Isaac Herzog als 11. Präsident vereidigt
«Am siebten Tag des siebten Monats um etwa sieben Uhr übernimmt Isaac Herzog als (nein, nicht siebter, sondern) elfter Staatspräsidenten für eine Dauer von sieben Jahren das höchste Amt», beschrieb ein israelisches Medium das Ereignis.
Empfang und Ehrung der gefallenen Soldaten
Nachdem sich die Ehrenformationen auf dem Platz vor der Knesset aufgestellt hatten (Bild 1), traf der gewählte Präsident in Begleitung seiner Gattin, angekündigt durch Trompetensignale, mit einem imposanten Konvoi mit Motorradfahrern und Berittenen der israelischen Polizei ein.
Sie wurden vom Vorsitzenden (Sprecher) der Knesset, Mickey Levy mit Gattin, erwartet. Die beiden begrüssten Isaac und Michal Herzog. Sie stellten sich anschliessend zum Singen der Nationalhymne, die HaTikwa, auf (Bild 2), die vom Armeespiel intoniert wurde. Anschliessend schritten Isaac Herzog und Mickey Levy die Ehrenformationen ab (Bild 3).
Isaac Herzog und Mickey Levy ehrten anschliessend die Gefallenen durch das Niederlegen von Kränzen am Grab des Unbekannten Soldaten (Bilder 4 und 5), bevor sich die beiden Paare ins Innere der Knesset begaben, begleitet von Präsident Reuven Rivlin.
Eröffnung der Sitzung
Herzog, Levy und Rivlin nahmen auf dem Podium des Knesset-Vorsitzenden Platz (Bild 6). Nach Fanfarenklängen eröffnete der Knessetpräsident die feierliche Sondersitzung des Plenums vor vollen Rängen.
Als Hausherr sprach Levy als erster (Bild 7). Er sagte u.a.: «In einem Land, das sich mit Kriegen, Krisen und Spaltungen auskennt, in einem Land mit kultureller, religiöser und ethnischer Vielfalt wie dem unseren, ist die Institution des Staatspräsidenten ein lebenswichtiges Bedürfnis. Es ist die einigende und stattliche Stimme, die allen Bürgern das Gefühl gibt, dazuzugehören.
Der Sprecher der Knesset wandte sich an den scheidenden Präsidenten, Reuven Rivlin, und sprach über seine Amtszeit. Er sagte zu Präsident Rivlin: «Dieses Haus, das Sie aus Ihren früheren Ämtern gut kennen, grüsst Sie heute mit Liebe, nach sieben Jahren, in denen Sie als Staatspräsident gedient haben.
Dies war eine der komplexesten Perioden, die ein Präsident je erlebt hat. Sie standen fest und mutig gegen Phänomene des Rassismus und des Hasses. Sie haben nicht geschwiegen. Sie haben der israelischen Gesellschaft einen Spiegel vorgehalten, in den sie nicht immer gerne geschaut hat.
«Ihre wichtige Stimme wird die israelische Gesellschaft noch viele Jahre begleiten»
Sie haben eine politische Krise, wie sie der Staat Israel bis dahin nicht kannte, sensibel und sachlich gemeistert. Sie haben versucht, Gräben zu überbrücken, und haben – innerhalb der Grenzen des Gesetzes und des Amtes – viel getan, um weitere Wahlgänge zu verhindern. Ich habe keinen Zweifel, dass Ihre wichtige Stimme die israelische Gesellschaft noch viele Jahre lang begleiten wird.»
Der Sprecher der Knesset wandte sich dann an den neuen Präsidenten, Isaac Herzog, und sagte: «Ich habe keinen Zweifel daran, dass es Ihnen gelingen wird, dieses symbolträchtige und wichtige Amt mit eigenen Inhalten zu füllen und Ihre sozial ausgerichtete Weltanschauung zu verwirklichen, die mehr als alles andere darauf abzielt, den schwächeren Mitgliedern der Gesellschaft zu helfen.
Verehrter gewählter Präsident, Sie treten Ihr Amt in einer schwierigen Zeit an, in der die israelische Gesellschaft gespaltener und zersplitterter ist denn je. Dies ist eine echte existenzielle Gefahr für den Staat Israel; eine Gefahr, die sogar grösser ist als das iranische Atomprogramm. Ich hoffe, dass es Ihnen durch Ihre starke Persönlichkeit und Ihr gemässigtes Auftreten und den respektvollen Diskurs, für den Sie bekannt sind, gelingen wird, zu einem neuen und anderen Diskurs in der israelischen Gesellschaft zu führen. Einem sachlichen Diskurs, der auf Fakten und Weltanschauungen basiert, aber mit gegenseitigem Respekt geführt wird.»
Knessetsprecher Mickey Levy schloss seine Ansprache mit dem priesterlichen Segen.
(Quelle: Knesset News)
Ansprache des scheidenden Präsidenten Rivlin
Anschliessend übergab Levy das Wort an den abtretenden Präsident Rivlin, der sich an die Versammlung und besonders an seinen Nachfolger wandte und seine Abschiedsrede hielt (Bild 8).
Rivlin sagte u.a.: «In meinen sieben Jahren als zehnter Präsident ging es vor allem um die Begegnung mit der manchmal schweigenden Mehrheit der israelischen Gesellschaft. Landauf, landab, in allen Stämmen, quer durch das Meinungsspektrum. Am Ende von sieben Jahren kann ich Ihnen, den gewählten Vertretern und Beamten, mit Gewissheit sagen: Es gibt eine israelische Gesellschaft, und die grosse Mehrheit von ihr will und ist entschlossen, die Vision der Partnerschaft in die Realität umzusetzen. Jetzt, mehr denn je. Israelische Staatlichkeit ist israelische Partnerschaft. Und diese Partnerschaft ist unser Rückgrat. Sie ist unsere soziale, wirtschaftliche und ethische Widerstandsfähigkeit.
«Nicht zum Zusammenleben verdammt, sondern bestimmt»
Sieben Jahre lang habe ich mit aller Kraft daran gearbeitet, diese Partnerschaft zu stärken. An Jeschiwot und Universitäten, in Kibbuzim und Moschawim von Norden bis Süden, in Judäa und Samaria und in arabischen Städten. In Schulen und in der höheren Bildung. In der Arbeitswelt und in der Kommunalverwaltung. In der Kultur und im Sport. Ihnen, den öffentlichen Entscheidungsträgern, sage ich heute: Die verschiedenen Stämme der israelischen Gesellschaft sind hier, um zu bleiben. Wir müssen immer sicherstellen, dass in der natürlichen Spannung zwischen Staatlichkeit und Tribalismus der Staat, die Republik, über kulturelle Autonomie und kommunalen Tribalismus siegt. Die Frage ist, was jeder von uns bereit und in der Lage ist, dafür zu tun, damit hier Vertrauen aufgebaut wird, um einen Dialog zu ermöglichen, der konstruktiv und nicht destruktiv ist, aus dem Verständnis heraus, dass wir nicht zum Zusammenleben verdammt, sondern vielmehr dazu bestimmt sind. Wir müssen diesem Prozess eine echte, ehrliche Chance geben, die sich an die Spielregeln hält. Denn dies ist die Chance, die Perspektive und die Zukunft der Mädchen und Jungen, die hier aufwachsen.»
Der scheidende Präsident Rivlin sagte weiter: «Ein demokratischer Staat ist nicht etwas, das man für selbstverständlich halten kann. Und es wird kein Israel geben, wenn es nicht demokratisch und jüdisch ist, jüdisch und demokratisch, im gleichen Atemzug. »
Zum Schluss sagte ein sichtlich gerührter Rivlin: «Meine israelischen Mitbürger, Sie sind die neshama yetera (zusätzliche Seele) des Staates Israel. Ich danke Ihnen für das Privileg, das Sie mir gegeben haben, als zehnter Präsident des Staates Israel zu dienen. Danke für die unzähligen Momente der enormen Aufregung, des Lachens und der Tränen, der Liebe, der Vision und der Hoffnung. Danke an meine Nechama (seine verstorbene Gattin; Anm.d.R.), die ich jeden einzelnen Tag vermisse. Danke an meine Söhne und Töchter, an meine Enkel und Enkeltöchter. Jetzt kehre ich zurück, um euer Vater und Grossvater zu sein, mit ungeheurem Stolz.»
«Ich war neun Jahre alt, als der Staat Israel gegründet wurde. Damals sah ich die israelische Flagge, blau und weiss, am Fahnenmast wehen. Für mich wird der Staat Israel niemals etwas sein, das ich als selbstverständlich betrachte. Lang lebe der elfte Präsident des Staates Israel. Lang lebe der Staat Israel.»
(Quelle: Knesset News)
Die Versammlung erhob sich und spendete Reuven Rivlin lang andauernden Applaus – mit einer Ausnahme: Ex-Premierminister Netanjahu begnügte sich mit dem Erheben von seinem Sitz, applaudiert hat er nicht. Ebenso wenig der letzte Knesset-Sprecher, Jariv Levin, wie auf der Videoaufzeichnung unschwer festzustellen ist.
Vereidigung des neuen Präsidenten
Es folgte die Vereidigung von Isaac Herzog als 11. Präsident des Staates Israel (Bild 9). Er legte den Treueeid ab, während seine linke Hand auf einer 107 Jahre alten Thora (erster Teil der jüdischen Bibel) aus dem Familienbesitz ruhte. Auf sie hatte bereits Herzogs Vater, Chaim Herzog, am 5. Mai 1983 als sechster Präsident Israels den Eid abgelegt. Sie war Herzogs Grossmutter von deren Vater am Vorabend ihrer Hochzeit geschenkt worden.
Zwei Schofarbläser der Armee schlossen die Vereidigung ab. Die Parlamentarier sowie die zahlreichen Gäste bekräftigten sie mit den Rufen «Lang lebe der Präsident».
Isaac Herzog legt den Eid ab
Video, MFA, 7.7.2021, 1:27 Min., Ivrit
Ansprache von Präsident Isaac Herzog
Nach einer Gesangseinlage sprach Präsident Herzog zur Versammlung.
Zu Beginn seiner Ausführungen wandte er sich an den scheidenden Präsidenten, Reuven Rivlin, und sagte: «Sie haben es verstanden, Ihre Liebe zu den Wundern dieses Landes auf seine Söhne und Töchter zu übertragen; Sie haben unser Land mit grosser Würde vor der Familie der Nationen vertreten, auch im letzten Monat Ihrer Amtszeit. Sie haben die Bruchlinien in der israelischen Gesellschaft schmerzhaft erkannt; Sie haben uns einen Spiegel vorgehalten, auch wenn dieser Dinge zeigte, die für uns alle nicht immer angenehm zu sehen waren.»
Die Polarisierung der Gesellschaft
Präsident Herzog kommentierte die Polarisierung in der israelischen Gesellschaft und die Herausforderungen, vor denen sie steht, mit den Worten: «Der] Präsident von allen zu sein. In gewöhnlichen Zeiten ist das eine Mission, die fast naiv klingt. Aber dies sind bedauerlicherweise keine gewöhnlichen Zeiten. Es sind Zeiten, in denen mamlachtiyut [öffentliche Verantwortung] durch Polarisierung ausser Kraft gesetzt wird; Zeiten, in denen das verbindende Ethos und die gemeinsamen Werte zerbrechlicher sind denn je. Es sind schwierige Zeiten, die nach zweieinhalb Jahren stürmischer, aufeinander folgender Wahlrunden kommen; eine politische Krise, die im Staat Israel ohne Beispiel ist. Eine Krise, die, wie uns die Geschichte der Neuzeit zeigt, in der Vergangenheit Nationen zerstören konnte, die viel älter und etablierter waren als der junge Staat Israel, der erst 73 Jahre alt ist.
Der schwerste Preis von allen ist die Erosion unserer nationalen Widerstandsfähigkeit: Wenn jede Gruppe sich bedroht fühlt, wenn Menschen sich auf ihre eigenen Positionen und Ansichten zurückziehen und sicher sind, dass das Recht nur auf ihrer Seite ist, dann vertieft sich die Entfremdung von einem Tag auf den anderen. Entfremdung zwischen Menschen und zwischen Gruppen, die sich, Gott bewahre, bis zur Entfremdung zwischen Bürgern und ihrem Staat steigern könnte.
Worte wie Demokratie, öffentliche Verantwortung, soziale Ordnung, unabhängige Justiz und Strafverfolgungssysteme, Ethos und Erbe, sind grosse, abstrakte Worte. Sie haben keine Form oder Farbe. Sie sind zu komplex, um sie in einem prägnanten Slogan zusammenzufassen. Aber sie sind die feste Basis, die uns zusammenhält, trotz aller Meinungsverschiedenheiten. Dies ist der Bereich der Übereinstimmung, ohne den keine menschliche Gruppe zusammenleben kann. Und hier müssen wir gemeinsam leben. Das ist kein Dekret des Schicksals, sondern ein gemeinsames Schicksal.»
Reise durch die Gräben der israelischen Gesellschaft
Präsident Herzog sagte, er wolle sich auf eine Reise durch die Gräben der israelischen Gesellschaft begeben: «Von hier aus werde ich zur Residenz des Präsidenten aufbrechen und von dort aus eine Reise zwischen den Bruchlinien und Verwerfungen der israelischen Gesellschaft antreten; eine Reise, die darauf abzielt, den einigenden Faktor in den Unterschieden zu finden, den heilenden Faktor in den Bruchstücken – eine Reise, die darauf abzielt, uns neu zu finden. Ich werde mich auf diesen Weg begeben mit dem Ziel, dem Schmerz zu begegnen, ihn direkt anzuschauen und ein aufmerksames Ohr und Herz für die Schwierigkeiten und Ängste zu haben, selbst an den brisantesten Punkten.
Die Wunden, die sich in unserer Gesellschaft aufgetan haben – in ihrer ganzen Breite und Tiefe – bluten noch immer. Die strukturellen und sozialen Probleme, die ganze Gruppen verwundbar machen, halten die Schwierigkeiten aufrecht. Wir müssen die Tatsache anerkennen, dass es viele unter uns gibt, zu viele, deren Alltag weder einfach noch gerecht ist. Viele, die keine echte Chance bekommen; viele Menschen, für die Chancengleichheit ein Begriff ist, der Lichtjahre von ihrer Lebensrealität entfernt ist. Dies zu ignorieren, wird uns nicht weiterbringen.»
Die Integration der Minderheiten sicherstellen
Präsident Herzog sprach über die Minderheiten in der israelischen Gesellschaft und sagte: «Als jüdischer und demokratischer Staat müssen wir alles tun, um die Integration der Minderheiten, die in unserer Mitte leben, sicherzustellen. Hier, in dem Land, in dem unsere Vorväter Abraham, Isaak und Jakob wandelten. Hier, in dem Land, in dem auch Ismael gewandelt ist. Wir müssen alles tun, um unsere Verpflichtung zu erfüllen, gläserne Decken zum Einsturz zu bringen. Um jedes schlimme Phänomen, wie die schreckliche und mörderische Gewalt, die die arabischen Gemeinschaften plagt, mit voller Wucht auszumerzen. Um die Lücken zu verringern und die faire Behandlung durch staatliche Institutionen und Behörden auszuweiten.»
Präsident Herzog fügte hinzu: «Wir müssen aufhören, die Unterschiede zwischen uns als Hindernis zu sehen; sie sind die Quelle unserer Stärke. Dank ihnen zeigt sich die israelische Macht in ihrer ganzen Intensität. Schliesslich wären wir nicht die, die wir sind, ohne die grosse Bandbreite menschlicher und ideologischer Vielfalt, die sich hier versammelt hat. Ein Mosaik, in dem sich israelische Familienwerte mit Einfallsreichtum und Optimismus verbinden, zusammen mit den Prinzipien von Gerechtigkeit, Solidarität, Mitgefühl und gegenseitiger Verantwortung – das sind die Bestandteile einer vorbildlichen Gesellschaft.
«Deshalb glaube ich immer noch an uns. Ich glaube, dass dies möglich ist. Es ist nur so weit entfernt, dass wir uns gegenseitig die Hand reichen. Entscheiden wir uns für uns, jeden Tag aufs Neue. Wir werden uns dafür entscheiden, gemeinsam zu gewinnen, und nicht nur übereinander. Wir werden wählen, freundlich zu sein, das Feuer und den Hass mit dem israelischen Geist zu löschen, reichlich in unserer Liebe zu Israel zu sein. Wir werden uns dafür entscheiden, nicht nur in Werten und Prinzipien vereint zu sein, sondern auch in unseren Hoffnungen und Träumen. Wir werden uns entscheiden, uns von der Spaltung zu verabschieden, die uns zerstört. Wir alle, gemeinsam.
Den ersehnten Frieden mit unseren Nachbarn erreichen
In meiner Rolle als Staatspräsident verpflichte ich mich, die Regierung Israels – jede Regierung – dabei zu unterstützen, die Rechtfertigung der Sache Israels in der Welt und sein Recht, sich selbst zu verteidigen, zu verteidigen. Im Kampf gegen Antisemitismus und Hass auf Israel zu helfen und den ersehnten Frieden mit unseren Nachbarn zu erreichen. An der Seite der Soldaten und Kommandanten der Israel Defense Forces zu stehen, auch in den Kämpfen, die in der internationalen Rechtsarena geführt werden, und im Kampf gegen die strategischen Bedrohungen, denen Israel ausgesetzt ist, allen voran das iranische Atomprogramm.
Das breite Vertrauen, das Sie, die gewählten Vertreter des Volkes, mir entgegengebracht haben – ein Vertrauen, das sich über Lager und Fraktionen hinweg erstreckt – hat mir gezeigt, dass auch in diesem Haus die Möglichkeit der Hoffnung, der Einigkeit und der Übereinstimmung besteht. Möge dies ein Zeichen für die Zukunft sein und ein Rückenwind für die Erfüllung der Mission und der Verantwortung, die auf meinen Schultern ruht; ein guter Wind, der helfen wird, die komplexen Herausforderungen zu bewältigen, vor denen der Staat Israel und das gesamte jüdische Volk stehen.»
(Quelle: Knesset News)
Die Versammlung erhob sich zu einem lange andauernden Applaus (Bild 10).
Mit dem gemeinsamen Singen der HaTikwa wurde die Sitzung geschlossen (Bilder 11 und 12)
Vereidigungsfeier des 11. Präsidenten in der Knesset
Video, Knesset, 7. 7. 2021, 1:31 Std., Ivrit und teilweise in Englisch
Amtsübergabe in der Beit HaNassi
Nach der Vereidigung in der Knesset fuhr Präsident Herzog mit seiner Gattin zur offiziellen Präsidenten-Residenz Beit HaNassi, wo sie nach einer Empfangszeremonie auf dem Platz an der Haustüre von Reuven Rivlin mit offenen Armen erwartet wurden.
Mit Ansprachen Rivlins und Herzogs und dem Überreichen der präsidentiellen Standarte erfolgte die Amtsübergabe. Dann traten die Persönlichkeiten ins Freie, wo ein Spiel die Nationalhymne HaTikwa intonierte. Danach war es an Präsident Herzog, seinen Vorgänger zu verabschieden, der eine Limousine bestieg und die Residenz verliess, in der er sieben Jahre lang gewohnt hatte.
Präsident Herzog wird erst nach dem Trauertag Tischa B'Av (17./18. Juli) in die Präsidenten-Residenz einziehen. Er respektiert den Zeitraum von drei Wochen zwischen dem 17. Tamus und dem 9. Av, der eine Zeit der Trauer um die Zerstörung des antiken Ersten und des Zweiten, des Herodianischen Tempels sowie anderer verheerender Ereignisse in der jüdischen Geschichte ist.
Amtsübergabe in der Beit HaNassi mit Rückblick auf Präsident Rivlins Amtszeit
Video, Kanal Präsident Rivlin, 7. 7. 2021, 40.20 Min., Ivrit
Der scheidende, 10. Präsident: Reuven Rivlin
«Der Präsident muss in schwierigen Zeiten als Wegweiser und sozialer Stossdämpfer dienen», sagte Reuven Rivlin einmal über das Amt des israelischen Präsidenten, das er sieben Jahre lang hielt. Heute gab der inzwischen 81-Jährige es an seinen Nachfolger Isaac Herzog ab.
Das Amt des israelischen Präsidenten ist von grossteils zeremonieller Natur. Dennoch kann ein Präsident Einfluss nehmen auf Stimmung und Diskurs, er kann Themen und Zeichen setzen, als Vorbild, Mahner und Warner dienen. Rivlin hat all das getan, mit Verve und oft im Widerspruch zu der Partei, in der er seine politische Karriere begann: dem rechtskonservativen Likud. Zu dessen Vorsitzendem Benjamin Netanjahu hat Rivlin ein unbequemes Verhältnis; Netanjahu soll einst alles versucht haben, um den willensstarken Rivlin, bis dahin Parlamentssprecher, als Präsident zu verhindern.
Weiter in der Jüdischen Allgemeinen.
Reuven «Ruvi» Rivlin wurde am 9. September 1939 in Jerusalem im damaligen britischen Mandatsgebiet Palästina geboren. Er studierte Rechtswissenschaften an der Hebräischen Universität in Jerusalem und praktizierte viele Jahre als Rechtsanwalt. Rivlin war von 1978 bis 1983 Mitglied des Gemeinderates von Jerusalem.
Rivlin wurde erstmals im Jahre 1988 in die Knesset gewählt. Von 1988 bis 1993 war er Vorsitzender des Likud. Er verlor seinen Parlamentssitz 1992, zog aber vier Jahre später wieder in die Knesset ein. Ariel Scharon berief ihn 2001 zum Minister für Kommunikation. 2003 wurde Rivlin Parlamentspräsident, ein Amt, das er zunächst bis 2006 innehatte. Von 2009 bis 2013 war er erneut Sprecher der Knesset. Am 10. Juni 2014 wurde er von der Knesset als Nachfolger von Schimon Peres zum zehnten Staatspräsidenten Israels gewählt. Er trat das Amt am 24. Juli 2014 an.
Präsident Rivlin war mit Nechama Rivlin verheiratet, die am 4. Juni 2019 im Alter von 74 Jahren verstarb. Das Paar hat vier Kinder. Rivlin ist seit den 1970er-Jahren Vegetarier und spricht fliessend Arabisch.
Reuven Rivlin wird vom Volk als Vaterfigur verehrt und von den Kindern, die er liebt und die er in seiner Amtszeit oft um sich scharte, als Grossvater (Bild 13 und 14).
Zwei Tage vor Rivlins Ausscheiden aus dem Amt des Staatspräsidenten wurde an der «Avenue of the Presidents» im Garten der offiziellen Präsidenten-Residenz in Jerusalem der Reihe der Büsten auf Marmorsäulen den bisherigen neun eine zehnte, seine, enthüllt (Bild 15) Auf einer Gedenktafel unter der Büste ist ein Zitat von Rivlin eingraviert: «Ohne die Fähigkeit zuzuhören, gibt es keine Fähigkeit zu lernen. Ohne die Fähigkeit zu lernen, gibt es keine Fähigkeit zu reparieren».
Inkognito unterwegs
Inzwischen hatte Rivlin offenbar schon begonnen, sich wieder an das Privatleben zu gewöhnen. Der Allgemein Sicherheitsdienst («Schin Bet») veröffentlichte ein Foto, das ihn in voller Verkleidung mit Perücke und Bart zeigt, wie er durch einen ungenannten Teil des Landes spaziert, umgeben von Personenschützern des Schin Bet in Zivil (Bild 15).
Die Präsidentschaft, die war: Reuven Rivlins sieben Jahre im Amt
Momente, in denen Israels 10. Präsident mit der israelischen Öffentlichkeit geweint und gelacht hat
Photo-Essay (39 Bilder); The Times of Israel
Der neue, 11. Präsident: Isaac Herzog
Mit viel Pomp und einer Zeremonie, die einer Monarchie würdig seien, habe Israels 11. Präsident, Isaac Herzog, offiziell sein Amt angetreten, schrieb Israel Heute. Das sei passend, denn die Familie Herzog sei vielleicht das, was der moderne jüdische Staat am ehesten mit einer Aristokratie vergleichen könne. Herzog sei in einer israelischen religiösen und politischen Dynastie geboren und aufgezogen worden.
Sein Grossvater, Jitzhak HaLevi Herzog, war der erste Oberrabbiner des Landes sowie des Staates Israel nach der Unabhängigkeit 1948. Isaacs Vater, Chaim Herzog, war der sechste Präsident Israels von 1983 bis 1993. Der legendäre israelische Diplomat und Aussenminister Abba Eban war sein Onkel.
Jitzchak «Bushi» Herzog (auf Englisch und Deutsch in der Regel «Isaac» geschrieben) wurde am 2. Juni 2021 von der Knesset ins Amt des Staatspräsidenten gewählt.
Geboren worden war das neue Staatsoberhaupt Israels am 22. September 1960 in Tel Aviv. Er wzrde nach seinem Grossvater benannt.
Als sein Vater Israels UN-Botschafter wurde, zog die Familie nach New York und der junge Herzog wurde auf die Ramaz, eine modern-orthodoxe jüdische High School, geschickt.
Nach seiner Rückkehr nach Israel im Jahr 1978 wurde Herzog zu den israelischen Verteidigungsstreitkräften eingezogen. Er trat der Elite-Geheimdiensteinheit 8200 bei, die sich mit elektronischer Aufklärung befasst. Er diente der Einheit vier Jahre lang und war zuletzt Major der Reserve. Im Militärdienst lernte er auch seine zukünftige Frau Michal kennen. Sie haben drei Söhne und leben in Tel Aviv.
Herzog studierte an der Universität Tel Aviv sowie an der Cornell University Jura und arbeitete bereits in der Regierung Ehud Baraks (1999–2001) als Kabinettssekretär. Von 2000 bis 2003 leitete er die israelische Anti-Drogen-Behörde.
Bei den israelischen Parlamentswahlen 2003 gewann er für die Arbeitspartei (Awoda) einen Sitz in der Knesset . Als die Arbeitspartei im Jahr 2005 in die Koalition mit Ariel Scharons Likud eintrat, wurde Herzog Minister für Wohnungs- und Bauwesen. Allerdings trat er bereits Ende November mit Ausscheiden der Arbeitspartei aus der Koalition wieder zurück. Bei der Parlamentswahl 2006 holte Herzog erneut ein Mandat und wurde unter Ehud Olmert zunächst Tourismusminister, 2007 jedoch nach dem Eintritt von Jisra’el Beitenu in die Regierung wechselte er an die Spitze des Ministeriums für Sozialwesen und wurde ausserdem zum Minister für Diasporaangelegenheiten und den Kampf gegen den Antisemitismus ernannt.
Bei den Wahlen zur Knesset im Jahr 2009 hatte Herzog nach dem Parteivorsitzenden Barak den zweiten Listenplatz inne und wurde damit erneut Abgeordneter.
In der 32. Regierung des Landes unter Benjamin Netanjahu, der die Arbeitspartei als Koalitionspartner angehörte, übernahm Herzog erneut das Amt des Sozialministers. Trotz seiner Ministertätigkeit übte er mehrmals Kritik an der Politik der Regierung und erklärte schliesslich nach dem Bruch Ehud Baraks mit der Arbeitspartei am 17. Januar 2011 seinen Rücktritt. Im November 2013 wurde er zum Parteivorsitzenden gewählt. Er wurde Oppositionsführer gegen die Regierung Netanjahu in der Knesset und trat bei der vorgezogenen Neuwahl im März 2015 als Spitzenkandidat der gemeinsamen Wahlliste Zionistische Union an, die Awoda gemeinsam mit Zipi Livnis Partei Ha-Tnu’a gebildet hatte.
Herzog blieb der Kopf der Opposition bis 2018, als er erfolgreich für den Vorsitz der Jewish Agency for Israel kandidierte.
Problem mit der Ernennung des Sprechers
Mit einem ersten Problem als Präsident sah sich Isaac Herzog kurz vor seiner Amtseinsetzung konfrontiert. Am Samstagabend, 3. Juli, versammelten sich Aktivisten der gegen den in Strafverfahren verwickelten Ex-Premierminister Netanjahu gerichteten Protestbewegung «Crime Minister» (Verballhornung der Amtsbezeichnung «Prime Minister») vor seinem Haus an der Zahal-Strasse in Tel Aviv und protestierten gegen die Ernennung des ehemaligen Sprechers von Benjamin Netanjahu, Naor Ihia, zu seinem Sprecher in der neuen Funktion als Präsident.
Ihia, 32, hat in den letzten zwei Jahren als Netanjahus politischer Sprecher und als Sprecher der Likud-Partei gedient.
Als am Mittwoch die Vereidigungs-Zeremonie begann, konnte man Demonstranten hören, die vor dem Parlament Slogans skandierten über Herzogs Entscheidung, einen umstrittenen Berater als seinen Sprecher zu ernennen.
Am Donnerstag, 8. Juli, einen Tag nach der Amtseinsetzung, wies das Oberste Gericht eine gegen diese Ernennung eingereichte Petition ab.
(RK)
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