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ISRAEL von Tag zu Tag – 32/2020

Sonntag, 2. August, bis Schabbat, 8. August 2020

Freitag, 7.8.2020

Israelische Kampfflugzeuge fliegen über KZ Dachau und Flugplatz Fürstenfeldbruck

Am 18. August werden israelische Kampfflugzeuge das Konzentrationslager Dachau (nordwestlich von München) und den Militärflugplatz in Fürstenfeldbruck bei München überfliegen, wo während den Olympischen Sommerspielen 1972 neun von einem palästinensischen Terrorkommando überfallene israelische Athleten getötet wurden.

Zuvor traf der Kommandant der israelischen Luftwaffe (IAF), Generalmajor Amikam Norkin, mit den Familien der Opfer zusammen (Bild 17).
(Tweet IDF, 7.8.2020)

IAF überflog 2003 das Konzentrationslager Auschwitz

Im September 2003 überflogen bereits drei F-15-Kampfflugzeuge der israelischen Luftwaffe das Konzentrationslager Auschwitz. Angeführt wurden sie vom nachmaligen Vorgänger Norkins als Luftwaffenkommandant, Amir Eschel, Sohn eines Holocaust-Überlebenden. Über dem Konzentrationslager setzte er über Funk folgende Botschaft an eine Zeremonie der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) ab, die am Boden stattfand.

«We pilots of the Israeli Air Force, flying in the skies above the camp of horrors, arose from the ashes of the millions of victims and shoulder their silent cries, salute their courage and promise to be the shield of the Jewish people and its nation Israel.»

(Wir Piloten der israelischen Luftwaffe, die wir am Himmel über dem Lager des Schreckens fliegen, sind aus der Asche der Millionen von Opfern auferstanden und schultern ihre stummen Schreie, grüssen ihren Mut und versprechen, der Schild des jüdischen Volkes und seiner Nation Israel zu sein.)

Münchner Olympia-Attentat (Wikipedia)
Konzentrationslager Dachau (Wikipedia)


 

Protestdemo oder Karneval?

Auch heute Abend fand wieder eine der fast täglichen Protestdemos vor der Residenz von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in Jerusalem statt. Protestiert wird gegen seinen Umgang mit dem Coronavirus und die damit einhergehende Wirtschaftskrise, und sein Rücktritt wird gefordert. Rund 3‘000 Menschen hatten sich diesmal dazu eingefunden. Die wöchentlichen Freitagsproteste, die als «Kabbalat Schabbat» bezeichnet werden, ziehen tendenziell mehr junge Familien an als die grösseren Samstagabend-Proteste (Bild 14).

Heute probierten die Organisatoren ein System aus, um zu ermitteln, wie viele Menschen an den Kundgebungen teilnahmen. Sie verteilten weisse Armbänder an alle Teilnehmer, um zu zeigen, dass die Teilnehmerzahl höher war als offiziell angegeben.

«Nach der Zahl der verteilten weissen Armbänder gibt es hier über 3‘000 Menschen, und kein Reporter oder die Polizei kann dies bestreiten», kündigte ein Organisator auf der zentralen Bühne während des Protests unter lautem Beifall an.

Bei der Protestkundgebung vom vergangenen Samstag (1.8., siehe dort), der bisher grössten Anti-Netanjahu-Demonstration in Jerusalem, kamen nach Angaben der israelischen Polizei schätzungsweise 10‘000 Menschen. Die Protestveranstalter behaupteten jedoch, dass die tatsächliche Zahl zwischen 15‘000 und 30‘000 Menschen lag.

Zu den Aufmärschen verkleiden und maskieren sich manche Teilnehmerinnen und Teilnehmer und schaffen eine Karnevalsatmosphäre. Dazu gehörten Clowns (Bild 15), die ein Schild mit der Aufschrift «Wer ist der Hofnarr?» zeigte, und eine israelische Freiheitsstatue, die eine Fackel mit der Aufschrift «Hoffnung» hochhielt. Es gab auch mehrere als Ausserirdische verkleidete Personen, als Reaktion auf Netanjahus Sohn Jair, der die Demonstranten in einem Radiointerview am Montag als «Ausserirdische» bezeichnet hatte.
(The Times of Israel)


 

Viele Libanesen haben Israels Solidaritäts- und Hilfsangebote begrüsst

Während viele Libanesen israelische Solidaritätsgesten und Hilfsangebote Israels nach der tödlichen Explosion im Hafen von Beirut in dieser Woche ablehnten, begrüssten Tausende von Bürgern des katastrophengeschädigten Landes den israelischen Einsatz, liess das israelische Aussenministerium heute Freitag verlauten.

Jerusalem habe Tausende positiver Reaktionen auf die Angebote Israels erhalten, so Jonatan Gonen, der die arabischsprachige Abteilung für neue Medien des Ministeriums leitet.

«Wir Libanesen lieben euch, und der ganze Libanon ist mit euch», schrieb eine Person aus dem Libanon, sagte Gonen.

"Herzlichen Dank dem israelischen Volk für diese gesegneten und humanitären Initiativen. Gott segne euch», schrieb ein anderer.

Ein dritter Benutzer nannte Israel «unseren Schwesterstaat», so Gonen weiter.

«Es war sehr aufregend, die Botschaften des Dankes und der Wertschätzung zahlreicher Bewohner des Libanon für die Solidaritätsinitiativen der Bewohner Israels und der Stadtverwaltung von Tel Aviv zu erhalten», sagte Gonen gegenüber der Times of Israel.

«Wir haben solche Botschaften sowohl auf Facebook als auch auf Instagram und Twitter erhalten. Darüber hinaus erhielten wir auch viele positive Reaktionen von Bewohnern in anderen arabischen Ländern, insbesondere aus dem Irak, Ägypten und sogar Syrien. Eine der Personen, die auf unsere Beiträge geantwortet habet, schrieb, dass sie dazu erzogen wurde, Israel zu hassen, und jetzt sei sie von den israelischen Gesten beeindruckt».

Nicht alle sehen es positiv

Am Mittwoch hatten anderseits viele Libanesen auf soziale Medien zurückgegriffen, um ihrer Wut darüber Ausdruck zu verleihen, dass die Stadtverwaltung von Tel Aviv eine libanesische Flagge an die Fassade ihres Gebäudes projizierte.

Tel Aviv hat in der Vergangenheit wiederholt sein Rathaus mit den Farben anderer Länder, die Katastrophen durchmachen, beleuchtet. Die Ehrung der ägyptischen Flagge durch die Stadtverwaltung nach einem Angriff auf christliche Kopten im Mai 2017 war die erste Geste gegenüber einem arabischen Land, wobei Ägypten im Gegensatz zum Libanon ein Friedensabkommen hat und Beziehungen zu Israel unterhält.

Einige Nutzer – insbesondere diejenigen, die die Hisbollah unterstützen – schreiben, dass sie sich Gewalt erhoffen. «Wir werden diejenigen sein, die Tel Aviv erleuchten – mit unseren Raketen», schrieb Mohammad Ali Sakr.
(The Times of Israel)


 

Mittwoch, 5.8.2020

Bürgermeisterin von Haifa warnt vor einer Katastrophe wie in Beirut

Die Bürgermeisterin von Haifa, Einat Kalisch Rotem, hat sich heute besorgt darüber geäussert, dass sich das «Schreckensszenario», das Beirut erfasste, auch in der nordisraelischen Hafenstadt entfalten könnte. Sie und Beamte ihrer Verwaltung sehen die Explosionen in der libanesischen Hauptstadt als «Weckruf»  und drängen die Regierung, die Bemühungen zu beschleunigen, gefährliche Öl- und petrochemische Industrien aus der Bucht zu entfernen.

Sie rief dazu auf, die Bemühungen um die Verlegung potenziell gefährlicher Öl- und Chemiefabriken aus dem dicht besiedelten Gebiet von Haifa zu beschleunigen, bevor es zu einer massiven Explosion wie im Hafen von Beirut kommen könnte.

In der Nähe von Wohngebieten, in denen 900‘000 Menschen leben, befindet sich in der Bucht von Haifa im Norden Israels das grösste Industriegebiet des Landes. Es verfügt über zwei Häfen und mehr als 60 Industrieanlagen, darunter Ölraffinerien und Verarbeitungsbetriebe, Kraftwerke und Lagereinrichtungen. Es wird von grossen Nationalstrassensystemen durchzogen, auf denen täglich Hunderttausende von Menschen fahren.

Bürgermeisterin Kalisch Rotem schrieb am Mittwoch auf Facebook: «Die Angst von uns allen, basierend auf Experten auf diesem Gebiet, ist genau die vor einem Horrorszenario wie dem, das gestern nördlich von Israel ausgebrochen ist... Gestern erhielten wir einen Weckruf aus Beirut... Es gibt keinen Platz für gefährliche Substanzen und umweltverschmutzende Fabriken im städtischen Raum und unter der Bevölkerung. Nach dem Schock über den rauen Anblick aus dem Libanon ist es Zeit zu handeln.»

Eli Dukorsky, Bürgermeister von Kirjat Bialik, nördlich von Haifa, schloss sich in einem Beitrag auf seiner Facebook-Seite dem Plädoyer für die Evakuierung der petrochemischen Industrie an.

Umweltschutzministerin Gila Gamliel sagte in einer Erklärung, dass die Tragödie in Beirut «beunruhigend» sei. Sie wiederholte ihr Versprechen, die petrochemische Industrie innerhalb eines Jahrzehnts zu verlagern.

Miki Haimovich, Vorsitzender des Knesset-Ausschusses für Innere Angelegenheiten und Umwelt, der Ende Juni eine Debatte über die Zukunft der Bucht von Haifa führte, gelobte, den Ausschuss erneut einzuberufen, um Israels Bereitschaft für eine Massenkatastrophe mit gefährlichen Stoffen zu erörtern.

Unfälle auch im Hafen von Haifa

Im Laufe der Jahre haben sich im Hafen von Haifa zahlreiche Arbeitsunfälle ereignet. Einer der schwersten Unfälle der letzten Jahre ereignete sich 2016, als in einem Ölraffineriekomplex in Haifa ein massives Feuer ausbrach, das mehrere Stunden lang giftige schwarze Wolken über die Bucht trieb.

Dafür wurde das Ölraffinerie- und Petrochemieunternehmen der Bazan-Gruppe Anfang dieses Jahres zur Zahlung einer Geldstrafe von 1,2 Millionen NIS (335.000 USD) wegen Fahrlässigkeit, Umweltverschmutzung und Verletzung von Genehmigungen verurteilt.

Am Dienstag – dem Tag der Explosion in Beirut – debattierte das Bezirksgericht von Haifa über die Annahme einer Sammelklage gegen 30 umweltverschmutzende Fabriken in der Bucht von Haifa, in der Fahrlässigkeit und Verstösse gegen den Clean Air Act geltend gemacht werden, die zu hohen Raten von Non-Hodgkin-Lymphomen und Lungenkrebs in der Region führen.

Eine Gefahrenquelle wurde vor zwei Jahren in der Bucht von Haifa beseitigt, als nach jahrelangem öffentlichem Druck ein massiver Ammoniak-Lagertank auf Anordnung des Obersten Gerichtshofs entleert wurde.

Ammoniak wird nun per Schiff eingeführt und innerhalb Israels per Pipeline transportiert.

Hisbollah-Chef drohte 2016 mit Bombardierung von Tanks in Haifa

Hassan Nasrallah, der Führer der vom Iran unterstützten libanesischen Terrorgruppe Hisbollah, hatte 2016 damit gedroht, einen Ammoniak-Lagertank zu bombardieren.

In einer Rede, die am 16. Februar 2016 auf Al-Manar TV ausgestrahlt wurde, bedrohte Nasrallah die israelischen Ammoniak-Lagerstätten in Haifa. Er zitierte einen israelischen Experten, der sagte, dass ein Raketenangriff auf die Ammoniak-Tanks die Wirkung einer Atombombe hätte. Daher, so Nasrallah, sei es «keine Übertreibung» zu sagen, dass die Hisbollah über eine Atomwaffe verfüge. Er fügte hinzu, dass ein Angriff auf die Ammoniakanlagen in Haifa möglicherweise Zehntausende von Toten verursachen würde.

Genau ein Jahr später, am 16. Februar 2017, sagte Nasrallah in einer Rede, die im Mayadeen-Fernsehen ausgestrahlt wurde, dass Israel aufgrund der Drohungen der Hisbollah beschlossen habe, die Ammoniak-Tanks aus Haifa zu entfernen. Er forderte, dass das Volk von Haifa der Hisbollah dafür danken solle.

Nasrallah fügte hinzu, dass die Hisbollah auch nach der Entfernung des Lagers aus Haifa in der Lage sein werde, es an seinem neuen Standort zu erreichen, ebenso wie das israelische Atomkraftwerk in Dimona.

Er sagte, dass ein Angriff auf die Ammoniak-Lagertanks einem «nuklearen Angriff» entspräche, während ein Angriff auf ein Schiff, das Israel mit Ammoniak versorgt, einem Angriff auf fünf Atombomben gleichkäme.
(Verschiedene Medien)


 

Dienstag, 4.8.2020

Kommandant der IDF-«Corona-Brigade» ernannt

Brigadegeneral Nissan Davidi (Bild 4) ist heute mit der Leitung des so genannten Coronavirus-Kommandos der israelischen Verteidigungskräfte (IDF) beauftragt worden, das für die Überwachung der Aktivitäten des Militärs im Zusammenhang mit der Pandemie und die Unterstützung der nationalen Massnahmen gegen die COVID-19-Krise verantwortlich ist.

Das Coronavirus-Kommando wurde letzte Woche auf Befehl von Verteidigungsminister Benny Gantz als Einheit innerhalb des IDF- Heimatfrontkommandos geschaffen. Es hat insbesondere die Aufgabe, die Infektionsketten zu unterbrechen, indem es die Testkapazitäten des Landes verbessert, um Träger des Virus zu finden, und ein epidemiologisches Erhebungsnetz zu beaufsichtigten, um diejenigen zu identifizieren, die möglicherweise mit den Patienten in Kontakt gekommen sind, und sie rasch in Quarantäne zu bringen. (Bild 5)

Es ist die dritte «Task Force» des Landes, die den Kampf gegen die Krankheit überwacht und sich dem «Coronavirus-Kabinett» anschliesst, das aus Regierungsministern und einer beratenden Expertengruppe besteht, die den Coronavirus-Beauftragten der Regierung, Prof. Ronni Gamzu, unterstützt.

Die Einheit wird aus etwa 2‘000 Armeeangehörigen bestehen, sagte der Chef des Heimatfrontkommandos, Generalmajor Uri Gordin (Bild 6), heute vor Reportern.

Die Einheit wird Gordin und dem IDF-Generalstabschef, Generalleutnant Aviv Kochavi, direkt unterstellt sein, aber sie wird im Einklang mit den vom Gesundheitsministerium und dem Coronavirus-Beauftragten der Regierung, Prof. Ronni Gamzu, festgelegten Richtlinien arbeiten.

Besuch der «top brass»

Heute besuchte Premierminister Benjamin Netanjahu zusammen mit Verteidigungsminister Gantz, dem nationalen Sicherheitsberater Meir Ben-Schabbat und dem stellvertretenden IDF-Stabschef Eyal Zamir den Stützpunkt des Coronavirus-Kommandos im Hauptquartier des Heimatfront-Kommandos in Ramle (Bild 7).

Statt Abschied von der Armee neue Aufgabe

Davidi, der zuvor als leitender Logistikoffizier für das IDF-Heimatfrontkommando und in anderen logistikbezogenen Funktionen diente, wurde gemäss IDF-Informationen von Gordin und Kochavi für diese Position ausgewählt. Die Nominierung wurde von Gantz gebilligt.

Davidi wollte sich vom Militär zurückziehen, entschied sich aber, seinen Austritt zu verschieben, um das Coronavirus-Kommando zu leiten, teilten die IDF mit.

Das Kommando wurde am Dienstag letzte Woche gebildet, nachdem Prof. Ronni Gamzu dem Verteidigungsministerium und den IDF die Verantwortung für die Durchführung epidemiologischer Untersuchungen übertragen hatte, bei denen die Ausbreitung der Krankheit durch Rückverfolgung der Bewegung bestätigter Träger realisiert werden sollte.

«Dieses Sonderkommando wird daran arbeiten, die Testzeiten zu verkürzen, die Abläufe in den Labors zu verbessern und ein grosses Netzwerk epidemiologischer Gutachter betreiben; es wird eine schnelle Quarantäne der Patienten sicherstellen und die Ausbreitung der Krankheit bewerten und analysieren, um Richtlinien festzulegen», sagte das Verteidigungsministerium damals in einer Erklärung.

Am Sonntag genehmigte Gantz die Einberufung von 3‘000 Reservisten – hauptsächlich vom IDF-Heimatfrontkommando – zur Unterstützung bei der Bildung des Coronavirus-Kommandos und anderen Aspekten der militärischen Pandemiebekämpfung.

Israel war es weitgehend gelungen, die Ausbreitung des Virus während des ersten Ausbruchs einzudämmen, so dass die Zahl der täglich neu auftretenden Fälle bis Mai auf ein niedriges Dutzend zurückging. Nach der Aufhebung der meisten Beschränkungen kam es jedoch zu einem Anstieg der Infektionen, wobei in den letzten Wochen etwa 2‘000 neue Fälle pro Tag auftraten.

Aktuelle Zahlen

Nach den Statistiken des Gesundheitsministeriums, die heute Morgen veröffentlicht wurden, wurden am Vortag 1‘801 neue Fälle des Coronavirus registriert, wobei die Gesamtzahl der Infektionen seit Beginn der Pandemie auf 75‘083 angestiegen ist.

Von den 24‘764 aktiven Fällen befinden sich 349 Menschen in einem ernsten Zustand, 97 davon an Beatmungsgeräten. Weitere 139 Personen befinden sich in mässigem Zustand, und der Rest hat leichte oder keine Symptome. Das Gesundheitsministerium meldete acht weitere Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19, womit sich die nationale Zahl der Todesopfer auf 554 erhöhte.
(The Times of Israel)

IDF Task Force Takes On COVID-19
(On the Front Lines of COVID-19)
Video, Israel Defense Forces (IDF), 6. 8. 2020; 0:57 Min., englisch


 

Explosionskatastrophe in Beirut  –  Israel bietet Hilfe an

Am frühen Abend haben sich in der libanesischen Hauptstadt Beirut zwei Explosionen ereignet – wobei die zweite unvorstellbar gross war –  die weit über 100 Tote und Tausende Verletzte forderte (die Zahlen steigen laufend). Das Zentrum der Stadt wurde verwüstet, grosse Schäden gab es auch in den Aussenquartieren. 300‘000 Bewohner wurden dadurch obdachlos. Die Detonation war gar im 240 Km entfernten Zypern zu hören. (Bilder 8 bis 10)

Die Spitäler der Stadt, die ohnehin durch die Corona-Epidemie an ihren Grenzen sind, wurden durch die Tausende Verletzte hoffnungslos überfordert. Die libanesischen Behörden baten das Ausland um Hilfe.

Die libanesische Republik (10‘452 Km2; Israel 22‘380 Km2, Schweiz 41‘285 Km2) hat rund 6,5 Millionen Einwohner von 18 anerkannten Religionsgemeinschaften (Christen verschiedener Denominationen, schiitische und sunnitische Muslime, Drusen, usw.) und beherbergt 1,5 Millionen syrische Flüchtlinge.

Israel bietet Hilfe an

Unter den Ersten, die ihre Hilfe anboten, war der Staat Israel. Dies ist nicht selbstverständlich, befinden sich die beiden Staaten doch seit 1948 formell noch immer im Kriegszustand (Libanon war eines der fünf Länder, die Israel am Tag nach der Unabhängigkeitserklärung am 14.5.1948 unvermittelt angriffen, allerdings in kleinem Rahmen). Entsprechend haben der Libanon und Israel keine diplomatischen Beziehungen. Libanesen sind jegliche Kontakte mit Israelis verboten.

Ausserdem ist die Situation zwischen den beiden Staaten, namentlich seit sich die vom Iran unterstützte Terrororganisation Hisbollah dort als «Staat im Staat» etabliert hat, gespannt. Die Hisbollah verweigert dem Staat Israel das Recht auf Existenz und greift ihn regelmässig mit Terroraktionen an. Sie befand sich zuletzt im Jahr 2006 in einem rund einmonatigen Krieg mit Israel.

Der libanesischen Regierung wurde noch am Dienstagabend auf Anweisung von Aussenminister Gabi Aschkenasi und Verteidigungsminister Benny Gantz humanitäre und medizinische Hilfe angeboten. Das Angebot wurde über internationale Sicherheits- und diplomatische Kanäle unterbreitet.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat den Chef des Nationalen Sicherheitsrates, Meir Ben-Schabbat, angewiesen, mit dem UN-Sonderkoordinator für den Nahost-Friedensprozess, Nickolay Mladenov, zu sprechen, um zu klären, wie Israel dem Libanon weiter helfen kann.


Siehe auch «Israel sammelt Geld für Beirut» in den ISRAEL-Zwischenzeilen Nr. 33/2020

Mladenow bestätigte das Angebot Israels, über die UNO zu arbeiten in einem Tweet mit den Worten: «Die Region und die Welt müssen zusammenkommen, um den Menschen im Libanon in dieser Zeit der Angst zu helfen».

Präsident Reuven Rivlin (Bild 11) fügte in einem Tweet auf Englisch, Arabisch und Hebräisch hinzu: «Wir teilen den Schmerz des libanesischen Volkes und strecken aufrichtig die Hand aus, um in dieser schwierigen Zeit unsere Hilfe anzubieten.»

Israelis senden Botschaften der Solidarität nach Libanon
Video, Israel (offizieller YouTube-Kanal des Staates Israel) / BotschaftIsrael, 5./ 6.8.2020, 2:03 Min., Originalsprache, deutsch untertitelt

Tel Aviver Rathaus in den Farben des Libanon

Tel Avivs Bürgermeister Ron Huldai ordnete an, die Front des Rathauses am folgenden Abend mit Libanons Flagge zu beleuchten (Bild 12). Er sagte: «Unsere Gedanken sind bei den Menschen im Libanon. Das Rathaus von Tel Aviv erstrahlt heute Abend in den Farben der libanesischen Flagge als Zeichen der Solidarität mit allen, die von diesem schrecklichen Desaster in Beirut betroffen sind».

Die Aktion stiess jedoch nicht bei allen Israelis auf Zuspruch. Israels Minister für Jerusalem-Angelegenheiten, Rafi Peretz von der nationalreligiösen Siedlerpartei Jüdisches Heim verurteilte die Reaktion auf die Katastrophe in Beirut. Humanitäre Hilfe sei eine Sache, die Flagge eines feindlichen Landes im Herzen Tel Avivs zu zeigen aber sei «moralische Verwirrung».

Israelische Spitäler bieten die Aufnahme von Verletzten

Angesichts der Tausenden Verletzte und der Überlastung und Beschädigung vieler medizinischer Zentren in Beirut bieten israelische Krankenhäuser – mit einer langen Geschichte der Behandlung von Patienten aus feindlichen Ländern – Hilfe an.

Mindestens drei israelische Krankenhäuser haben am Dienstag angeboten, bei der Behandlung der Tausenden von Libanesen zu helfen, die bei den massiven Explosionen in Beirut verletzt wurden.

Das Ziv Medical Center in der nördlichen Stadt Safed und das Rambam Medical Center in Haifa erklärten beide, dass sie Verletzte aufnehmen würden.

Wir sind «erfahren und vorbereitet», hiess es im Ziv. Beide Krankenhäuser im Norden verfügen über umfangreiche Erfahrung in der Behandlung von Patienten aus feindlichen Ländern und waren an der Behandlung der im Bürgerkrieg verwundeten Syrer beteiligt. Ziv hat seit 2013 mehr als 5‘000 syrische Patienten unter Wahrung der Vertraulichkeit ihrer Identität behandelt.

Das Sheba Medical Center ausserhalb Tel Avivs bot ebenfalls Hilfe an. «Wir haben den bei der Explosionskatastrophe im Libanon Verletzten jegliche medizinische Hilfe angeboten», sagte Krankenhausdirektor Yitshak Kreiss im Armeeradio. «Wir sind verpflichtet, jedem zu helfen, der Hilfe braucht, vor allem unseren Nachbarn. Wir sind bereit und vorbereitet auf jeden Einsatz, der uns gegeben wird».

Sheba behandelt routinemässig palästinensische Patienten und hat Ausbildungskurse für palästinensische Krankenpflegerinnen und -pfleger aus dem Westjordanland und dem Gazastreifen durchgeführt.

Die libanesische Regierung lehnt israelische Hilfsangebote ab

Es war nicht zu erwarten, dass der Libanon das Angebot des jüdischen Staates annehmen würde, trotz der Sorgen des bereits angeschlagenen Landes. Und die libanesische Regierung, der auch die Hisbollah angehört, lehnte denn auch postwendend ab. «Wir nehmen keine Hilfe von einem feindlichen Staat an», hiess es aus der Regierung.

Spekulationen, dass Israel hinter der Explosion stecken könnte

Nicht erstaunlich, dass kurz nach der Explosion Spekulationen aufkamen, Israel könnte hinter der Katastrophe stecken. Das offizielle Israel stellte dies unverzüglich in Abrede.

Erstaunlich war allerdings, dass ein hochrangiger Vertreter der Hisbollah umgehend der libanesischen OTV sagte, Gerüchte in den sozialen Medien über einen israelischen Angriff seien falsch. «An den Gerüchten über einen israelischen Angriff auf Hisbollah-Waffen im Hafen ist nichts Wahres dran», sagte die Quelle dem Sender.

Mutmassliche Ursache der Explosion

Gemäss libanesischen Medienberichten lösten Schweissarbeiten im Hangar 12 des Hafens ein Feuer aus. Dieses liess wenig später die dort (zusätzlich zu Feuerwerk) ungesichert gelagerten 2750 Tonnen Ammoniumnitrat explodieren. Die Substanz stammte von einem russischen Frachtschiff, das wegen technischer und finanzieller Probleme im November 2013 nicht weiter nach Moçambique fahren konnte. Die Zollbehörden hatten in den vergangenen sechs Jahren in mehreren Schreiben an die Justizbehörden auf die Gefahr aufmerksam gemacht, die von dem Material ausgeht. Die zuständigen Stellen aber ignorierten das Problem.

Steht die Hisbollah dahinter?

Islamisten verwenden die chemische Verbindung seit Jahren bei Auto-Selbstmordbombern und für den Bau von anderen Sprengsätzen. Dies lässt die Vermutung aufkommen, dass die Hisbollah, die den Hafen beherrschen soll, eine Entfernung bzw. einen Verkauf des Materials verweigerte, um es für eigene Terroraktivitäten nutzen zu können.

Der israelische Fernsehkanal 13 zitierte am Freitagabend (7.8.) die Einschätzung – allerdings ohne Quellenangabe – dass der Hisbollah-Generalsekretär  Hassan Nasrallah beabsichtigt haben könnte, die Lagerbestände an Ammoniumnitratvorrat für einen «dritten Libanonkrieg» zu verwenden (Israel hat zwei Kriege mit dem Libanon geführt – 1982 und nach einem grenzüberschreitenden Überfall der Hisbollah, bei dem israelische Soldaten entführt und getötet wurden, im Jahr 2006).

Der TV-Bericht verwies auf Fälle in Deutschland und Grossbritannien, wo die Hisbollah mit erheblichen Mengen des Materials erwischt wurde. Im Jahr 2015 fand der britische Geheimdienst in London nach einem Hinweis des Mossad vier Hisbollah-Aktivisten mit drei Tonnen Ammoniumnitrat in Mehlsäcken, hiess es im Fernsehbericht unter Berufung auf ausländische Berichte. Ein ähnlicher Prozess führte in Deutschland zur Entdeckung von Hisbollah-Aktivisten mit genügend Ammoniumnitrat, «um eine Stadt in die Luft zu jagen», hiess es in dem Bericht. Deutschland verbot daraufhin die Hisbollah als terroristische Organisation.

Der Bericht wurde Stunden nach einer Rede Nasrallahs ausgestrahlt, in der er «kategorisch» dementierte, dass seine Gruppe Waffen oder Sprengstoff im Hafen von Beirut gelagert habe.

Israel hat nicht behauptet, dass die Hisbollah mit der Sprengung vom Dienstag in Verbindung stand.
(The Times of Israel und weitere Quellen)


 

Montag, 3.8.2020

140 Einwanderer aus Frankreich in Israel eingetroffen

Insgesamt 140 neue «Olim» (Einwanderer) aus Frankreich sind heute Montag trotz der Coronavirus-Pandemie in Israel eingetroffen. Sie wurden am Ben-Gurion-Flughafen von Pnina Tamano-Schata, der israelischen Ministerin für Einwanderung und Integration, und der Präsidentin der Internationalen Gemeinschaft von Christen und Juden (IFCJ) Jael Eckstein, deren Organisation den Flug arrangiert hatte, begrüsst (Bild 3).

«Im Jahr 2020 werden wir über zehntausend Einwanderer aus der ganzen Welt willkommen heissen», sagte Tamano-Schata. «Es ist ein grosses Privileg für mich (...) die Alija (Einwanderung) in dieser schwierigen Zeit zu managen».

Sie fügte hinzu: «Ich gratuliere unseren Brüdern und Schwestern aus Frankreich, die Zionisten und voller Liebe für dieses Land sind (...). Jeder Jude sollte wissen, dass die Tore dieses Landes offenstehen, selbst in einer Notlage oder Krise».

Fast die Hälfte der Neuankömmlinge sind Kinder unter 18 Jahren. Elf der Olim sind medizinische und paramedizinische Fachkräfte. Siebzehn haben eine Karriere im High-Tech-Bereich, während 27 über Erfahrungen in freien Berufen verfügen. Fünfzig von ihnen werden in die Küstenstadt Netanja nördlich von Tel Aviv ziehen, und 31 planen die Wohnsitznahme in der israelischen Hauptstadt Jerusalem. Der Rest wird sich in anderen Gebieten des Landes niederlassen.

Mit der Freude über die Ankunft der neuen Einwanderer vermischten sich düstere Beschreibungen von aufkommenden antisemitischen Gefühlen in Frankreich und die Schwierigkeit, jüdische Symbole in der Öffentlichkeit zu zeigen. Etliche Einwanderer schilderten wie sie in Frankreich namentlich im beruflichen Umfeld Antisemitismus und damit verbunden berufliche Nachteile erfahren mussten.
(The Times of Israel / jns Jewish News Syndicate)


 

Syrische Terrorzelle deponierte Sprengsatz bei Grenzposten

Vier Männer sind am späten Sonntagabend auf den südlichen Golanhöhen von Syrien aus in israelisches Gebiet eingedrungen und haben an der syrisch-isrelischen Grenze Spengsätze deponiert. Truppen und ein Flugzeug der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) schossen gleichzeitig auf die Gruppe und töteten alle vier. Seitens der IDF wurde niemand verletzt.

Es war vorerst unklar, welcher militärischen oder terroristischen Organisation die vierköpfige Zelle angehörte und ob es sich um einen isolierten Vorfall handelte oder ob er mit den anhaltenden Spannungen mit der Hisbollah zusammenhängt, erklärte IDF-Sprecher Brigadegeneral Hidai Silberman. Das IDF-Nordkommando unterhält eine erhöhte Bereitschaft für verschiedene Szenarien. Die IDF machen das syrische Regime für alle Ereignisse auf syrischem Boden verantwortlich und tolerieren keine Verletzung der israelischen Souveränität.

Silberman sagte weiter, unabhängig davon, welche Gruppe hinter dem versuchten Angriff stecke, mache das Militär letztlich die syrische Regierung für den Vorfall verantwortlich und deutete an, dass es wie bei früheren Angriffen, die von Syrien kamen, in irgendeiner Weise Vergeltungsmassnahmen gegen Damaskus erwäge.

Die vier Verdächtigen waren mehrere Stunden lang von den IDF überwacht worden, bevor die Truppen das Feuer eröffneten, wobei sie von Soldatinnen mit leistungsstarken Sicherheitskameras, im Hebräischen als tatzpitaniyot bekannt, überwacht wurden, nachdem sie sie entdeckt hatten.

Die Armee veröffentlichte auch ein Video des Vorfalls, auf dem sich Figuren einem Zaun nahe der Grenze näherten und von einer Rakete getroffen wurden.

Video des Vorfalls

Reaktion Israels

Die IDF führten am Montagabend als Reaktion auf den vereitelten Sprengstoffanschlag Luftangriffe gegen Ziele des syrischen Militärs in Südsyrien durch, als Reaktion auf den versuchten Terroranschlag, der in der Nacht zuvor entlang der syrischen Grenze vereitelt worden war.

Zu den bei den Angriffen getroffenen Zielen gehörten Aussichtspunkte, Mechanismen zum Sammeln nachrichtendienstlicher Erkenntnisse, Flugabwehrwaffen sowie Kontroll- und Befehlsmittel auf syrischen Militärstützpunkten. Laut der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur SANA wurden bei Angriffen, die auf die Region Quneitra abzielten, nur materielle Schäden verursacht.
(IDF-Mediendienst und weitere Quellen)


 

Mehrheit der Israelis besorgt über Coronavirus

Die Mehrheit der Israelis ist Berichten zufolge besorgt über das Coronavirus, doch 30 % tragen laut einer Umfrage nicht regelmässig eine Maske, es sei denn, sie werden dazu aufgefordert.

Die heute in Israel Hayom vorgestellte Studie, die von Prof. Yitzhak Katz am Maagar-Mochot-Forschungsinstitut durchgeführt wurde, befragte eine Vielzahl jüdischer und arabischer Bürger im Alter von 18 Jahren und älter, um ihre Sicht in der Coronavirus-Pandemie zu ermitteln. Die Umfrage ergab einen statistischen Fehler im Bereich von 4,4%.

Etwa 70% der Befragten gaben an, dass sie darauf achten, in allen erforderlichen Fällen eine Maske zu tragen – wobei 21% in den meisten Fällen eine Maske tragen, unabhängig davon, ob sie dazu angewiesen wurden oder nicht. Nur 2% gaben an, dass sie fast nie eine Maske tragen, während weitere 2% angaben, dass sie dies nur in geschlossenen Räumen tun (Bild 1).

Unterschiede in den Alterskategorien

Es gab erwartungsgemäss Unterschiede in den verschiedenen Alterskategorien. Etwa 61% der 18-30-Jährigen gaben an, dass sie in allen erforderlichen Fällen eine Maske tragen, während 80% der Israelis im Alter von 50-64 Jahren dies behaupten. 73% der über 65-Jährigen erklärten, die Beschränkungen des Gesundheitsministeriums in vollem Umfang einzuhalten.

Etwa zwei Drittel der Israelis geben an, dass sie ihre Gewohnheiten in Bezug auf das Verlassen des Hauses geändert haben – sie wagen sich weniger in die Öffentlichkeit als vor dem Ausbruch der Pandemie. Ausserdem gaben etwa 70% an, ihre sozialen Interaktionen eingeschränkt zu haben.

Etwa 40% sind dazu übergegangen, online einzukaufen, anstatt eine Coronavirusinfektion in einem Geschäft zu riskieren, 47% haben die Zeit, in der sie vom Büro aus arbeiten, reduziert und 60% haben die Anzahl ihrer normalen Familienbesuche verringert.

Was die Gesundheit der Menschen in ihrer Umgebung betrifft, so äusserte die überwiegende Mehrheit (90%) eine gewisse Besorgnis hinsichtlich der öffentlichen Gesundheit.

Die Wirtschaftskrise, die mit der Coronavirus-Pandemie einherging, hat dazu geführt, dass die Israelis in letzter Zeit etwas sparsamer geworden sind. Mehr als die Hälfte (52%) gab an, dass ihre finanzielle Situation gelitten hat, während weniger als die Hälfte (45%) keine Veränderung erfahren hat. Nur 3% berichteten, dass sich ihre Situation verbessert habe.

Die Hälfte der Befragten gab an, dass sie ihre Ausgabengewohnheiten mit dem Ausbruch des Coronavirus geändert haben. Etwa 14% reduzierten ihre Ausgaben für lebensnotwendige Güter, während 4% angaben, dass sie ihre Ausgaben innerhalb derselben Kategorie erhöhten. Etwa 27% der Befragten berichteten von keiner Veränderung. Hinsichtlich der Ausgaben für Luxusgüter berichtete die Hälfte der Israelis von einem Rückgang.

Während die Coronavirus-Pandemie die Welt auf den Kopf gestellt hat, wobei normale Routine fremd geworden ist und Massen von Maskentragenden zur Normalität geworden sind, ist fast die Hälfte der Israelis (47%) hoffnungsvoll, dass sie in ihr normales Alltagsleben zurückkehren können. Im Moment ist Hoffnung alles, was es gibt.
(The Jerusalem Post)


 

Netanjahu: Annexion nicht vom Tisch, Thema ist in Washington

Nachdem Aussenminister Gavriel «Gabi» Aschkenasi noch letzte Woche (Mi. 29.7., siehe dort) erklärt hatte, niemand spreche über die Annexion, auch die Amerikaner im Moment nicht, hat Ministerpräsident Netanjahu heute seiner Likud-Fraktion mitgeteilt, dass die geplante Annexion von Land im Westjordanland durch Israel nicht vom Tisch sei, sondern von der US-Regierung entschieden werden müsse. «Die Frage der Ausweitung der Souveränität liegt in Washington. Sie ist nicht vom Tisch, die Option besteht nach wie vor», sagte Netanjahu.

Der Premierminister hatte seine Absicht erklärt, die Annexion unter der Schirmherrschaft des US-Friedensplans am 1. Juli voranzutreiben, aber dieses Datum kam und ging, ohne dass sich in der Sache etwas bewegte, und in den letzten Wochen hat Netanjahu in dieser Frage weitgehend geschwiegen.

Berichte der letzten Monate lassen darauf schliessen, dass sich das Weisse Haus angesichts der wütenden Coronavirus-Pandemie, der Rassenproteste, der bevorstehenden nationalen Wahlen und anderer Erwägungen in Bezug auf den israelischen Vorschlag abgekühlt hat.
(The Times of Israel)


 

Grösstes Frachtflugzeug der Welt landet in Israel

Das grösste Frachtflugzeug der Welt, die Antonow An-225 «Mirja», ist heute Nachmittag auf dem Internationalen Flughafen Ben-Gurion bei Tel Aviv gelandet (Bilder 2 und 3). Sie war mit Oshkosh-Lastwagen des US-Militärs beladen, die in Israel mit von der US-Armee gekauften Iron Dome- Raketenabwehr-Systemen ausgestattet werden, wie das israelische Verteidigungsministerium mitteilte.

Die Antonow An-225 ist mit über 30 Rädern, sechs Triebwerken und einer Spannweite von fast 90 Metern (290 Fuss) das grösste jemals produzierte Flugzeug. Es hat eine Reichweite von 15‘400 km im unbeladenen und 4‘500 km im voll beladenen Zustand. Eine vergrösserte und verbesserte Version der An-225 mit acht Triebwerken und dem Namen An-325 war in Planung, wurde aber nicht realisiert.
(The Jerusalem Post)

Landung der Antonov An-225 in Tel Aviv
Video, ynet, 3. 8. 2020, 3:30 Min.

Pläne für US-Produktion von «Iron Dome»

Raytheon Missiles & Defense und Rafael Advanced Defense Systems Ltd. haben am Montag bekannt gegeben, dass sie sich auf die Gründung eines Joint Ventures zur Produktion von Waffensystemen der «Iron Dome» (Eiserne Kuppel) in den Vereinigten Staaten geeinigt haben.

Beim «Iron Dome» handelt es sich um ein Raketenabwehr-System, das seit Jahren erfolgreich die Bevölkerung Südisraels vor dem Beschuss mit Raketen aus dem Gazastreifen schützt.
(jns Jewish News Syndicate)


 

Sonntag, 2.8.2020

Finanzministerium: Erholung der Wirtschaft könnte fünf Jahre beanspruchen

Gemäss einer Prognose könnte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2020 um 7,2% schrumpfen, wenn aufgrund der Coronavirus-Pandemie erneut wirtschaftliche Restriktionen verhängt werden.

Es könne bis zu fünf Jahre dauern, bis sich die israelische Wirtschaft vollständig von dem Schock erholt habe, den sie während der Coronavirus-Pandemie erlitten habe, sagte das Finanzministerium in einer heute veröffentlichten Wirtschaftsprognose voraus.

In seiner Prognose für 2020-2023 bot das Ministerium zwei verschiedene Wege an, die die Wirtschaft in den kommenden Jahren einschlagen könnte, einen, auf dem die Pandemie unter Kontrolle gebracht wird, was zu einer allmählichen Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der Israelis führt, und einen anderen, auf dem ein Anstieg der Coronavirus-Todesfälle die Wiedereinführung wirtschaftlicher Restriktionen erfordert, was die Erholung behindert.

Sollte die Pandemie weitgehend unter Kontrolle bleiben und die Wirtschaft wieder in Gang kommen, würde das BIP nach Prognosen des Ministeriums im Jahr 2020 um 5,9 Prozent schrumpfen, gefolgt von einem Wachstum von 5,7 Prozent im folgenden Jahr. In diesem Szenario würde die Arbeitslosigkeit am Ende des Jahres bei etwa 9,7% bleiben.

Sollte jedoch eine Verschärfung der Krise im Bereich der öffentlichen Gesundheit zu einer Verschärfung der wirtschaftlichen Restriktionen führen, würde die Arbeitslosigkeit bis Ende des Jahres auf 15% steigen, und das BIP würde 2020 um 7,2% schrumpfen und 2021 nur um 2,2% steigen.

In beiden Fällen würde eine vollständige wirtschaftliche Erholung wahrscheinlich etwa ein halbes Jahrzehnt dauern und sicherlich nicht vor 2023 eintreten.

Während einer nationalen Abschottung im März-April kam die Wirtschaft fast vollständig zum Erliegen. Die Arbeitslosigkeit stieg auf 26% und über eine Million Israelis waren arbeitslos. In den letzten Monaten wurden die Restriktionen grösstenteils aufgehoben, aber die Arbeitslosigkeit liegt weiterhin bei über 20%, wobei nach Angaben des israelischen Arbeitsamtes etwa 800‘000 Israelis arbeitslos geworden oder beurlaubt worden sind.

Das Zentrale Statistikbüro hat allerdings andere Zahlen vorgelegt und im vergangenen Monat berichtet, dass die Arbeitslosigkeit im Juni bei 10,7% lag.
(The Times of Israel)


 

Mehrere Regierungsmitglieder müssen in Quarantäne

Am Samstagabend (1.8.) twitterte Rafi Peretz, Minister für Jerusalem- und Kulturerbe-Angelegenheiten: «Mit dem Ende des Schabbats ist ersichtlich geworden, dass mein Coronavirus-Test von Freitag positiv ausgefallen ist.

Auf dies hin mussten sich heute drei weitere Minister in Quarantäne begeben: Zeev Elkin, Minister für Hochschulbildung und Wasserressourcen, Orly Levy-Abekasis, Ministerin für die Stärkung und Weiterentwicklung der Gemeinschaft, und Yaakov Avitan, Minister für religiöse Dienste. Sie hatten an einer Sitzung in Anwesenheit von Minister Peretz teilgenommen.

Auch der Kommandant der Polizei für den Bezirk Jerusalem, Doron Jedid, musste nach einem Kontakt mit Minister Peretz in die Isolation.
(Verschiedene Medien)


 

Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen

Heute Abend feuerten Terroristen eine Rakete dem Gazastreifen auf die südisraelische Stadt Sderot ab. Da sie mutmasslich in bewohntem Gebiet eingeschlagen hätte, wurde das Raketenabwehrsystem «Iron Dome» aktiviert, das sie abfing.

Zur Zeit des Angriffs wurde in Sderot ein Autokino ereöffnet. Insassen zahlreicher Autos sahen sich den Eröffnungsfilm an.

Es war das erste Mal seit fast einem Monat, dass vom Gazastreifen aus Raketen auf Israel abgefeuert wurden. Am 5. Juli schossen Terroristen im Gazastreifen drei Raketen auf den Süden Israels ab. Als Reaktion darauf bombardierten die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) eine Reihe von Hamas-Zielen im Gaza-Streifen.

Auch heute nahmen die IDF Ziele der Hamas im Gazastreifen ins Visier. Eines der Ziele war Angaben der Armee zufolge eine Betonproduktionsstätte, die zum Bau unterirdischer Infrastruktur genutzt wurde.
(Verschiedene Quellen)


 

DES WEITEREN

Israelisches Team gewinnt vier Medaillen bei Chemieolympiade

Erstmals haben israelische Studenten bei der Chemieolympiade eine Goldmedaille gewonnen. Bei der 52. Olympiade, in der letzten Juli-Woche von der Türkei veranstaltet, aber virtuell über Zoom ausgetragen, gingen auch zwei Silber- und eine Bronzemedaille an das Team aus Israel. Somit gewann jeder der vier teilnehmenden israelischen Studenten eine Medaille (Bild 18).

Roi Peer, 18, aus Gan Haim errang mit 90.35 Punkte die Goldmedaille. Vor dem Wettbewerb sagte er: «Letztes Jahr gewann ich eine Silbermedaille, und im Jahr davor Bronze. Es war ein seltsames Jahr wegen des Coronavirus, vor allem, weil der Wettbewerb auf Zoom stattfinden wird, und das senkt irgendwie die Motivation.»

Insgesamt beteiligten sich 240 junge Frauen und Männer aus 60 Ländern, einschliesslich Iran und Syrien. Das israelische Team hatte sich am Technion in Haifa auf die Olympiade vorbereitet. Israel nimmt seit 2006 an der Veranstaltung teil, die jedes Jahr stattfindet.
(Technion / Verschiedene Medien)


 

Für die Schweiz bestimmte Drohne in Israel abgestürzt

Eine der sechs (nach «tachles» vier) von der Schweiz bei der israelischen Firma Elbit Systems bestellten Aufklärungsdrohnen des Typs Hermes 900 (Bild 16) ist am Mittwoch (5.9.) über dem Negev abgestürzt und hat Totalschaden erlitten.

Die Schweiz hatte die UAV (unmanned aerial vehicle; so der Fachausdruck) zum Preis von insgesamt 250 Mio. Franken im Jahre 2015 bestellt. Sie sollen die RUAG Ranger-UAV (ADS 95; eine Entwicklung des Schweizer Rüstungskonzerns RUAG Aviation und der Israel Aircraft Industries) ersetzen, die Ende des letzten Jahres ausser Dienst gestellt wurden. Doch die Auslieferung der neuen Drohnen verzögert sich, offenbar durch von der Bestellerin gewünschte Anpassungen und neuerdings durch die Corona-Pandemie.
(tachles / Wikipedia)


 

 

Biden will das Wort «Besatzung» aus dem demokratischen Programm fernhalten

Der US-Präsidentschaftskandidat Joseph Robinette [«Joe»] Biden Junior  (so sein voller Name) griff persönlich ein, um das Wort «Besatzung» aus dem Parteiprogramm der Demokraten herauszuhalten, so ein Bericht von Foreign Policy vom Donnerstag.

Danach soll Biden eingegriffen haben, nachdem pro-israelische Gruppen an ihn appelliert hatten. Der Bericht nennt drei Quellen, darunter Jason Isaacson, den Leiter für Politik und politische Angelegenheiten beim American Jewish Committee.

Bevor Joe Biden als Präsidentschaftskandidat feststand, hatten sich die Progressiven der Demokratischen Partei darauf geeinigt, zum ersten Mal das Wort in das Parteiprogramm aufzunehmen.

«Die Frage, ob der Text sich auf die «Besatzung» beziehen oder den Ausdruck «Beendigung der Besatzung»verwenden dürfe, wurde Biden vorgelegt, und er sagte ‹nein›», sagte Isaacson gegenüber Foreign Policy.

Der Abschnitt über Israel beinhaltete eine robustere Sprache, um die Rechte der Palästinenser auf einen Staat zu verteidigen. Bernie Sanders, der Senator aus Vermont, den der ehemalige Vizepräsident in den Vorwahlen besiegt hatte, brachte die Anmerkung in den Programm-Entwurf ein, dass die Palästinenser das Recht hätten, frei von fremder «Besatzung» zu leben, ein kaum verschleierter Hinweis auf Israel. Auf Intervention Bidens wurde er vor der Veröffentlichung des Programms gestrichen.
(The Times of Israel)


 

Redaktion: Rolf Koch, Vizepräsident und Webmaster GSI

 

Bild 1 (3.8.2020): Polizeibeamte stellen für das Nichttragen der Maske Bussen aus (JPost)

Bild 2 (3.8.2020): Die ukrainische Antonow An-225 «Mirja» landet auf dem Internationalen Flughafen Ben-Gurion bei Tel Aviv (JPost)

Bild 3 (3.8.2020): Die ukrainische Antonow An-225 «Mirja» landet auf dem Internationalen Flughafen Ben-Gurion bei Tel Aviv (JPost)

Bild 4 (4.8.2020): Brigadegeneral Nissan Davidi, mit der Leitung des militärischen Coronavirus-Kommandos betraut (Verteidigungsministerium).

Bild 5 (4.8.2020): Ein IDF-Soldat testet eine Coronavirus-Probe in einem Militärlabor (IDF)

Bild 6 (4.8.2020): Generalmajor Uri Gordin, Kommandant des Heimatfront-Kommandos (IDF)

Bild 7: Ministerpräsident Benjamin Netanjahu (vorne Mitte), flankiert vom stellvertretenden IDF-Stabschef Eyal Zamir (links) und Verteidigungsminister Benny Gantz (rechts), besuchten am 4. August 2020 das Coronavirus-Kommando der Armee in Ramle. (GPO)

Bild 8 (4.8.2020): Übersichtskarte des Hafens von Beirut und der angrenzenden Stadtteile.

Bild 9 (4.8.2020): Der Hafen und der angrenzende Steil der Stadt Beirut nach der Explosion

Bild 10 (4.8.2020): Der Hafen von Beirut vor und nach der Explosion

Bild 11: Präsident Reuven Rivlin bekundet dem libanesischen Volk das Mitgefühl und bietet Hilfe an (Aussenministerium)

Bild 12 (4.8.2020): Die Front des Tel Aviver Rathauses erstrahlt in den Farben der Flagge Libanons (Stadtverwaltung Tel Aviv)

Bild 13: Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu (r.) bei einer gemeinsamen Medienkonferenz mit dem damaligen US-Vizepräsidenten Joe Biden in Netanjahus Büro in Jerusalem am 9.3.2016 (The Times of Israel)

Bild 14 (7.8.2020): Israelis protestieren vor der offiziellen Residenz des Ministerpräsidenten (The Times of Israel)

Bild 15 (7.8.2020): Als Clowns verkleidete Israelis protestieren gegen Ministerpräsident Netanjahu vor dessen Residenz in Jerusalem (The Times of Israel)

Bild 16: Die Aufklärungsdrohne Hermes 900 des israelischen Herstellers Elbit Systems (Wikipedia)

Bild 17 (7.8.2020): Generalmajor Amikam Norkin, Kommandant der israelischen Luftwaffe trifft eine Angehörige eines Opfers des Terroranschlags auf die israelische Delegation an den Olympischen Sommerspielen in München 1972 (IDF).

Bild 18: Das israelische Chemieteam: (im Uhrzeigersinn von oben links) Roi Peer, Bar Scheffer, Ward Jahja und Ron Schprints (Zentrum für Zukunftsforscher)