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ISRAEL von Tag zu Tag – 15/2020

Sonntag, 5. April, bis Schabbat, 11. April 2020

Tel Aviv im Dornröschenschlaf

In diesen Tagen, an einem Morgen um 8.20 Uhr.

«Wir können es kaum erwarten, bis die Strassen und Strände von Tel Aviv wieder lebendig sind, aber versuchen wir vorerst, die Stille und den Frieden dieser magischen Stadt in uns aufzunehmen.»

Tel Aviv comes to a standstill
Video, Ausseministerium des Staates Israel, 1:10 Min.


 

Beachten Sie auch die Beiträge in der Rubrik DES WEITEREN ganz unten

 

Samstag, 11.4.2020

Tel Aviv feiert den 111. Geburtstag

Am 11. April 1909 wurden die vorab parzellierten Grundstücke der Terraingesellschaft  Achusat-Bajit durch Akiva Arie Weiss in Anwesenheit der Gründer des Viertels, die jeweils Anteile an der Gesellschaft Achusat Bajit erworben hatten, und ihrer Familien verlost: Auf 60 am selben Morgen am Strand gesammelte Muscheln schrieb er mit schwarzer Tinte die Namen der Mitglieder der Gesellschaft und auf weitere 60 Muscheln die Parzellennummern. Während des Losverfahrens zogen ein Junge und ein Mädchen gleichzeitig je eine Muschel mit Nummer bzw. Namen, so entschied sich, wer welches Grundstück erhielt. Dieser Tag gilt als Gründungstag Tel Avivs. (Bild 11)

Geburtstagsfeier im Zeichen des Corina-Virus
Die Stadtverwaltung Tel Aviv-Jaffa (1950 vereinigt) schickte zum Jahrestag einen Partytruck durch die Strassen und wie man im Video sieht, kann auch das Corona-Virus den Spirit dieser Stadt und ihrer Bewohner nicht brechen.


 

Vor 75 Jahren: Befreiung des KZ Buchenwald

Am 11. April 1945 übernahmen die Häftlinge die Leitung des Konzentrationslagers und befreiten es von den Nazi-Schergen.

Angesichts der in Deutschland geltenden Abriegelung im Zusammenhang mit der Corona-Krise haben die Behörden im deutschen Bundesstaat Thüringen auf die Gedenkveranstaltungen aus Anlass des 75. Jahrestags der Befreiung des KZ Buchenwald verzichtet. Nur Angestellte des Lagermuseums durften heute mit einer Kranzniederlegung den Gedenktag in bescheidenster Form begehen.

Buchenwald war eines der grössten Konzentrationslager auf deutschem Boden. Es wurde zwischen Juli 1937 und April 1945 auf dem Ettersberg bei Weimar als Haftstätte zur Zwangsarbeit betrieben. Insgesamt waren in diesem Zeitraum etwa 266.000 Menschen aus allen Ländern Europas darin inhaftiert. Die Zahl der Todesopfer wird auf etwa 56.000 geschätzt, darunter 15.000 Sowjetbürger, 7.000 Polen, 6.000 Ungarn und 3.000 Franzosen.

Bei Annäherung der 3. US-Armee übernahmen am 11. April 1945 die Häftlinge die Leitung des Lagers von der abziehenden SS, nahmen 125 der Bewacher fest, öffneten die Tore und hissten die weisse Fahne. Bereits seit dem 8. April hatten viele Häftlinge durch Boykott und Sabotage ihre von den Nationalsozialisten so genannte Evakuierung verhindert und die US-Armee per Funk um Hilfe gerufen. Nach Abzug der US-Truppen wurden Teile des Geländes von der sowjetischen Besatzungsmacht als Speziallager Nr. 2 genutzt. Es existierte bis 1950; von den 28.000 dort Internierten starben 7000.

KZ Buchenwald (Wikipedia)


 

Freitag, 10.4.2020

Corona in Israel: 93 Tote, über 10‘000 Infizierte

Das Gesundheitsministerium meldet heute Morgen, dass die Zahl der positiv auf das Sars-CoV-2-Virus getesteten Personen die 10‘000er-Grenze überschritten hat. Es wurden 10‘095 Menschen als infiziert registriert. 125 sind an Beatmungsgeräte angeschlossen. 1‘061 sind geheilt.

Die Materialknappheit in den Labors zwingt Israel, die Zahl der Tests zu reduzieren, doch ist geplant, Materialien im Land zu produzieren.

Die Zahl der Toten ist seit gestern um sieben, alle über 80 Jahre alt, auf 93 angestiegen.

5 Wochen altes Baby wegen COVID-19 hospitalisiert

Ein fünf Wochen altes Baby wurde am Donnerstag ins Scheba Medical Center in Tel HaSchomer/Ramat Gan eingeliefert, nachdem es positiv auf das Coronavirus getestet worden war. Am Abend berichtete der Fernsehkanal 12, dass sich sein Zustand verschlechtert habe, ohne jedoch Einzelheiten zu nennen.

Das Baby gehört zu den jüngsten Menschen in Israel, die positiv auf COVID-19 getestet wurden. Ein weiteres fünf Wochen altes Babywurde Anfang dieses Monates im Galilee Medical Center in Naharija positiv getestet.

Die meisten Israelis, die an dem Virus gestorben sind, sind älter oder hatten bereits andere Krankheiten. Das bislang jüngste israelische Opfer ist ein 37-jähriger Mann, der an zahlreichen Krankheiten litt.

Das Scheba-Krankenhaus in Ramat Gan

Das Chaim Scheba Medical Center, wie es offiziell heisst, ist mit fast 2‘000 Betten das grösste Spital Israels (Bild 8). Es war 1948 als erstes Militärkrankenhaus Israels gegründet worden, um die Opfer des israelischen Unabhängigkeitskrieges zu behandeln. Es wurde in einer Ansammlung verlassener Militärkasernen aus der britischen Mandatzeit errichtet und war ursprünglich als Armeekrankenhaus Nr. 5 bekannt. Der erste israelische Premierminister David Ben-Gurion liess es in Tel HaSchomer-Krankenhaus umbenennen, nach dem Namen des Viertels von Ramat Gan, in dem es sich befindet. Im Jahr 1953 wurde es ein Zivilkrankenhaus, und Dr. Chaim Scheba wurde sein Direktor. Es wurde nach Schebas Tod zu seinen Ehren umbenannt.

Letztes Jahr wurde das Scheba-Krankenhaus vom US-amerikanischen Nachrichtenmagazin Newsweek als zehntbestes Spital weltweit eingestuft, unmittelbar nach dem Universitätsspital Lausanne. Dieses Jahr stieg das Scheba-Krankenhaus auf Rang 9 auf.

Newsweek ranks Sheba Medical Center in the top 10 hospitals worldwide (ShebaOnline)

The World’s best Hospitals 2020 (Newsweek)


 

Mittwoch, 8.4.2020 – Erew Pessach

Chag Pessach Sameach

Ein gesegnetes Pessachfest wünschen sich Juden– trotz der gegenwärtigen Prüfung, durch die die Weltbevölkerung gegenwärtig geht.

Heute Abend, bei Sonnenuntergang beginnt eines der wichtigsten Feste des Judentums. Es dauert in Israel bis Mittwochabend, 15. April – sieben Tage (in der Diaspora einen Tag länger). Das Fest erinnert an den Auszug der Israeliten aus Ägypten, an seine Befreiung aus der Sklaverei und an seinen Bund mit Gott auf dem Sinai. Im Gedenken an den Zug durch die Wüste und die Eile bei der Vorbereitung werden an dem Fest nur ungesäuerte Brote (Mazzen) gegessen. Der Genuss und Besitz von allem auf Getreide basierendem Gesäuerten ist nicht gestattet.

Daher beginnen Juden schon lange vor dem Fest, sogenanntes Chamez, Gesäuertes, aus ihrem Heim zu verbannen und dieses «koscher für Pessach» zu machen. Dazu gehört gründliches Reinigen und Aufräumen, denn als Chamez gelten ausser Brot auch andere Speisen und Getränke, die man häufiger im Haus hat: Cerealien, Kuchen, Kekse, Pizza, Pasta und Bier.

Seder-Abend als Höhepunkt des Fests

Das eigentlich Fest beginnt am Vorabend des 15. Nisan – heute Abend – mit einem Gottesdienst in der Synagoge, auf den der Seder-Abend folgt. Das hebräische Wort «Seder» bedeutet Ordnung und ist insofern sehr zutreffend, als der Ablauf des Seder-Abends genau festgelegt ist. Zu jeder Seder-Tafel gehören drei Mazzen und sechs Speisen mit symbolischer Bedeutung, die auf dem Seder-Teller liegen. (Bild 5)

Zum festlichen Seder-Mahl setzen sich Familien und Freunde zusammen. Das ist dieses Jahr allerdings wegen der Corona-Pandemie in Israel und in manch andern Ländern nicht möglich. In Israel herrscht Ausgehverbot und die Teilnehmer am Seder-Mahl haben sich auf die Personen zu beschränken, die im selben Haushalt leben.

Mehr zu Pessach

 

Grusswort des Präsidenten ...

Präsident Reuven Rivlin hat vor dem Beginn des Pessachfestes einen Feiertagsgruss an seine Landsleute gesandt.

«Liebe Israelis, dieses Jahr werden wir die Sedernacht unter schwierigen Umständen feiern, weil die Corona-Seuche, die moderne Plage, einen dunklen Schatten auf uns alle wirft. Plötzlich erkennen wir, wie wichtig die einfachen Dinge, die unser tägliches Leben ausmachen, für uns sind», sagt er in einer hebräischsprachigen Videoerklärung.

Rivlin fügt hinzu: «Wenn wir plötzlich mit ‹sozialer Distanzierung›, Schliessung und Isolation in den Häusern konfrontiert sind, spüren wir noch deutlicher, wie wichtig die Verpflichtung ist, die Geschichte unseren Kindern zu erzählen, die Geschichte von Generation zu Generation weiterzugeben, von den Grosseltern zu den Kindern, von den Enkeln zu den Urenkeln. Das ist unsere Geschichte, unser Anker, das, was uns zusammenhält – auch wenn wir getrennt sein müssen.»

Präsident Rivlin veröffentlichte auch eine separate Videoerklärung für Englischsprachige:

President Rivlin’s Pesach greeting
Video: 7.4.2020, 2:13 Min., englisch

 

… und Pessach-Botschaft des Generalstabchefs

Auch der Generalstabchef der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte, Generalleutnant Aviv Kochavi (Bild 6), übermittelte eine Botschaft zu Pessach:

A Passover Message From the IDF Chief of General Staff
(Eine Pessach-Botschaft des Generalstabchefs der israelische Armee)
Video, Israel Defense Forces (IDF), 3:44 Min., Ivrit, englisch untertitelt

We Are Living The Passover Story
(Wir leben die Pessach-Geschichte)
Video, Israel Defense Forces (IDF), 1:25 Min., englisch

Musikalischer Pessachgruss des Israelischen Philharmonieorchesters
Video, 6.4.2020, Israel Philharmonic Orchestra, 3:23 Min., Ivrit, englisch untertitelt

Lahav Schani, designierter Musikdirektor IPO: «Für dieses Pessach, das jeder von uns separat zuhause feiert, haben wir einen besonderen musikalischen Gruss vorbereitet, der Ihnen hoffentlich gefallen wird. Im Namen des Orchesters wünschen wir allen Musikliebhabern ein frohes Pessachfest und gute Gesundheit.»

Das Israel Philharmonic Orchestra (IPO) ist nicht an ein «Home Office», sondern eher an eine «Home Music Hall» gebunden und macht das Beste daraus. Posaunist Micha David arrangierte mit 19 Musikerkolleginnen und -kollegen ein Pessach-Medley. In der dreiminütigen Aufführung spielen sie Teile von «Ma Nishtana», «Simcha Raba», «B’tzet Yisrael» und «Avadim Hayinu».


Sedermahl und Abendmahl

Das «Abendmahl»des italienischen Malers Leonardo da Vinci (Bild 7) ist eines der berühmtesten Wandgemälde der Welt. Es wurde in den Jahren 1494 bis 1497 im Auftrag des Mailänder Herzogs Ludovico Sforza geschaffen und befindet sich in der Dominikanerkirche Santa Maria delle Grazie in Mailand. Die Kirche befindet sich auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes.

Das Werk zeigt Jesus wie er mit seinen Jüngern, einer jüdischen Gemeinschaft, («das letzte») Abendmahl hält. Es ist ein Sedermahl. Die Christen feiern es in Erinnerung am Gründonnerstag (auch «Hoher Donnerstag» genannt).


 

Neu generelle Corona-Tests in Pflegeheimen mit infizierten Bewohnern

Alle Bewohner und Angestellten von Pflegeheimen werden neu auf das Coronavirus getestet, wenn bei jemandem in der Einrichtung COVID-19 diagnostiziert wird. Dies teilte das israelische Gesundheitsministerium mit.

Etwa ein Drittel der Coronavirus-Todesfälle in Israel waren bislang Bewohner von Pflegeheimen und Einrichtungen für betreutes Wohnen, und zahlreiche solcher Einrichtungen haben Fälle bestätigt, von denen möglicherweise eine grosse Zahl an Bewohnern und Mitarbeitern betroffen sind. Bis jetzt wurden Tests systematisch vor allem in Einrichtungen durchgeführt, in denen es zu einem grossen Ausbruch kam.

In der vergangenen Woche empfahl ein Sonderteam innerhalb des Gesundheitsministeriums die Ausweitung der Virustests auf Personen ohne Symptome in Gefängnissen, Pflegeheimen und anderen Wohneinrichtungen mit mindestens einem Coronavirus-Patienten. Bis heute Morgen sind 19 Bewohner aus vier verschiedenen Pflegeheimen im ganzen Land an COVID-19 gestorben.


 

Dienstag, 7.4.2020

Heute ist Weltgesundheitstag

Heute ist – Ironie? – Weltgesundheitstag. Es ist ein weltweiter Aktionstag der 1948 gegründeten Weltgesundheitsorganisation (WHO, Bild 2), einer Koordinationsbehörde der Vereinten Nationen für das internationale öffentliche Gesundheitswesen. Der Weltgesundheitstag wird jährlich am 7. April begangen. Jedes Jahr rückt die WHO ein Gesundheitsproblem vorrangig in das Bewusstsein der Öffentlichkeit. Dabei geht es zunehmend um die Entwicklung nationaler Gesundheitssysteme.

Worum geht es beim diesjährigen Weltgesundheitstag?

Der 7. April 2020 ist der Tag, an dem die Arbeit der Pflegefachleute und Geburtshelferinnen (Bild 3) gefeiert und die führenden Politiker der Welt an die entscheidende Rolle erinnert werden, die sie bei der Gesunderhaltung der Welt spielen. Krankenschwestern und Krankenpfleger sowie andere Gesundheitsfachkräfte stehen bei der Bekämpfung von COVID-19 an vorderster Front – sie bieten eine qualitativ hochwertige, respektvolle Behandlung und Pflege, führen den Dialog mit der Gemeinschaft, um Ängste und Fragen anzusprechen, und sammeln in einigen Fällen Daten für klinische Studien. Ganz einfach, ohne Pflegefachleute gäbe es keine Reaktion.

In diesem Internationalen Jahr der Krankenschwestern und der Hebammen hebt der Weltgesundheitstag den aktuellen Stand der Krankenpflege und der Welt hervor. Die WHO und ihre Partner geben eine Reihe von Empfehlungen zur Stärkung des Pflege- und Hebammenpersonals ab.

Dies ist von entscheidender Bedeutung, wenn wir nationale und globale Ziele erreichen wollen, die sich u. a. auf die allgemeine Gesundheitsversorgung, die Gesundheit von Mutter und Kind, infektiöse und nicht übertragbare Krankheiten einschliesslich psychischer Gesundheit, Notfallvorsorge und -reaktion, Patientensicherheit und die Bereitstellung integrierter, auf den Menschen ausgerichteter Pflege beziehen.

Die WHO ruft am Weltgesundheitstag zu ihrer Unterstützung auf, damit die Pflegefachleute und Hebammen stark genug sind, um sicherzustellen, dass alle und überall die Gesundheitsversorgung erhalten, die sie brauchen.

Der Slogan des Weltgesundheitstags 2020 lautet: Unterstützen Sie die Krankenschwestern, die Krankenpfleger und die Hebammen.
Quelle: World Health Organisation

 

Das Aussenministerium des Staates Israel hat zum Weltgesundheitstag ein Video veröffentlicht, das zeigt, wie sich die Sars-CoV-19-Viren ausbreiten.

Breaking the chain of COVID-19 infection

(Die Infektionskette des COVID-19-Virus unterbrechen)
Am Weltgesundheitstag, an dem Hunderte von Millionen Menschen auf der ganzen Welt mutig der tödlichen Pandemie entgegentreten, sendet Israel Wünsche für eine rasche Genesung an alle, die vom Corona-Virus betroffen sind.
Denken Sie daran, dass es an uns allen liegt, die Infektionskette zu unterbrechen!

Video, Israel’s Foreign Affairs Ministry, 7.4.2020, 1:00 Min.


 

Zusätzliche Einschränkung über Pessach

Die israelische Regierung hat heute die härtesten Bestimmungen seit Beginn des Coronavirus-Ausbruchs verabschiedet, um gegen alle Versuche ihrer Bürger vorzugehen, ihre Häuser zu verlassen und zu reisen, um den Pessach-Seder mit ihren Grossfamilien zu feiern. Die Einschränkungen beginnen heute Dienstagabend um 19 Uhr und dauern bis Freitagmorgen, 6 Uhr.

Supermärkte, Lieferungen von Lebensmitteln und andere wichtige Dienstleistungen dürfen jedoch bis morgen Mittwochnachmittag um 15 Uhr weiter betrieben und am Donnerstagmorgen 7 Uhr wieder geöffnet werden.

Die öffentlichen Verkehrsmittel werden den Betrieb von heute Abend 20 Uhr bis Sonntagmorgen 8 Uhr einstellen.

Totale Ausgangssperre am Sederabend

Ab morgen Mittwoch, 15 Uhr, bis Donnerstagmorgen, 7 Uhr, ist eine generelle Ausgangssperre verfügt. Die Wohnung darf auch nicht zum Kauf von Lebensmitteln verlassen werden. Das Kabinett ruft die Bürger auf, Pessach in den Häusern, in denen sie leben, zu feiern.

Am Mittwochabend beginnt das Pessachfest, das traditionell mit dem festlichen Sedermahl eröffnet wird, zu dem sich die Familien traditionell in grosser Zahl zusammenfinden.

Beschäftigte an Arbeitsplätzen, die als «unverzichtbar» gelten, werden von der Ausgangssperre ausgenommen, jedoch nur, um zur Arbeit zu gehen und nach Hause zurückzukehren.

Die zusätzlichen Massnahmen ergänzen die bereits verschärften Beschränkungen, die auch nach Ablauf der neuen Pessach-Regeln bestehen bleiben.

Die Verlautbarungen der Regierung werden in den Medien zum Teil widersprüchlich wiedergegeben. Diese beklagen, dass sich die Regierung bis am Dienstagnachmittag nicht offiziell verlauten liess. Die Kabinettsitzung war letzte Nacht nach Mitternacht abgebrochen und auf heute Morgen 10 Uhr vertagt und dann wieder auf den Nachmittag aufgeschoben worden.

Offizielle Verlautbarung

Am späteren Nachmittag informierten das Büro des Premierministers, das Gesundheitsministeriums und das Finanzministerium gemeinsam über die vom Kabinett verabschiedeten Notfallverordnungen zur Einschränkung der Aktivitäten, um die Ausbreitung des Coronavirus in Israel während der Pessachzeit einzudämmen (Link siehe weiter unten). Die Regelungen beinhalten weitere Einschränkungen des Zugangs zum öffentlichen Raum bis nach dem Feiertag sowie Einschränkungen der Arbeitsstätten.

Tragen von Gesichtsmasken im öffentlichen Raum ab Sonntag obligatorisch

Der Generaldirektor des Gesundheitsministeriums, Mosche Bar Siman Tov, unterzeichnete heute eine Anordnung wonach alle, die ihre Wohnung verlassen. Mund und Nase mit einer dafür vorgesehenen Maske oder einem anderen Mund-/Nasenschutz gemäss den Richtlinien des Gesundheitsministeriums zu bedecken. Kinder unter 6 Jahren, geistig Behinderte und Personen in einem Fahrzeug sind von dieser Verpflichtung ausgenommen.

Die Verordnung, tritt am Sonntag, 12. April, um 7 Uhr morgens in Kraft. Allerdings sind mit der Anordnung keine Sanktionen verbunden, sodass die Polizei geltend macht, sie nicht durchsetzen zu können.

Joint Prime Minister's Office, Health Ministry and Finance Ministry Announcement
(Gemeinsame Bekanntmachung des Büros des Premierministers, des Gesundheitsministeriums und des Finanzministeriums; 7.4.2020, auf Englisch)


 

Montag, 6.4.2020

Erklärung des Ministerpräsidenten an das israelische Volk

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat heute Abend aus seiner Residenz in Jerusalem zur aktuellen Krise folgende Erklärung abgegeben:

«Bürger Israels, wir befinden uns in einer schicksalhaften Woche, für die Welt und für den Staat Israel. Sie ist verhängnisvoll, weil diese Tage im Kampf um die Blockade des Coronavirus die Richtung bestimmen werden – Fortschritt oder Rückzug und für viele Menschen Leben oder Tod. (…)»
Weiter (auf Englisch)


 

Erstes Flugzeug mit medizinischer Ausrüstung aus China in Israel eingetroffen

Die erste von elf Maschinen der israelischen Fluggesellschaft El Al mit medizinischer Ausrüstung ist am Morgen aus China kommend (Bild 4) in Israel gelandet. Sie bringen Dinge wie Beatmungsgeräte, Masken und Schutzanzüge für medizinische Teams. Die Käufe und Lieferungen der Güter wurden vom israelischen Verteidigungsministerium zusammen mit dem Aussenministerium, der El Al und Israel Chemicals organisiert. Eine zweite Maschine befindet sich auf dem Weg von China nach Israel und eine dritte ist auf dem Flug nach China.


 

Zentralbank senkt Leitzins auf 0,1 Prozent

Israels Notenbank stemmt sich mit der ersten Leitzinssenkung seit fünf Jahren gegen die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Krise.

Der Schlüsselsatz zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld sei von bisher 0,25 Prozent auf 0,1 Prozent nach unten gesetzt worden, teilte die Bank von Israel heute mit. Der Schritt kam für viele Volkswirte überraschend. In einer Umfrage waren vergangene Woche noch die Hälfte der Experten davon ausgegangen, dass die Notenbank nicht reagieren werde.

Die Bank von Israel rechnet damit, dass die Wirtschaft des Landes wegen der Ausgangssperren und Geschäftsschliessungen in diesem Jahr um 5,3 Prozent einbrechen wird. Noch im März hatte sie lediglich ein Minus von 2,5 Prozent vorhergesagt. Die Zahl der Jobsuchenden ist inzwischen auf mehr als eine Million hochgeschnellt. Die Arbeitslosenquote liegt mittlerweile bei um die 25 Prozent. Vor dem Virusausbruch hatte sie bei unter vier Prozent gelegen.


 

Sonntag, 5.4.2020

Corona-Pandemie

Das israelische Gesundheitsministerium hat heute Morgen die Zahl der positiv Getesteten mit 8‘018 angegeben. 46 Personen sind der COVID-19-Pandemie im Land zum Opfer gefallen.I

Zum Vergleich:
Das schweizerische Bundesamt für Gesundheit hat heute Morgen die Zahl der positiv Getesteten mit 21‘100 – 822 mehr als gestern – und die Zahl der Toten mit 559 gemeldet.


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Erdbeben im Süden des Landes

Ein Erdbeben von 4,3 auf der Richterskala war heute früh in Eilat, der Stadt an der Südspitze des Landes gut zu verspüren. Das Epizentrum lag rund 100 Kilometer südlich der Stadt, im Roten Meer. Das Beben wurde jedoch auch noch in Dimona verspürt, fast 200 Kilometer nördlich des Epizentrums. Es wurden keine Verwundeten oder Schäden gemeldet.

Das letzte grosse Erdbeben in Israel erschütterte die Region 1927 – ein Beben der Stärke 6,2, bei dem 500 Menschen getötet und weitere 700 verletzt wurden. Bei einem Erdbeben 1837 kamen bis zu 5.000 Menschen ums Leben. Grosse Erdbeben erschüttern Israel etwa alle 80 Jahre.


 

DES WEITEREN

Virtueller Rundgang durch das menschenleere Jerusalem

Jedes Jahr während Passach und Ostern strömen Tausende von Gläubigen zu den heiligsten Stätten Jerusalems. Leider ist das dieses Jahr nicht möglich, deshalb bringt der offizielle YouTube-Kanal des Staates Israel diese atemberaubenden und spirituellen Stätten in einem speziellen virtuellen Rundgang näher. Machen Sie einen ausgedehnten Spaziergang (26:06 Min.) und sehen Sie die Stadt, wie Sie sie noch nie gesehen haben – menschenleer.
Video: Virtueller Rundgang durch das Heilige Jerusalem


 

Israelis bilden Mediziner aus dem Gazastreifen aus

Dutzende von Ärzten, Krankenschwestern und medizinischem Personal in Gaza wurden von israelischen Teams in Techniken zur Behandlung von Patienten geschult, die mit dem Coronavirus infiziert sind, berichtete der öffentlich-rechtliche Sender KAN am Samstag (11.4.)

Ein Team des Sheba Medical Center in Ramat Gan (Bild 8) führte am Grenzübergang Erez eine mehrstündige Schulung für rund 20 medizinische Mitarbeiter aus Gaza durch. Darüber hinaus durfte eine Gruppe den Gazastreifen verlassen, um eine Schulung im medizinischen Barzilai Medical Center in Aschkelon zu absolvieren, und medizinisches Personal beider Seiten hat dem Bericht zufolge gemeinsame Telefonkonferenzen abgehalten.

Die Initiative fand unter der Schirmherrschaft des Koordinators für Regierungsaktivitäten in den Gebieten (COGAT) statt, der Verbindung des israelischen Verteidigungsministeriums zu den Palästinensern, berichtete der Sender.


 

Eilat besonders stark von Arbeitslosigkeit betroffen

Die Arbeitslosigkeit hat landesweit 25 Prozent der Arbeitskraft erreicht. Rund 1,05 Millionen Menschen sind derzeit in Israel ohne Arbeit, und es stellt sich jetzt schon die Frage, wie viele von ihnen nach Ende der Corona-Krise bei der Suche nach einem Job auf der Strecke bleiben müssen, sei es aus Altersgründen, aus Gründen der Gesundheit oder aus Gründen eventuell veränderter Familienverhältnisse. Ganz zu schweigen von jenen Bürgern und Bürgerinnen, die sich vorzeitig pensionieren lassen. Wie auch immer: Auf die Staatskasse warten noch recht schwierige Zeiten, meint Jacques Ungar, der Israel-Korrespondent von «tachles».

Besonders schlimm betroffen ist die fast gänzlich vom Tourismus abhängige Stadt Eilat am Roten Meer: Hatte dort die Arbeitslosigkeit Ende Februar erst 3,3 Prozent betragen, ist sie jetzt angesichts des praktischen Zusammenbruchs der lokalen Tourismusbranche auf 69,3 Prozent gestiegen.


 

Not macht erfinderisch

Das Coronavirus hat auch in Israel den Alltag vollständig verändert. Dinge, die noch vor einem Monat als selbstverständlich galten, sind heute mittlerweile unmöglich. Versammlungen von Menschen sind gänzlich untersagt, Hochzeiten und Beerdigungen können nur noch in einem sehr kleinen Kreis durchgeführt werden.

Während man bei Hochzeiten die grosse Feier auf einen späteren Termin verschieben kann, hat man bei einer Beerdigung nicht die Möglichkeit, die Trauer für den Verstorbenen zu verschieben. Wenn jemand in diesen Tagen seinen Vater oder seine Mutter verliert, ist das Trauergebet, das Kaddisch, sehr wichtig für die Hinterbliebenen.

Doch die strengen Verordnungen zur Eindämmung des Coronavirus erlauben dieses im Judentum so wichtige Gebet nicht mehr. Um dieses Gebet sprechen zu können, braucht man nämlich einen «Minjan», also mindestens zehn Juden. Und genau das ist jetzt verboten: Versammlungen von mehr als zwei Personen sind in diesen Tagen absolut tabu.

Für Rabbiner Schwartz war dies ein sehr grosses Problem. Seine Geschichte wurde heute auf dem Nachrichtenportal Arutz 7 veröffentlicht. Schwarz hatte seine Mutter verloren und nun war er nicht in der Lage, für sie das Kaddisch zu beten. Er war verzweifelt und vertraute sich seinem Sohn an, der zurzeit seinen Armeedienst als Fallschirmjäger in der orthodoxen Hetz-Brigade ableistet. Und dann erzählte der Sohn, dass es den Soldaten in den Armeebasen weiterhin erlaubt sei, zusammen zu beten, da sie ja schon seit langer Zeit die Basis nicht verlassen hätten und daher quasi isoliert seien. So bot er seinem Vater an, zusammen mit seinen Kameraden das so wichtige Kaddisch für die verstorbene Grossmutter zu sprechen (Bild 9).

«Mein Sohn hat meine Seele erleichtert», erzählte Rabbiner Schwartz gerührt. Und aus dieser anfänglichen Not entstand ein wunderbares Projekt. Schwartz wandte sich an Yossi Levi, Leiter von «Nezach Jehuda» (Nachal Haredi), einer weiteren orthodoxen Armee-Einheit. Dieser wandte sich an die Rabbiner der Einheit, die daraufhin beschlossen , Juden in der ganzen Welt anzubieten, ihnen die Namen ihrer geliebten Verstorbenen zu übermitteln, damit die orthodoxen Soldaten dann an ihrer Stelle das Kaddisch-Gebet sprechen können
(Aus: Israel Heute)


 

Wie grosszügig! BDS ist bereit Hilfe von Israel anzunehmen

Omar Barghouti, Mitbegründer der BDS-Bewegung, hat am Sonntag (5.4.) in einem Video auf Facebook gesagt, wenn Israel ein Heilmittel gegen das Coronavirus (Sars-CoV-2) entdecke, dann sei die Zusammenarbeit mit dem jüdischen Staat akzeptabel. Dies vermeldete die Internetplattform JNS. «Wenn Israel ein Heilmittel für Krebs oder gegen ein Virus findet, dann ist es kein Problem, mit ihm zusammenzuarbeiten», sagte Barghouti.

BDS (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen) ist eine palästinensische Kampagne, die den Staat Israel wirtschaftlich, kulturell und politisch isolieren will und sich entsprechend vehement für den umfassenden Boykott Israels und israelischer Produkte einsetzt.

«Aber ich glaube, dass wir noch nicht in dem Stadium sind, in dem wir Israel dringend brauchen, und es ist nicht so, dass uns ausser Israel niemand retten kann. Wenn das tatsächlich der Fall wäre, dann ist es wichtiger als alles andere, Leben zu retten», erklärte Barghouti. Er fügte hinzu, dass es akzeptabel sei, medizinische Ausrüstung vom jüdischen Staat zu erhalten, da eine solche Zusa


 

Zusammenstellung, Übersetzungen und Redaktion:
Rolf Koch, Vizepräsident und Webmaster GSI

 

Bild 1: Am Rathaus von Tel-Aviv leuchtet der Rote Davidstern zu Ehren der Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und Freiwilligen des israelischen Rettungsdienstes «Magen David Adom»– Roter Davidstern (Stadtverwaltung Tel-Aviv-Jaffa)

Bild 2: Flagge der Weltgesundheitsorganisation (WHO) der Vereinten Nationen

Bild 3: Pflegefachfrauen und -männer (WHO)

Bild 4: Das erste von elf Flugzeugen der israelischen Fluggesellschaft El Al wird in China mit medizinischer Ausrüstung beladen um nach Israel gebracht zu werden (5.4.2020, El Al)

Bild 5: Auf dem Sederteller liegen die rituellen Speisen, drei Mazzen sind von einem Tuch bedeckt.

Bild 6: Generalleutnant Aviv Kochavi, Generalstabchef der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte seit dem 15.1.2019

Bild 7: «Abendmahl», von Leonardo da Vinci

Bild 8: Das Chaim Scheba Medical Center in Tel HaSchomer/Ramat Gan.

Bild 9: Soldaten eines orthodoxen Bataillons der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte beten stellvertretend das Kaddisch, das jüdische Trauergebet.

Bild 11: Auktion von Siedlungsland am Strand von Tel Aviv am 11. Februar 1909