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Jom HaAtzma‘ut 5780 / 2020: Israel feiert den 72. Geburtstag

Am Mittwoch, 29. April, beging Israel den 72. Jahrestag seiner Gründung, seiner Unabhängigkeit, auf Hebräisch Jom HaAtzma’ut, Tag der Unabhängigkeit (Bild 2). «Beging», denn von «feiern» konnte kaum die Rede sein. Wegen der Corona-Krise hatte die Regierung für die Zeit von Dienstag, 28.4., 17 Uhr, bis Mittwoch, 29. April, 20.00 Uhr, eine Ausgangssperre verhängt.

Erstmals konnten die Israelis ihren Nationalfeiertag nicht mit der erweiterten Familie und Freunden bei Musik, Tanz und Grillparties und Picknicks am Mittelmeerstrand, in Nationalparks oder am Ufer des Sees Genezareth feiern. Der Grill musste im Garten oder auf dem Balkon angeworfen werden; über die Existenz des Heimatlandes durfte man sich nur im Kreise seiner engsten Familienangehörigen bzw. Mitbewohner freuen.

YOM HA'ATZMAUT 2020 | JERUSALEM DANCING ON BALCONIES
Video, DJ Raphi, 1:10 Min.

Yom Haatzmaut 2020
Video, ILTV Israel News, 5: 5.00 Min., englisch

72 Jahre Israel
Video, BotschaftIsrael, 30.4.2020, 1.23 Min., deutsch

Der Übergang von Jom HaSikaron (siehe separaten Bericht) zum Beginn von Jom HaAtzma’ut erfolgt am Vorabend, in «normalen Jahren» mit einer zentralen Feier auf dem Herzl-Berg in Jerusalem mit dem Entzünden von 12 Fackeln und Feuerwerk. Doch in diesem Jahr fanden viele der traditionellen Feierlichkeiten wegen COVID-19 virtuell statt, d.h. ohne Publikum.

Entzünden der 12 Fackeln

Die Fackelzeremonie ist die offizielle Zeremonie, die den Abschluss der Jom HaSikaron-Gedenkfeiern und die Eröffnung der Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag in Israel markiert. Geleitet wird sie durch den Vorsitzenden der Knesset, seit diesem Jahr Benny Gantz.

«Hier, von diesem Berg aus, verbinden wir Jahr für Jahr eine Verbindung zwischen dem Schmerz und der Kraft», sagte er einleitend und verwies auf den Übergang vom Gedenktag zum Unabhängigkeitstag. Gantz rief dazu auf, alle Israelis gleich zu behandeln, und forderte die Bürger auf, sich auf weitere schwierige Zeiten vorzubereiten.

Gantz rief dabei zur nationalen Einheit im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie auf, warnte aber gleichzeitig davor, dass sich die Gesundheitskrise noch verschlimmern könnte. «Von hier aus möchte ich Hoffnung verbreiten. Wir durchleben schwierige Zeiten, und wir müssen uns auf nicht weniger schwierige Zeiten vorbereiten, die noch vor uns liegen», sagte Gantz. «Wir haben es mit einem Feind zu tun, der unsere Gesundheit und unsere Menschlichkeit auf die Probe stellt und uns eine nationale und soziale Lektion über gegenseitige Verantwortung erteilt. Jeder von uns ist für das Leben seiner Brüder verantwortlich. Gegenseitige Verantwortung und Zusammenarbeit sind unser Weg zum Sieg»

Gantz sprach bei einer vorab aufgezeichneten Veranstaltung zum Unabhängigkeitstag auf dem Jerusalemer Soldatenfriedhof Mount Herzl, als das Land von zu Hause aus zuschaute, weil eine Ausgangssperre verhängt worden war, um Versammlungen zu verhindern.

Gantz stand es zu, die erste Fackel zu entzünden (Bild 3).

Lighting torch at Independence Day ceremony, Gantz pleads for unity
The Times of Israel, 28.4.2020, englisch

Vier der zwölf Fackelentzünder

Es ist eine besondere Ehre, für das Entzünden einer der 12 Fackeln, die symbolisch für die zwölf Stämme Israels stehen, ausgewählt zu werden. Die zwölf Stämme Israels bilden nach der Überlieferung des Tanach das Volk Israel. Die Entstehung dieses Volkes wird gemäss den biblischen Texten in der vorstaatlichen Zeit der Geschichte Israels (etwa 1200–1000 vor unserer Zeitrechnung) angesetzt.

Die Ehre wird Menschen zuteil, denen ein besondren Beitrag zur Gesellschaft zugeschrieben wird. Stellvertretend für alle stellen wir hier drei vor, die dieses Jahr eine Fackel entzündet haben.

Yasmin Mazawi, arabische Israelin, Krankenpflegerin beim Roten Davidstern
Yasmin Mazawi (Bild 4), eine 21-jährige arabisch-israelische Staatsangehörige aus Nazareth, die im Rahmen ihres nationalen Dienstes beim Roten Davidstern (Magan David Adom) freiwillig als Sanitäterin tätig ist, wurde ausgewählt, während der Zeremonie zum Unabhängigkeitstag am 29. April eine Fackel anzuzünden, berichtete Sherut Leumi (Nationaler Dienst).

Sherut Leumi ist eine Option, die all jenen offen steht, die sich nicht bei den Israelischen Verteidigungsstreitkräften (IDF) dienen wollen (oder müssen), wie z.B. ultra-orthodoxen jüdische Frauen oder arabische Israeli, die dennoch der Gesellschaft etwas zurückgeben wollen.
 
Mazawi, die Christin ist, engagiert sich auch für die Aufklärung über den Holocaust unter Muslimen und Christen in Israel.

Shirut Leumi-Chef Reuven Pinski dankte Kulturministerin Miri Regev dafür, dass er sich für Mazawi entschieden hatte. Es war allerdings keine Überraschung, dass Israel inmitten eines nationalen medizinischen Ausnahmezustands die Arbeit des israelischen Rettungsdienstes des Roten Davidsterns ehren würde.

Oberst Hisham Ibrahim, Druse, Kommandant der 406. Panzerbrigade
Oberst Hisham Ibrahim (Bild 5), einer der ranghöchsten IDF-Berufsoffiziere der drusischen Gemeinschaft. Er ist Kommandant der 460. Panzerbrigade auf dem Ausbildungsstützpunkt Schizafon im Negev. Er wurde von seinem höchsten Vorgesetzten, Generalleutnant Aviv Kochavi, IDF-Generalstabchef, der Kultur- und Sportministerin Miri Regev als Fackelentzünder empfohlen.

«Ibrahim veranschaulicht durch seine persönliche Geschichte und seine Kommandopositionen im Laufe der Jahre ein Symbol der Verbindung verschiedener Gruppen und Sektoren, die in den IDF dienen», sagte Kochavi.

Der Generalstabschef bezeichnete den Oberst als «herausragenden Offizier und Vorbild der IDF, die allen Truppen Chancengleichheit bietet», der «sich auf die Freiwilligenarbeit in benachteiligten Bevölkerungsgruppen und auf die Verbindung mit der israelischen Gesellschaft und den IDF konzentriert».

Idan Raichel, Sänger
Idan Raichel (Bild 6) ist einer der beliebtesten Sänger in Israel. Der 1977 in Kfar Saba geborene Raichel ist aber auch Texter, Komponist und Musiker. Er verschmilzt elektronische Musik mit traditionellen hebräischen Texten sowie nahöstlicher und äthiopischer Musik. Nicht jedem gelingt es, in Liebe zu reagieren, wenn er verbal angegriffen wird. «Jedes Mal, wenn mir solch ein Fall in unserem Land zu Ohren kommt, schreibe ich darüber.» Diese Worte beziehen sich auf das Leben innerhalb einer Gesellschaft. Er wird immer wieder von religiösen Mitbürgern angegriffen, u.a. weil er mit einer nichtjüdischen Frau verheiratet ist.

Idan Raichel - The Torch Lighting Ceremony
Video, 28.4.2020, 1:55 Min. Ivrit

Konzert mit Idan Raichel zum Unabhängigkeitstag 2020
Video, 45:47 Min.

Auf Raichel folgte Professorin Galia Rahav, die Leiterin der Abteilung für Infektionskrankheiten am Scheba Medical Center, einer weiteren medizinischen Mitarbeiterin, die dieses Jahr als Anerkennung ihrer Beiträge zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie eine Fackel entzünden durften.

Statt Flugschau Dank an das medizinische Personal

Ein Höhepunkt von Jom HaAtzma’ut ist jedes Jahr die Flugschau der Luftwaffe mit einer Vielzahl von Flugzeugen. Sie zieht jeweils Massen an Leuten an – genau was es dieses Jahr zu vermeiden galt. Deshalb wurde die Schau abgesagt.

Stattdessen überflogen am Mittwoch zwischen 9.40 Uhr und 15.50 Uhr die vier Maschinen des IAF Aerobatic Team 25 Spitäler des Landes um das medizinische Personal zu ehren, ihre Bemühungen bei der Bekämpfung des Coronavirus zu würdigen und ihnen dafür zu danken (Bilder 7 bis 9).

Das Kunstflugteam der Israelischen Luftwaffe (IAF) betreibt vier Beechcraft T-6 Texan II-Flugzeuge, einmotorige Turboprop-Maschinen. Sie sind ein auf der Pilatus PC-9 basierendes Schulungsflugzeug. Bei der israelischen Luftwaffe hat es den Spitznamen «Efroni» (Bild 10).

Flugroute des IAF-Kunstflugteams

Der Überflug begann um 9.40 Uhr beim Wolfson Medical Center in Holon und führte dann zu den Krankenhäusern in Tel Aviv, Ramat Gan, Bnei Brak, Ramat Hahajal, Kfar Saba und Petah Tikva.

Dann drehten die Flugzeuge nach Norden und besuchten um 12.12 Uhr das HaEmek Medical Center in Afula, bevor sie Krankenhäuser in Tiberias, Safed, Naharija und Haifa überflogen, um dann die Küste entlang über Hadera und Netanjya zu fligen.

Um 14.54 Uhr flogen sie an Aschkelon und Aschdod vorbei, drehten dann nach Osten ab, vorbei an Rechovot, Rischon Lezion und Jerusalem, bevor sie nach Süden nach Eilat abbogen und um 15.45 Uhr über Joseftal Medical Center der Stadt zu flogen. Die Flugzeuge kehrten nach Norden zurück und überflogen das Soroka Medical Center in Be’er Scheva um 15.50 Uhr, bevor sie zu ihrer Basis zurückkehrten (Bild 11).

Flugroute des IAF Aerobatic Team
The Times of Israel

Die Luftwaffe grüsst das Medizinalpersonal
Video, Israel Air Force, 29.4.2020, 1:19 Min.

Möchten Sie im Cockpit des Staffelführers mitfliegen? Am Montag (27.4.) absolvierte das Team Trainingsflüge im Hinblick auf Jom HaAtuma’ut.

IAF-Kunstflugteam: Blick aus dem Cockpit
Video, ynet, 27.4.2020, 3 :43 Min.

Israel at 72: A country under curfew salutes those fighting the coronavirus
The Times of Israel, 29.4.2020, Photo Essay

72 Jahre Israel
Video, BotschaftIsrael, 30.4.2020, 1.23 Min., deutsch

Geheimnis des israelischen Militärs gelüftet
Video, Israel Defense Forces (IDF), 29.4.2020, 2:27 Min., englisch
Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) haben zu Jom HaAtzma’ut 2020 ein Video produziert. Sie zeigen darin auf, dass ihr Erfolg weder in der unbestreitbar fortschrittlichsten Technologie, im professionellen Training noch in der Feuerkraft liegt. Es geht um die Menschen, die die IDF ausmachen. Es geht um den Geist, die Leidenschaft, die Liebe. Die IDF sind die Armee des Volkes.

Das Datum

Um Mitternacht des Freitags, 14. Mai 1948 (5. Ijar 5708), lief das britische Mandat über Palästina aus. Die letzten britischen Streitkräfte zogen sich formell aus Palästina zurück. Durch Beschluss des Völkerbunds vom 24. Juli 1922 war Grossbritannien zur Mandatsmacht über Palästina (Gebiet des heutigen Staates Israel, Westjordanland und Gazastreifen) geworden. Die faktische Übertragung des Mandats war bereits auf der Konferenz in San Remo 1920 erfolgt (siehe dazu weiter unten).

Da der 15. Mai ein Schabbat war, beschloss die jüdische Führung, die Unabhängigkeit am 14. Mai um 16 Uhr, noch vor Beginn des Schabbat, zu erklären. David Ben Gurion verlas im Museum am Rothschild-Boulevard 16 in Tel Aviv die Unabhängigkeitserklärung (Bild 12).

-> Original und deutsche Übersetzung der Unabhängigkeitserklärung siehe Datei rechts unter den Bildern

Viele Mitglieder des Provisorischen Staatsrates (provisorische Legislative Israels in der Zeit von kurz vor der Unabhängigkeit bis nach der Wahl der ersten Knesset) sassen in Jerusalem fest, belagert von arabischen Kräften, aber die anderen versammelten sich im Museum. Die Stühle für die 400 geladenen Gäste waren aus lokalen Cafés ausgeliehen, ein Podium eilig gebaut und eine ebenfalls ausgeliehene Tonanlage bereit gestellt worden, um den dramatischen Moment zu übertragen.

Nach der Verlesung der Unabhängigkeitserklärung durch David Ben-Gurion rezitierte Rabbiner Jehuda Leib Maimon, der Führer der Misrachi-Bewegung, den Segen She‛Hecheyanu. Danach erfolgte die Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung durch Mitglieder des Provisorischen Rates und der Provisorischen Regierung, die in Tel Aviv wohnten oder dorthin hatten durchkommen können. Mit dem Gesang der Nationalhymne HaTikwa endete die Zeremonie nach nur 32 Minuten um 16.32 Uhr. Nach dem Verlassen des Saales wurden die Teilnehmer der Veranstaltung vor dem Haus von einer jubelnden Menge begrüsst (Bild 13).

Dieses Jahr, 2020, fiel der 5. Ijar auf den 29. April. In Israel werden die Feste, nach hebräischem Kalender begangen. Deshalb wird der Jom HaAtzma’ut nicht nach gregorianischem Kalender am 14. Mai gefeiert.

Der erste Staat, der Israel völkerrechtlich noch am 15. Mai 1948 de facto anerkannte, waren die USA (de jure erkannten die USA Israel erst am 25. Januar 1949 nach der ersten demokratischen Knesset-Wahl an). Drei Tage darauf folgte die Sowjetunion, die den israelischen Staat als erste auch sofort de jure anerkannte und zeitgleich die ersten diplomatischen Beziehungen aufnahm.

Der Ort

Das Haus Rothschild-Boulevard 16, in dem der Staat Israel ausgerufen wurde und das heute entsprechend «Indepence Hall» genannt wird, hat seinen Ursprung in der Gründung der Stadt Tel Aviv.

Am 11. April 1909 versammelten sich am Strand von Jaffa 66 Familien. Sie waren zusammengekommen, um im Losverfahren Siedlungsparzellen für ein neues jüdisches Viertel ausserhalb von Jaffa zu verteilen. Das Los mit der Nummer 43 zogen die Eheleute Meir und Zina Dizengoff, die auf der damit ihnen zufallenden Parzelle mit der späteren Adresse Rothschild Boulevard 16 ihr Wohnhaus errichteten. Die neue Siedlung, politisch ein zu Jaffa gehöriger Vorort, trug damals noch den Namen Achusat Bayit und wurde 1910 von seinen Bewohnern in Tel Aviv umbenannt. Meir Dizengoff wurde der erste Vorsitzende des Siedlungskomitees und dann, ab Herauslösung dieses Vororts aus der Stadt Jaffa, 1921, erster Bürgermeister Tel Avivs.

Zina Dizengoff starb 1930. Ein Jahr später überliess Meir Dizengoff das gemeinsame Haus der Stadt Tel Aviv und bat darum, es in ein Kunstmuseum umzuwandeln. Er selbst blieb in einer kleinen Dachwohnung des Hauses wohnen. Dizengoff, der am 23. September 1936 starb, bekräftigte 1935 in seinem Testament seinen Wunsch: «Meine letzte Bitte an die Bewohner von Tel Aviv. Ich habe einen grossen Teil meines Lebens dieser Stadt gewidmet, und jetzt, da ich kurz davor stehe, Ihnen Lebewohl zu sagen, möchte ich Ihnen mein Lieblingskind, das Tel-Aviv-Museum, in Ihrem Gewahrsam hinterlassen. Bitte passt gut auf es auf, denn eines Tages wird es der Stolz und Ruhm unserer Stadt werden.

Grundlage für die Unabhängigkeit: Der UN-Teilungsplan von 1947

Die abschliessende Legitimation zur Erklärung der Unabhängigkeit hatte Israel am 29. November 1947 von der UN-Generalversammlung durch den so genannten Teilungsplan für Palästina (Resolution 181 II) erhalten. Er sollte den Konflikt zwischen arabischen und jüdischen Bewohnern des britischen Mandatsgebiets Palästina lösen. Die Resolution beinhaltete die Beendigung des britischen Mandats und sah vor, Palästina (Grafik 14) in einen Staat für Juden (56 Prozent des Landes) und einen für Araber (43 Prozent) aufzuteilen (Grafik 15), wobei Jerusalem (einschliesslich Bethlehems) als Corpus separatum unter internationale Kontrolle gestellt werden sollte. Die beiden neuen Staaten sollte eine Wirtschaftsunion verbinden und sie sollten demokratische Verfassungen erhalten. Die Weigerung der arabischen Staaten, eine Teilung Palästinas zu akzeptieren, verhinderte, dass dieser Teilungsplan zu einer friedlichen und demokratischen Lösung für Palästina führen konnte.

Abstimmungsergebnis

33 UN-Mitgliedsstaaten stimmten für den Plan, 13 dagegen und 10 enthielten sich.

Für den Plan stimmten: Australien, Belgien, Bolivien, Brasilien, Costa Rica, Dänemark, Dominikanische Republik, Ecuador, Frankreich, Guatemala, Haiti, Island, Kanada, Liberia, Luxemburg, Neuseeland, Nicaragua, Niederlande, Norwegen, Panama, Paraguay, Peru, Philippinen, Polen, Schweden, Sowjetunion, Südafrika, Tschechoslowakei, Ukraine, Uruguay, Venezuela, Vereinigte Staaten und Weissrussland.

Gegen den Plan stimmten: Afghanistan, Ägypten, Griechenland, Indien, Iran, Irak, Jemen, Kuba, Libanon, Pakistan, Saudi-Arabien, Syrien und die Türkei.

Der Stimme für oder gegen den Plan enthielten sich: Argentinien, Äthiopien, Chile, El Salvador, Honduras, Jugoslawien, Kolumbien, Mexiko, die Republik China und das Vereinigte Königreich.

Thailand blieb der Abstimmung fern.

Resolution 181 der UN-Generalversammlung vom 29.11.1947 (Original)

Resolution 181 der UN-Generalversammlung vom 29.11.1947 (deutsche Übersetzung)

Der Unabhängigkeitskrieg

Gut acht Stunden nach dem Verlesen der Unabhängigkeitserklärung durch David Ben Gurion drangen in der Nacht auf den 15. Mai die Armeen von fünf arabischer Staaten (Ägypten, Syrien, Libanon, Jordanien und Irak) in den eben gegründeten Staat ein und griffen ihn an.

Der von den Israelis «Unabhängigkeitskrieg» genannte Kampf hatte bereits nach der Verabschiedung des UN-Teilungsplans am 29. November 1947 mit ersten lokalen Kämpfen zwischen arabischen Milizen (u.a. der Armee des heiligen Krieges) und jüdischen Verteidigungsorganisationen (u.a. der Hagana) begonnen.

Den arabischen Armeen, die am 15. April 1948 ins Land eindrangen, standen schlecht ausgerüstete jedoch sehr motivierte jüdische vorwiegend junge Kämpfer gegenüber. Ziel der arabischen Allianz, die den UN-Teilungsplan für Palästina nicht akzeptierte und das Existenzrecht Israels bestritt, war die Beseitigung des entstehenden jüdischen Staates Israel (« ‹das zionistische Gebilde› innerhalb von zehn Tagen von der Landkarte löschen»). Jordanien verfolgte ausserdem das Ziel, das Westjordanland zu annektieren.

Der Krieg endete mit einem eindeutigen militärischen Sieg Israels. Israel schloss 1949 unter Vermittlung der UN Waffenstillstandsverträge mit seinen arabischen Kriegsgegnern Ägypten, Jordanien, Libanon und Syrien ab. Nur der Irak zog seine Truppen ohne Vertrag zurück. Die Kämpfe hatten mehr als 6‘000 Israelis und 12‘000 Arabern das Leben gekostet. In Israel war jeder 25. Mann unter 40 gefallen.

Die Abkommen beendeten den Palästinakrieg und umrissen die Waffenstillstandslinien (auch bekannt als Grüne Linie) und oft fälschlicherweise als Grenzen von 1949 bzw. von «vor 1967» bezeichnet, obwohl sie natürlich bis zum Sechstagekrieg vom Mai 1967 de facto die Grenzen zwischen Israel und seinen Nachbarn bildeten (Grafik 15). 1979 schloss Ägypten mit Israel einen Friedensvertrag, 1994 Jordanien.

Diese Waffenstillstandslinien vergrösserten das israelische Territorium im Vergleich zum UN-Teilungsplan für Palästina um gut einen Drittel. Ein Streifen an der Südküste, der sich von Gaza bis zur ägyptischen Grenze erstreckte, kam unter ägyptische Verwaltung. Das östliche Palästina ging an Jordanien. Jerusalem wurde zwischen Israel und Jordanien geteilt, letzteres erhielt Ostjerusalem.

Der Weg zur Unabhängigkeit

Wenn es um die Gründung des Staates Israel geht, erinnert man sich an

  • den 1. Zionistischen Weltkongress (29.-31.8.1897 in Basel)
    Theodor Herzl (bei der Brit Mila Benjamin-Zeev genannt bzw. Tivadar gemäss seiner ungarischen Herkunft; Bild 16) schrieb dort in sein Tagebuch: «In Basel habe ich den Judenstaat gegründet».
  • die Balfour-Deklaration (2.11.1917)
    Der damalige britische Aussenminister Arthur James Balfour (Bild 17) sicherte in einem an Lord Walter Rothschild zuhanden der Zionistischen Weltorganisation gerichteten Brief namens der britischen Regierung zu, sie bei der Errichtung einer «nationalen Heimstätte für das jüdische Volk» in Palästina zu unterstützen.
  • den Teilungsplan der UN-Generalversammlung (Resolution 181 II) vom 29. November 1947
    (siehe weiter oben)
  • die Erklärung der Unabhängigkeit des Staates Israel (14.5.1948 in Tel Aviv)

Weniger im Bewusstsein ist jedoch

  • die Konferenz von San Remo (19.-26.4.2020)
    an der die Neuaufteilung des besiegten Osmanischen Reichs beschlossen wurde.

Die Konferenz von San Remo

Am 19. April jährte sich der Beginn der Konferenz von San Remo zum 100. Mal.

Sie war ein internationales Treffen im Kurort am Ligurischen Meer, an dem die Premierminister Grossbritanniens (David Lloyd George), Frankreichs und Italiens teilnahmen. Japan war durch Botschafer Keishiro Matsui vertreten; die USA hatten einen neutralen Bobachter entsandt. Bei dieser Konferenz wurden die genauen Grenzen der von den Allierten eroberten Gebiete nach dem Ende des Ersten Weltkrieges festgelegt.

Grossbritannien erhielt auf der Konferenz das Mandat namentlich über das damalige Palästina, also das Gebiet, in dem später der Staat Israel gegründet werden sollte. An Frankreich gingen Syrien und der Libanon. Dieses Mandat wurde am 24. Juli 1922 durch den Völkerbund, die Vorgängerorganisation der UNO, bestätigt, wobei alle 51 Mitglieder zustimmten. Das Mandat dauerte, wie bereits beschrieben, bis zum 14. Mai 1948, um Mitternacht (24.00 Uhr).

Die alliierten Hauptmächte bestätigten das in der Balfour-Deklaration enthaltene Versprechen über die Errichtung einer jüdischen nationalen Heimstätte in Palästina. Der Palästina gewidmete Artikel wurde am 24. April verhandelt, und am nächsten Tag fiel der endgültige Beschluss, die Balfour-Deklaration als einen unzertrennlichen Teil des britischen Mandats in Palästina zu integrieren. Damit gaben sie der Balfour-Erklärung von 1917 Rechtsstatus, sie wurde völkerrechtlich verbindlich.

Die vergessene Konferenz
Tachles, 30.4.2020

The San Remo Conference 100 Years On: How the Jewish National Home Entered International Law
The Begin Sadat Center für Strategic Studies, Bar Ilan University, April 2020

(RK)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bild 2: Drohnen bilden über der Stadt Ramat Gan die Zahl 72 am Vorabend des 72. Unabhängigkeitstags (28. April 2020).

Bild 2: Drohnen bilden über der Stadt Ramat Gan die Zahl 72 am Vorabend des 72. Unabhängigkeitstags (28. April 2020).

Bild 3: Der Knesset-Vorsitzende Benny Gantz entzündet während der jährlichen Zeremonie zum Unabhängigkeitstag auf dem Militärfriedhof Mount Herzl in Jerusalem eine Fackel (28.4.2020).

Bild 4: Yasmin Mazawi dient beim Roten Davidstern als Sanitäterin. Sie ist eine von zwölf Personen, die am Unabhängigkeitstag je eine Fackel entzündeten(MDA).

Bild 5: Oberst Hisham Ibrahim, drusischer Kommandant der 460. Panzerbrigade (IDF)

Bild 6: Idan Raichel

Bild 7: Das Kunstflugteam der israelischen Luftwaffe überfliegt Spitäler im ganzen Land (IDF)

Bild 8: Das Kunstflugteam der israelischen Luftwaffe überfliegt Spitäler im ganzen Land (IDF)

Bild 9: Das medizinische Team des Scheba Medical Center in Tel HaSchomer schwenkt Nationalflaggen, während die Flugzeuge des Kunstflugteams der isaelischen Luftwaffe (IAF) über das Krankenhaus fliegen.

Bild 10: IAF Aerobatic Team der israelischen Luftwaffe (IAF): Vier Beechcraft T-6 Texan II-Flugzeuge

Bild 11: Das IAF Aerobatic Team

Bild 13: Jubelndes Volk vor dem Museum in Tel Aviv, als darin die Unabhängigkeit Israels deklariert wurde.

Grafik 14: Palästina (Cisjordanien) um 1947: Gebiete der jüdischen Siedlungen um 1947 in orangener Farbe.

Grafik 15: links: der UN-Teilungsplan von 1947, rechts: die Situation nach dem Waffenstillstand 1949 Hellblau: Jüdische Gebiete Dunkelblau: von Israel im Unabhängigkeitskrieg erobert Grün: arabische Gebiete Rot: Jerusalem

Bild 16: Theodor Herzl (geb. 2. Mai 1860 in Pest, Königreich Ungarn; gest 3. Juli 1904 in Edlach an der Rax, Niederösterreich)

Bild 17: Arthur James Balfour und die von ihm unterzeichnete so genannte Balfour-Deklaration vom 2.11.2017.

Bild 12: 14. Mai 1948, Israel-Museum in Tel Aviv: David Ben-Gurion verliest die Unabhängigkeitserklärung.