Zum Hauptinhalt springen

ISRAEL von Tag zu Tag – 35/2020

Sonntag, 23. August, bis Schabbat, 29. August 2020

Beachten Sie auch die Beiträge in der Rubrik DES WEITEREN ganz unten

 

Donnerstag, 27.8.2020

Knesset schaltet eine zehntägigen Pause ein

Die Knesset, das israelische Parlament, hat heute eine zehntägige Pause begonnen. Der Knessetvorsitzende («speaker») Jariv Levin ordnete eine Abschaltung des gesamten Gebäudes an, die für die Elektro- und Klimaanlagen notwendig ist.

Die Schliessung des Gebäudes findet normalerweise im August statt, wenn die Knesset in den Ferien ist. Die Parlamentarier stimmten jedoch für die Absage ihrer jährlichen Sommerpause, weil sie in den vergangenen 20 Monaten nicht genug zusammengekommen waren und weil sie Zeit brauchten, um die Verabschiedung des Staatshaushalts gesetzlich zu regeln.

Die Pause ermöglicht es Knessetmitgliedern, die aufgrund eines Kontakts mit einer Corona-infizierten Person in Quarantäne gehen mussten, diese vor den nächsten Abstimmungen im Plenum zu beenden.

Integrations- und Absorptionsministerin Pnina Tamano-Shata (Blau-Weiss) wurde positiv auf COVID-19 getestet, ebenso der stellvertretende Minister für öffentliche Sicherheit, Gadi Jevarkan (Likud), der sich bei ihr mit dem Virus infiziert hat.

Die Minister Avi Nissenkorn (Blau-Weiss), Asaf Zamir (Blau-Weiss) und Juval Steinitz (Likud) sowie die Parlamentrier/innen Ajelet Shaked (Jamina), David Bitan (Likud) und Tehila Friedman (Blau-Weiss) sind aufgrund des Kontakts mit Tamano-Shata unter Quarantäne gestellt.
(The Jerusalem Post)


 

Hitzewelle nähert sich Israel

In den meisten Teilen des Landes wird eine schwere Hitzewelle erwartet, die am Schabbat beginnen und bis Montag andauern werde, hat das Gesundheitsministerium heute gewarnt.

In einer Presseerklärung forderte es die Öffentlichkeit, insbesondere ältere Menschen und Menschen mit chronischen Krankheiten, dringend auf, direkte Sonneneinstrahlung und unnötige körperliche Anstrengung zu vermeiden, viel Wasser zu trinken und sich an kühlen, klimatisierten Orten aufzuhalten.

Das Gesundheitsministerium erklärt, dass ein Hitzschlag eintreten könne, wenn die Körpertemperatur innerhalb von 15 Minuten über 41 Grad ansteigt. Er könne auftreten, wenn der Körper sich nicht schnell genug abkühlt, weil der Schweiss, der ein natürliches Kühlmittel ist, nicht schnell genug verdunstet oder weil aufgrund von Dehydrierung nicht genug davon vorhanden ist. Kinder unter vier Jahren, Erwachsene mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Menschen mit Übergewicht seien anfällig für einen Hitzschlag.
(The Jerusalem Post)


 

Mittwoch, 26.8.2020

Schüsse aus dem Libanon auf israelische Soldaten

Nach Schüssen auf israelische Soldaten an der Grenze zum Libanon gestern am späten Abend haben die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) in der Nacht auf heute Ziele im Libanon angegriffen. Beschossen worden seien u.a. Beobachtungsposten der Hisbollah-Miliz im Grenzgebiet, teilten die IDF mit. Eingesetzt wurden Kampfhubschrauber und -jets. Der Libanon und Israel befinden sich offiziell noch seit 1948 im Krieg. An der gemeinsamen Grenze kommt es immer wieder zu Angriffen der Hisbollah auf Israel.

Das israelische Militär bestätigte den «Sicherheitsvorfall» an der libanesischen Grenze. Auf israelischer Seite sei niemand verletzt worden. Es gab auch keine unmittelbaren Berichte über Verletzte im Libanon.

Im Norden Israels durften Bewohner des Kibbuz Manara* und umliegender Gemeinden kurzzeitig ihre Häuser nicht verlassen und mussten sich für eine Zurückziehen in Schutzräume bereithalten; Strassen wurden gesperrt.

Die IDF feuerten über dem Grenzgebiet Leuchtraketen in den Himmel (Bild 10) und durchsuchte das Gebiet, um sicherzustellen, dass niemand die Grenze durchbrochen hatte.

Ministerpräsident Netanjahu führte über Nacht Konsultationen mit dem Verteidigungsminister, dem Generalstabschef der IDF und anderen hochrangigen Beamten durch. Er kommentierte den Vorfall: «Israel verurteilt die Schüsse auf unsere Truppen durch die Hisbollah aufs Schärfste. Wir werden keine Aggression gegen unsere Bürger dulden und energisch auf jeden Angriff gegen uns vorgehen. Ich schlage vor, dass die Hisbollah nicht die vernichtende Kraft Israels herausfordert. Die Hisbollah gefährdet Libanon erneut mit ihrer Aggression.»

Generalstabchef besuchte Einheiten in Israels Norden

IDF-Generalstabchef Aviv Kohavi besuchte heute das Nordkommando, um den Schusswechsel mit der Hisbollah-Terrorgruppe im Libanon von gestern Abend zu besprechen. Er traf mit dem Leiter des Nordkommandos, Generalmajor Amir Baram, den Kommandanten der Galiläa-Division, Brigadegeneral Shlomi Binder sowie weiteren Offizieren aus der Region zusammen. «Der Stabschef war von den operativen und nachrichtendienstlichen Fähigkeiten der Truppen vor Ort beeindruckt und lobte deren Bereitschaftsgrad», so das Militär.

Die israelische Armee hatte ihre Truppen an der Nordgrenze zuletzt verstärkt, nachdem ein zur Hisbollah gehörende TV-Sender Israel für den Tod eines Mitglieds der Miliz bei einem Angriff in Syrien verantwortlich gemacht hatte. Befürchtet wurden in Israel daraufhin Vergeltungsaktionen. Das israelische Militär verhinderte zuletzt nach eigenen Angaben zwei Angriffe an den Grenzen des Landes im Norden.
(Verschiedene Medien)

*) Der 1943 gegründete Kibbuz Manara liegt in Obergaliläa weniger als 100 Meter von der libanesischen Grenze entfernt.  Er zählt rund 250 Einwohner. Der amerikanische Schriftsteller Leon Uris besuchte den Kibbuz seinerzeit im Rahmen seiner Recherchen für seinen Roman Exodus.


 

 

Dienstag, 25.8.2020

Zahl der Corona-Neuinfektionen in Israel steigt

Das Gesundheitsministerium hat heute Dienstagmorgen berichtet, dass in den letzten 24 Stunden 1888 Israelis positiv getestet wurden, die höchste Zahl seit dem 29. Juli. An Werktagen, den Tagen mit den meisten Tests, wurden in Israel zuletzt immer rund 1.650 Fälle registriert.

Es wurden innert der letzten 24 Stunden 27.985 Israelis auf Corona getestet (Bild 4); 6,7 Prozent von ihnen hatten ein positives Ergebnis.

Die Zahl der Todesopfer landesweit durch die Coronavirus-Pandemie hat 839 erreicht. Über 500 Israelis sind seit dem 1. Juli an COVID-19 gestorben, verglichen mit 320 von März bis Juni.

Im Hinblick auf das neue Schuljahr, das am 1. September beginnt, und die darauf folgenden hohen Feiertage scheint Israel schlecht dazustehen. Noch steht nicht fest, ob die Schule wie geplant beginnen wird und ob die Gläubigen an den kommenden Feiertagen die Synagogen aufsuchen dürfen (Rosch HaSchana [jüdisches Neujahrsfest] am 19./20.9.; Jom Kipppur [Versöhnungsfest] am 28.9. und Sukkot [Laubhüttenfest] vom 3. bis 8.9.).

Es gibt Pläne für einen weiteren «Lockdown» während den Feiertagen, wie dies im Frühling zu Pessach der Fall war.


 

Mehr als eine halbe Million Israelis seit Beginn des Corona-Ausbruchs in Quarantäne

Mehr als 580‘000 Israelis sind seit Beginn der Coronakrise in Isolation gewesen, so die Statistik, die heute dem Corona-Sonderausschuss der Knesset vorgelegt wurde.

Die Ausschussvorsitzende Yifat Schasha-Biton begrüsste die Erhöhung der Zahl der Epidemiologen, die Untersuchungen zur Ermittlung der Kontaktpersonen derjenigen durchführen, die sich mit dem Coronavirus angesteckt haben («contact tracing»).

In Israel kommt auf 300‘000 Menschen ein Epidemiologe, in Deutschland auf 4‘000 und in Grossbritannien gar auf 2.200 Menschen.
(JerusalemOnline)


 

Rabbiner durch arabischen Terroristen ermordet

Der 39-jährige Rabbiner Shai Ohayon (Bild 6) ist heute Nachmittag etwas ausserhalb seines Wohnortes Petach Tikva (Stadt östlich von Tel Aviv) von einem arabischen Terroristen mit einem Messer schwer verletzt worden. Er erlag Stunden später im Beilinson Medical Center in Petach Tikva seinen schweren Stichverletzungen im Oberkörper.

Das Opfer war auf dem Weg nach Hause gewesen. Es ist Vater von vier Kindern im Alter zwischen 4 und 13 Jahren.

Die Polizei nahm den Täter, einen 46-jährigen Palästinenser aus Rujeeb, einem Dorf südlich von Nablus im Westjordanland, kurz nach der Tat fest. Er trug die Tatwaffe (Bild 7) noch auf sich. Der Attentäter ist Vater von sechs Kindern, und hatte eine Arbeitserlaubnis für Israel. Die Polizei stuft die Tat als Terroranschlag ein.

Rabbi Ohayon wurde am frühen Donnerstagmorgen unter grosser Anteilnahme der Bevölkerung in Petach Tikva beigesetzt.

Erstes ziviles Terroropfer nach knapp über einem Jahr

Es ist knapp mehr als ein Jahr her, dass die damals 17-jährige Rina Shnerb getötet wurde, als arabische Terroristen am 23. August 2019 eine Bombe an einem beliebten Wanderweg in Samaria zündeten.

Seit ihrem tragischen Tod haben bis heute (25.8.) keine weiteren israelischen Zivilisten durch den palästinensischen Terror ihr Leben verloren. Es ist das erste Mal seit 56 Jahren, dass in Israel ein ganzes Jahr ohne einen durch den Terror verursachten zivilen Tod verstrichen ist.

1964 starben keine israelischen Zivilisten bei Terroranschlägen, obwohl 100 Soldaten im Kampf gegen muslimische Kämpfer ihr Leben verloren. Im vergangenen Jahr verloren die IDF den Unteroffizier Amit Ben Yiga. Er wurde getötet, als ein arabischer Terrorist einen grossen Steinblock vom Dach seines Wohnhauses auf seinen Kopf schleuderte.

Heute ist dieses Jahr ohne zivile Opfer mit der Ermordung von Rabbi Shai Ohayon in Petach Tikva zu Ende gegangen.

Kurz vor dem Attentat an Rabbi Ohayon hatte Ministerpräsident Netanjahu einen Tweet abgesetzt, in dem er darauf hinwies, dass das erste Mal seit 56 Jahren während über 365 Tagen kein israelischer Zivilist bei einem Terroranschlag getötet worden war.
(Verschiedene Medien)


 

Der britische Aussenminister besuchte seinen israelischen Amtskollegen

Der britische Aussenmininster Dominic Raab hat heute seinen israelischen Amtskollegen, Aussenminister Gavriel «Gabi» Aschkenasi, in Jerusalem besucht.

Während des Treffens besprachen die beiden bilaterale Themen, einschliesslich die Handelsbeziehungen nach dem Austritt Grossbritanniens aus der Europäischen Union. Sie diskutierten auch regionale Fragen, einschliesslich der iranischen Bedrohung, der Lage im Libanon, der Verankerung und zunehmenden Macht der Hisbollah und das Normalisierungsabkommen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Aussenminister Gabi Ashkenazi: «Iran stellt eine Bedrohung für die Stabilität und den Frieden im Nahen Osten und auf der ganzen Welt dar, und die Aufhebung des Waffenembargos wird dazu führen, dass Iran seine Wiederaufrüstung beschleunigt. Wir waren enttäuscht, dass die E3 (Deutschland, Frankreich und Grossbritannien) im UN-Sicherheitsrat gegen die Ausweitung des Waffenembargos gegen Iran gestimmt haben. Die E3-Länder müssen verstehen, dass regionale Stabilität und die Beendigung der iranischen Rüstung von globalem Interesse sind. Die globalen Bemühungen, Aggressionen zu stoppen, müssen in Handlungen und nicht nur in Worten gesehen werden. Es ist noch nicht zu spät, die Richtung zu ändern.»

Der israelische Aussenminister dankte seinem britischen Amtskollegen für die Entscheidung der britischen Regierung, die Hisbollah zur Terrororganisation zu erklären und bat Grossbritannien, die israelische Position zu unterstützen, dass UNIFIL in der Lage sein sollte, das Mandat im Libanon auszuführen und die Stärkung der Hisbollah zu verhindern.
(Aussenministerium des Staates Israel)

Besuch auch beim Ministerpräsidenten

Der britische Aussenminister suchte auch Ministerpräsident Benjamin Netanjahu auf. Dieser erklärte seinem Besucher, er erwarte, dass Grossbritannien seine Politik gegenüber dem Iran ändere und sich den amerikanischen Sanktionen anschliesse, um den Iran daran zu hindern, sich tödliche Waffen zu beschaffen oder auf eine Atomwaffe zuzugehen. Der Premierminister sagte: «Schauen Sie sich die Aggression des Iran heute an, ohne eine Atomwaffe. Was für eine riesige Gefahr würde der Iran für die ganze Welt darstellen, wenn er eine Atomwaffe bekäme».
(Medienberater des Premierministers)


 

Der sudanesische Premierminister lehnt Beziehungen zu Israel vorerst ab

Der sudanesische Premierminister Abdullah Hamdok sagte, dass seine Regierung die Beziehungen zu Israel erst nach dem politischen Übergang normalisieren könne. Er gab diese Erklärung gegenüber US-Aussenminister Mike Pompeo ab, der in Khartum eingetroffen war, um für ein solches Friedensabkommen zu werben (Bild 5). Abdalla Hamdok sagt nach einem Treffen mit Mike Pompeo, dass die von ihm geführte Übergangsregierung kein Mandat zur Normalisierung der Beziehungen zu Jerusalem habe.

Seit der sudanesischen Revolution von 2018-2019 wird das Land von einer Übergangsregierung geführt, die sich aus einem Militärführer, Abdel Fattah Burhan, und einem zivilen Staatsoberhaupt, Hamdok, zusammensetzt. Die Übergangsperiode soll 2022 enden.

Es war 1967 in Khartum, als die arabischen Führer nach der vernichtenden Niederlage gegen Israel im Sechs-Tage-Krieg ihre «Drei-Nein»-Resolution verabschiedeten: «Kein Frieden mit Israel, keine Anerkennung Israels, keine Verhandlungen mit Israel».
 


 

Erste Bilder des Spionagesatelliten Ofek 16 von den Ruinen des syrischen Palmyra

Das Verteidigungsministerium hat heute einige der ersten Fotos von Israels neuestem Spionagesatelliten veröffentlicht, die Ruinen in der antiken zentral-syrischen Stadt Palmyra zeigen.

Am 6. Juli startete das Verteidigungsministerium Ofek 16 in den Orbit und eine Woche später aktivierte es seine leistungsstarken Kameras, gab aber die vom Satelliten aufgenommenen Bilder erst jetzt frei.

Die detaillierten Schwarz-Weiss-Fotografien konzentrierten sich auf zwei Hauptstandorte in Palmyra: ein römisches Amphitheater und den Tempel von Bel oder Ba'al (Bilder 8 und 9).

Palmyra (arabisch Tadmur), deshalb auch Tadmor genannt, ist eine antike Oasenstadt im heutigen Gouvernement Homs in Syrien. Sie beherbergte unverwechselbare Kunst und Architektur und wurde 1980 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Im Mai 2015 nahmen Mitglieder der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) Palmyra ein und sprengten bedeutende historische Bauwerke; zudem wurde die Stätte geplündert. Im März 2017 musste der IS Palmyra räumen und die syrische Armee rückte ein.
(The Times of Israel)


 

Montag, 24.8.2020

Verschiebung statt Verabschiedung: Neuwahlen vorerst abgewendet

Eine abermalige Neuwahl des israelischen Parlaments– eine vierte in weniger als zwei Jahren –ist vorerst abgewendet. Gerade mal zwei Stunden vor Ablauf einer Frist heute Abend um 24 Uhr billigte die Knesset in Jerusalem eine Gesetzesinitiative, die weitere Zeit für die Verabschiedung des Haushalts einräumt. 67 Knesset-Mitglieder stimmten dafür, 37 dagegen. Hätte die Knesset nicht bis Mitternacht zugestimmt, hätte sich das Parlament automatisch aufgelöst. Eine erneute Wahl hätte die Lage in dem Land, dem hohe Corona-Infektionszahlen sowie eine schwere Wirtschaftskrise zu schaffen machen, weiter verschlechtert.

Im Koalitionsvertrag, den der rechtskonservative Likud von Ministerpräsident Benjamin Netanjyahu und das Mitte-Bündnis Blau-Weiss von Verteidigungsminister Benny Gantz (Bild 1) vor drei Monaten vereinbarten, war festgeschrieben worden, dass die Regierung einen Haushalt für 2020 und 2021 bis zum 25. August verabschiedet. Netanjahu hatte diese Zusage aber zurückgezogen und einen Haushalt nur für dieses Jahr verlangt. Er verwies dabei auf die besonderen Umstände der Corona-Krise. Blau-Weiss lehnte dies ab und beharrte auf den Vorgaben des Koalitionsvertrags. Kritiker gingen davon aus, dass Netanjahu damit unter anderem verhindern wollte, dass Gantz im Herbst 2021 vereinbarungsgemäss das Amt des Regierungschefs von ihm übernimmt.

Der Kompromiss verschafft den Koalitionären nun 120 Tage Zeit bis zum 23. Dezember, um sich zu verständigen. Sollte bis dahin kein Haushalt verabschiedet werden, würde Israel am 23. März, vier Tage vor Pessachbeginn, Wahlen abhalten.

Dieser ausgeklügelte Koalitionspakt hat es in sich: Er sieht vor, dass bei einem Scheitern der Regierung automatisch Benny Gantz an die Spitze rückt, bis die nächste Koalition gebildet ist. Das wollte Netanjahu vermeiden. Im Koalitionsübereinkommen gibt es einen Passus, der keinen Machtwechsel vorsieht: das Scheitern der Budgetvorlage.

Teil der jüngsten Spannungen war auch, dass Blau-Weiss dem Likud und Netanjahu vorwarf, im Zuge der Kompromissfindung die Besetzung wichtiger Justizposten manipulieren zu wollen. Gegen Netanjahu läuft derzeit ein Korruptionsprozess.

Schwierige Situation im Land und starke Kritik der Opposition

Derweil brodelt es im Land, fehlt das Geld an allen Ecken und Enden: bei der Bildung, dem Gesundheitssystem, der Sozialversorgung und der Armee beispielsweise. Die ersten Einrichtungen und Programme, unter anderem für Kinder aus sozial schwächeren Familien und in der Peripherie, mussten bereits wegen Mangels an Förderung schliessen, wie die «Jüdische Allgemeine» berichtet.

Oppositionsführer Jair Lapid von der Zentrumspartei Jesch Atid sagte im Anschluss an die Abstimmung: «Ich möchte die Ereignisse der vergangenen 24 Stunden zusammenfassen. 100 Tage lang hat Netanjahu versagt. Er versagt dabei, die Wirtschaft zu regeln, er versagt dabei, die Regierung zu managen. Dafür bekommt er heute einen Preis. Den, weitere 120 Tage versagen zu dürfen. 36 völlig realitätsfremde Minister mit ihren 16 Vizeministern haben sich mehr Zeit eingeräumt.»
(Verschiedene Medien)


 

US-Aussenminister Mike Pompeo auf Kurzbesuch in Israel

Der US-Aussenminister («Secretary of State») Mike Pompeo ist heute Morgen im Rahmen einer Reise in den Sudan und in die Golfstaaten zunächst in Israel eingetroffen (Bild 2).

Anschliessend will Pompeo zu Gesprächen nach Bahrain und dann nach dem Sudan weiterreisen, wo er die Übergangsregierung der Unterstützung der USA versichern und sich für eine Vertiefung der Beziehungen zu Israel aussprechen will. Aus der sudanesischen Hauptstadt Khartum werde Pompeo zu Gesprächen die Vereinigten Arabischen Emiraten weiterreisen, erklärte eine Sprecherin des US-Aussenministerministerium. Bei den Gesprächen in Abu Dhabi soll es demnach auch um die jüngst verkündete Aufnahme von diplomatischen Beziehungen zu Israel gehen. Die USA nahmen bei der Einigung der beiden Länder eine Vermittlerrolle ein.

Bahrain und Sudan sind zwei Länder, deren Beziehungen zu Israel sich in letzter Zeit erwärmt haben und die den Vereinigten Arabischen Emiraten bei der Normalisierung dieser Beziehungen folgen könnten.

«Ich freue mich darauf, mit führenden Politikern [dieser Länder] zu sprechen, um über den bösartigen Einfluss des Iran zu diskutieren und das historische Abkommen zwischen Israel und den VAE zu feiern», hatte Pompeo am Vortag getwittert.

In Israel führte Aussenminister Pompeo Gespräche mit Premierminister Netanjahu, Aussenminister Aschkenasi und Verteidigungsminister Gantz. Themen waren regionale Sicherheitsfragen im Zusammenhang mit der Bedrohung durch den Iran und sein Atomprogramm sowie die Ausweitung der Beziehungen Israels mit seinen Nachbarstaaten.

US-Aussenminister Pompeo wich dann am folgenden Tag von seinem ursprünglichen Plan ab und flog sofort in den Sudan, anstatt vorher nach Bahrein zu reisen. Das ist das erste Mal, dass der Sudan einen Direktflug von Israel erlaubt.

Pompeo twitterte von unterwegs: «Happy to announce that we are on the FIRST official NONSTOP flight from Israel to Sudan!»


 

Israel erhofft sich im Konflikt mit dem Gazastreifen Hilfe in Katar

Generalmajor Herzl «Herzi» Halevi (Bild 3), Chef des Südkommandos der israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) hat heute eine israelische Delegation nach Katar geführt, um die Spannungen mit dem Gazastreifen abzubauen und im Süden Israels ein Gefühl der Ruhe wiederherzustellen. Mit dabei sind weitere Vertreter der IDF, des Allgemeinen Sicherheitsdienstes Schin Bet und des nationalen Sicherheitsrates. Dies ist einem Bericht der in London ansässigen Asharq Al-Awsat, einer der grössten arabischsprachigen Tageszeitungen der Welt, zu entnehmen, wie The Jerusalem Post und The Times of Israel berichten.

Ziel des Besuchs soll es sein, die Hamas-Führer im Ausland davon zu überzeugen, einzugreifen, um eine militärische Eskalation zu verhindern. Seit Wochen werden aus dem Gazastreifen wieder regelmässig Raketen auf Südisrael abgeschossen und Ballonbündel mit Brand- und Sprengsätzen losgeschickt.

Halevi stattete der katarischen Hauptstadt Doha bereits im Februar zusammen mit dem Chef des Auslandgeheimdienstes Mossad, Jossi Cohen, einen ähnlichen Besuch ab

Katar als Finanzgeber für die Hamas im Gazastreifen

Während Ägypten bisher die Hauptrolle bei der Vermittlung in den Krisen zwischen der Hamas und Israel gespielt hat, möchten die IDF offenbar dass Katar eine grössere Rolle bei der Vermittlung übernimmt und nicht nur finanzielle Hilfe an die Hamas schickt.

Katar ist der Hauptfinanzgeber für den Gazastreifen und hat in den vergangenen zwei Jahren mit Zustimmung Israels regelmässig jeden Monat Millionen von Dollars an die Hamas geschickt, um den Brennstoff für das Kraftwerk im Gazastreifen sowie die Gehälter der Beamten der Hamas zu bezahlen und Zehntausenden von Familien Hilfe zu leisten.

Doha begann zunächst mit der Bereitstellung von 5 Millionen Dollar pro Monat, die später auf 10 Millionen Dollar und dann auf 20 Millionen Dollar aufgestockt wurden. In diesem Jahr begann es mit der Überweisung von 30 Millionen Dollar. Berichten zufolge fordert die Hamas eine weitere Erhöhung, 40 Millionen Dollar pro Monat in bar auf regelmässiger Basis.

Halevi hatte im Februar einen ähnlichen Besuch unternommen, als er mit dem Chef des Auslandgeheimdienstes Mossad Jossi Cohen nach Doha flog, der weniger als einen Tag dauerte.


 

Sonntag, 23.8.2020

Einreiseverbot für Nichtisraelis bis 1. Oktober verlängert

Die israelische Flughafenbehörde hat heute Sonntag angekündigt, dass Ausländer, die aus Ländern kommen, die nicht auf der grünen Liste stehen, mindestens bis zum 1. Oktober nicht nach Israel einreisen dürfen.

Bislang durften nur israelische Staatsbürger und Einwohner nach Israel einreisen, mit der Verpflichtung zu einer obligatorischen zweiwöchigen Quarantäne ab dem Tag ihrer Ankunft.

Dennoch wurden einige Ausnahmen für Ausländer gemacht, die zur Familie von heiratenden Paaren gehören, sowie für die Grosseltern, die bei der Geburt oder der Bar/Bat-Mizwa ihrer Enkelkinder anwesend sein wollten.

Ab sofort dürfen Israelis nur dann ohne zweiwöchige Quarantäne ins Land einreisen, wenn sie aus einem der folgenden Länder kommen: Vereinigtes Königreich, Slowenien, Neuseeland, Georgien, Dänemark, Österreich, Kanada, Estland, Ruanda, Italien, Finnland, Lettland, Hongkong, Deutschland, Ungarn, Zypern, Litauen, Griechenland, Kroatien und Bulgarien.
(The Jerusalem Post)


 

DES WEITEREN

425 Münzen reinen Goldes gefunden

Gleich 425 Goldmünzen aus islamischer Zeit haben Mitte August zwei Jugendliche bei einer Ausgrabung in Israel gefunden (Bilder 14 bis 17). Das teilte die die israelische Altertumsbehörde (IAA) am Montag (24. 8.) mit.

Die beiden hatten sich während den Sommerferien, bevor sie ihren Armeedienst antreten werden, freiwillig zur Teilnahme an einer archäologischen Ausgrabung der israelischen Altertumsbehörde beim Bau eines Stadtviertels im Zentrum des Landes gemeldet.

Die Münzen sind etwa 1100 Jahre alt; sie wurden spätestens gegen Ende des 9. Jahrhunderts geprägt und stammen aus dem Abbasiden-Kalifat. Sie befanden sich in einem Gefäss aus Keramik. Aus offensichtlichen Gründen gab die IAA den genauen Ort der Fundstelle nicht an.

«Es war erstaunlich. Ich grub in der Erde und sah etwas, das wie sehr dünne Blätter aussah», sagte der Jugendliche Oz Cohen. «Als ich wieder hinsah, sah ich, dass dies Goldmünzen waren. Es war wirklich aufregend, einen so besonderen und uralten Schatz zu finden.»

Die Ausgrabungsleiter Liat Nadav-Ziv und Dr. Elie Haddad sagten: «Der Fund von Goldmünzen, sicherlich in einer so beträchtlichen Menge, ist äusserst selten. Wir finden sie fast nie bei archäologischen Ausgrabungen, da Gold schon immer extrem wertvoll war, eingeschmolzen und von Generation zu Generation wiederverwendet wurde».

«Die Münzen aus reinem Gold, das an der Luft nicht oxidiert, wurden in ausgezeichnetem Zustand gefunden, als wären sie am Tag zuvor vergraben worden. Ihr Fund könnte darauf hindeuten, dass internationaler Handel zwischen den Bewohnern der Region und abgelegenen Gebieten stattfand», heisst es in der Erklärung der IAA.

845 Gramm reines Gold

Dr. Robert Kool, ein Münzexperte der IAA, sagte, das Gesamtgewicht des Hortes – etwa 845 Gramm reines Gold – sei auch am Ende des 9. Jahrhunderts schon eine beträchtliche Menge Geld gewesen.

«Mit einer solchen Summe könnte man zum Beispiel ein luxuriöses Haus in einem der besten Viertel in Fustat, der damals enorm reichen Hauptstadt Ägyptens, kaufen», sagte Kool und wies darauf hin, dass die Region damals Teil des Abbasidischen Kalifats war, das sich von Persien bis nach Nordafrika erstreckte und einen zentralen Regierungssitz in Bagdad hatte.

«Der Hort besteht aus vollen Golddinaren, enthält aber auch – was ungewöhnlich ist – etwa 270 kleine Goldabschnitte, Stücke von Golddinaren, die als Kleingeld geschnitten wurden», sagte Kool. Er fügte hinzu, dass einer dieser Abschnitte außergewöhnlich selten war und bei Ausgrabungen in Israel noch nie zuvor gefunden wurde – ein Fragment eines Goldsolidus des byzantinischen Kaisers Theophilos (829 - 842 n.Chr.), der in der Hauptstadt des Reiches, Konstantinopel, geprägt wurde (Bild 18).
(Verschiedene Medien)

Jugendliche finden 425 uralte Goldmünzen
Video, 1:40 Min., deutsch

A Hoard of 425 Coins of Pure Gold from 1,100 Years Ago was Uncovered by Youth
Video, Israel Antiquities Authority Official Channel, 24.8.2020, 1:58 Min., englisch


 

3‘200 Jahre alte Festung entdeckt

Die israelische Altertumsbehörde (Israel Antiquities Authority, IAA) und Freiwillige haben bei Ausgrabungen in der Nähe des Kibbuz Galon bei Kirjat Gat (etwa 60 Kilometer südwestlich von Jerusalem) eine kanaanitische Festung aus der Mitte des 12. Jahrhunderts v.u.Z gefunden (Bilder 11 und 12).

Laut den Archäologen Saar Ganor und Itamar Weissbein von der Israelischen Altertumsbehörde «bietet die Festung, die wir gefunden haben, einen Einblick in die geopolitische Realität, die im (biblischen) Buch der Richter beschrieben ist, in dem die Kanaaniter, Israeliten und Philister gegeneinander kämpften. Das Land Kanaan wurde von den Ägyptern regiert und seine Bewohner standen unter ihrer Obhut. Im 12. Jahrhundert v.u.Z. traten zwei neue Spieler auf: die Israeliten und die Philister. Dies führte zu einer Reihe gewalttätiger territorialer Streitigkeiten. Die Israeliten siedelten sich in nicht befestigten Siedlungen im Benjamin- und Judäischen Gebirge an. Zur selben Zeit gewannen die Philister in der südlichen Küstenebene an Macht und gründeten grosse Städte wie Aschkelon, Aschdod und Gat. Um mehr Gebiete zu erobern, konfrontierten die Philister die Ägypter und die Kanaaniter an der Grenze, die wahrscheinlich am Guvrin-Fluss zwischen dem Philister-Königreich Gat und dem Kanaaniter-Königreich Lachisch verlief. Es scheint, dass die Festung Galon als kanaanitisch-ägyptischer Versuch erbaut wurde, mit der neuen geopolitischen Situation fertig zu werden. In der Mitte des 12. Jahrhunderts v.u.Z. verliessen die Ägypter das Land Kanaan und kehrten nach Ägypten zurück. Ihr Abzug führte zur Zerstörung der dadurch ungeschützten kanaanitischen Städte – eine Zerstörung, die wahrscheinlich von den Philistern angeführt wurde.»

Die Festung ist 18x18 m gross. In den vier Ecken wurden Wachtürme gebaut. Am Eingang des Gebäudes blieb eine massive Schwelle erhalten, die aus einem einzigen Stein mit einem Gewicht von etwa 3 Tonnen gemeisselt war. In der Festung befand sich ein Hof, in dessen Mitte Steinplatten und Säulen gepflastert waren. Die Zimmer wurden auf beiden Seiten des Hofes gebaut. In den Räumen der Festung wurden Hunderte von Keramikgefässem gefunden, von denen einige noch ganz waren, darunter spezielle Gefässe wie Schüsseln und Tassen, die wahrscheinlich für religiöse Rituale verwendet wurden. Eine grosse Anzahl von Schalen wurde auch in den Räumen gefunden, von denen einige im Stil ägyptisher Schalen hergestellt wurden.
(Israelische Altertumsbehörde)


 

Redaktion: Rolf Koch, Vizepräsident und Webmaster GSI

Bild 1: Ministerpräsident Benjamin Netanjahu (rechts) und der alternierende Ministerpräsident und Verteidigungsminister Benny Gantz in der Knesset anlässlich der Abstimmung über die Fristverlängerung

Bild 2: US-Aussenminister Mike Pompeo trifft am Internationalen Flughafen Ben-Gurion bei Tel Aviv ein (24.8.2020; US Embassy Jerusalem)

Bild 3: Generalmajor Herzl Halevi, Chef des IDF-Südkommandos, überwacht eine Operation.

Bild 4: Coronavirus-Test in Israel

Bild 5: Der US-Aussenminister Mike Pompeo (links) wird in Khartum durch den sudanesischen Ministerpräsidenten Abdullah Hamdok empfangen (25.8.2020; Twitter)

Bild 6: Rabbiner Shai Ohayon, am 26. August durch einen arabischen Terroristen mit einem Messer umgebracht.

Bild 7: Die von der Polizei sichergestellte Tatwaffe des terroristischen Tötungsdelikts an Rabbiner Shai Ohayon (Israel Police)

Bild 8: Das römische Amphitheater von Palmyra, aufgenommen durch den israelischen Spionagestatelliten Ofek 16 (Israelisches Verteidigungsministerium)

Bild 9): Der Tempel Bel in Palmyra, aufgenommen durch den israelischen Spionagestatelliten Ofek 16 (Israelisches Verteidigungsministerium)

Bild 10: Die israelische Armee erhellt das Grenzgebiet zum Libanon mit Leuchtraketen, nachdem von dort auf israelische Soldaten geschossen worden war.

Bild 14: Bei archäologischen Grabungen gefundene Goldmünzen (Israel Antiquities Authority, IAA)

Bild 15: Ein Schatz an 1100 Jahre alten Goldmünzen

Bild 16: 425 Münzen und etwa 270 kleine Goldabschnitte, Stücke von Golddinaren, als Kleingeld geschnitten

Bild 17: Ausgrabungsarbeiten am Fundort der Goldmünzen an einem nicht näher genannten Ort in der Nähe von Tel Aviv.

Bild 18: Fragment einer seltenen byzantinischen Münze des Kaisers Theophilos (IAA)

Bild 12: Die knapp 3200 Jahre alte Festung bei Kirjat Gat lag an einer strategisch günstigen Stelle (Welt)

Bild 13: Blick auf die Überreste einer Festung, die israelische Forscher in der Nähe von Kirjat Gat gefunden haben (Israelische Altertumsbehörde)