daher als «Gummreifen-Tag» bezeichnet. Es wurden auch US-Flaggen und Bilder des Kronprinzen von Saudi-Arabien verbrannt, der am Dienstag gesagt hatte, dass die Israelis (und die Palästinenser) das Recht hätten, auf ihrem eigenen Land zu leben.

Der Koordinator für Regierungsaktivitäten in den Territorien, Generalmajor Joav Mordechai, hatte bereits zuvor einen Brief an die UNO- Weltgesundheitsorganisation (WHO) geschickt, in dem er vor den Auswirkungen der Proteste am Freitag warnte. In seinem Brief drängte Mordechai den WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um eine drohende ökologische «Katastrophe» zu stoppen.

Gemäss Angaben der israelischen Armee wurden Steine und Molotow-Cocktails gegen die an der Grenze postierten Soldaten geschleudert. Diese hätten Dutzende Versuche von illegalen Grenzübertritten verhindert.

Laut IDF-Sprecher Manelis wirkte das Verhalten des Militärs während der Proteste vom Freitag zuvor – bei denen 18 palästinensische Demonstranten getötet wurden – als Abschreckung für die Demonstrationen dieser Woche. Manelis stellte fest, dass zwar weniger Palästinenser an den Demonstrationen teilnahmen, aber im Vergleich zur letzten Woche mehr Kinder zum Grenzzaun geschickt wurden.

Missbrauch von Zivilisten, namentlich Kindern

Noch am 6. April strahlte die offizielle TV-Station der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) eine Predigt von Machmud Al-Habbasch, dem Berater von Palästinenserpräsident Machmud Abbas für islamische Angelegenheiten und oberster Scharia-Richter aus. Er beschuldigte die Hamas, Zivilisten vorsätzlich dazu zu bringen, sich selbst zu gefährden: «Ihr Palästinenser, unser Volk, geht und sterbt, damit wir mit starken Erklärungen zum Fernsehen und zu den Medien gehen.»

Während Abbas' Berater die Hamas kritisierte, weil sie Palästinenser in den Tod geschickt hatte, feierte Abbas' Fatah-Bewegung die Teilnahme eines Kindes an den Gaza-Demonstrationen. Fatah postete auf ihrer offiziellen Facebook-Seite ein Foto eines sechs Monate alten Babys, das auf einem Stapel von Reifen lag, die anlässlich der Ausschreitungen verbrannt werden sollten. Der gepostete Text lautet: «Ein Kind, das nicht älter als sechs Monate war, war heute Freitag und im März unter den Teilnehmern der Demonstrationen des «Marsches der Rückkehr» an der Ostgrenze des Gazasteifens.»

Entschädigter Terror

So wie die Palästinensische Autonomiebehörde Terroristen und ihre Familien im Westjordanland finanziell unterstützt, zahlt auch die Hamas Entschädigungen für tote und an verletzte Demonstranten aus.

Wie die Hamas auf ihrer Webseite bekanntgab, bezahlt sie schwer bis mässig Verletzten zwischen 500 und 200 US-Dollars, während Familien von getöteten Palästinensern 3'000 USD erhalten.

Der Sprecher der Hamas, Hazim Qassim, wird mit der Aussage zitiert, die Zahlungen würden als Teil der «sozialen und nationalen Verantwortung der Hamas» geleistet, um die Standhaftigkeit unseres Volkes in seinem Kampf für Rückkehr, Freiheit und die Blockade der Belagerung zu stärken.

Vergeblicher Aufruf von UNO-Offiziellen

Noch am Tag vor der zweiten Kundgebung im Rahmen des «Marsches der Rückkehr», am Donnerstag, hatte der UNO-Sondergesandte für den Nahen Osten, Nickolay Mladenow, angesichts der Befürchtung, dass die Proteste im Gazastreifen vom kommenden Tag erneut gewalttätig würden, gesagt, Zivilisten dürften sich nicht absichtlich in Gefahr bringen. Israel hatte geltend gemacht, dass die Palästinenser Zivilisten als «menschliche Schutzschilde» benutzen, um den Grenzzaun mit Israel zu beschädigen und zu durchbrechen. Mladenow gab eine Erklärung ab, in der er ausführte, dass er «mit Sorge die anhaltenden Vorbereitungen und die Rhetorik für den ‹Marsch der Rückkehr› in Gaza am Freitag verfolge. Israel solle «maximale Zurückhaltung üben», sagte er, und die Palästinenser sollten «Friktionen am Gaza-Zaun vermeiden». Während Demonstrationen und Proteste friedlich ablaufen dürfen, schrieb er, dürfen Zivilisten, insbesondere Kinder, nicht absichtlich in Gefahr gebracht oder in irgendeiner Form angegriffen werden.

Nach dem Vorfall in der vergangenen Woche, bei dem 18 Menschen getötet wurden, appellierte auch der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, an «die Betreffenden, jede Handlung zu unterlassen, die zu weiteren Opfern führen könnte, insbesondere zu Massnahmen, die Zivilisten in Gefahr bringen könnten.»
(rk)