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Die Gazakrise eskaliert

Rund 15'000 Bewohner des Gazastreifens haben am 6. April 2018, am zweiten Freitag in Folge, an der Grenze zu Israel demonstriert. Die israelischen Sicherheitskräfte hatten bis zu 50'000 Demonstranten erwartet. Bei den zum Teil gewaltsamen Auseinandersetzungen wurden sieben Personen getötet. Zahlreiche mussten namentlich wegen des Einsatzes von Tränengas behandelt werden.

Bereits am Freitag zuvor, am Karfreitag, 30. März 2018, der zeitlich mit dem Beginn des jüdischen Pessachfestes zusammenfiel, ist es an der Grenze zwischen Extremisten aus dem Gazastreifen und Israel zu Ausschreitungen gekommen. Dabei fanden 18 Palästinenser den Tod und eine grosse Zahl Demonstranten wurde, namentlich durch Tränengas, verletzt. Israelische Soldaten schossen nach Armeeangaben auf palästinensische Rädelsführer und solche, die unter Waffengewalt versuchten, den Grenzzaun zu überwinden. Die meisten der Getöteten waren nach israelischen Angaben militante Palästinenser, die Terrororganisationen angehörten, wie diese selber bestätigten. Es war die grösste Auseinandersetzung zwischen palästinensischen Aktivisten aus dem Gazastreifen und israelischen Sicherheitskräften seit der «Operation Schutzlinie (Operation Protective Edge)» im Sommer 2014. Nach einem längere Zeit andauernden intensiven Beschuss von Israels Süden mit Raketen aus dem Gazastreifen sah sich Israel damals genötigt, diesen kriegerischen Handlungen namentlich der Terrororganisation Hamas ein zumindest vorläufiges Ende zu setzen.

Die aktuelle Konfrontationskampagne, die unter dem Namen «Marsch der Rückkehr» geführt wird, soll insgesamt gut sechs Wochen, bis zum 14. Mai, dauern. An diesem Tag (nach gregorianischem Kalender; nach jüdischem Kalender am 4. Ijar 5778, der dieses Jahr auf den 19. April fiel) jährt sich die Gründung des Staates Israel zum 70. Mal. Für die Israelis ein Grund zur Freude und zum Feiern; für die Palästinenser namentlich im Gazastreifen und im Westjordanland der Tag der «Nakba (Katastrophe)».

Die von der Hamas organisierte Konfrontation besteht im Aufbau von Zeltlagern an mehreren Stellen entlang der Grenze des Gaza-Streifens. Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, werden für einen Marsch zur Grenze missbraucht mit dem Ziel, diese zu durchbrechen und nach Israel einzudringen.

Die Organisatoren der Kampagne fordern ein Rückkehrrecht für Palästinenser, die 1948/1949 im Angriffskrieg von fünf arabischen Staaten gegen Israel geflüchtet oder vertrieben worden sind. Einziges Ziel des Kriegs war die Vernichtung Israels unmittelbar nach dessen Gründung auf der Basis des UNO-Teilungsplans von 1947.
(rk)