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Ein etwas anderes Detail des Nahostkonflikts

Arabische Menschen löschen jüdisches Leben aus — und arabische Menschen retten jüdisches Leben. Arabische Rettungssanitäter im Einsatz zur Rettung jüdischer Opfer von Attentaten.

Ein Araber hat am Freitagabend (27.1.) im Ostjerusalemer Stadtteil Neve Ya’akov auf jüdische Gläubige geschossen, die nach dem Abendgebet zum Beginn des Schabbats eine Synagoge verliessen. Sieben jüdische Menschen im Alter zwischen 14 und 68 Jahren wurden getötet, weitere wurden zum Teil schwer verletzt. Eine 70-jährige Frau und ein 30-jähriger Mann befanden sich in kritischem Zustand.

Einer der ersten Helfer am Tatort war der 38-jährige Fadi Dekaidek (Bild 1), ein Rettungssanitäter des Magen David Adom (MDA; meist mit «Roter Davidstern» übersetzt; genauer «Roter Schild Davids»; ein Mitglied der Internationalen Rotkreuzbewegung)  –  auch er ein Araber. Manch einen Nicht-Israeli mag das überraschen. Doch mehr noch: Fadi war nicht der einzige arabische Israeli, der verzweifelt versuchte, an diesem schrecklichen Tatort (Bild 2) Leben zu retten.

Es war nicht das erste Mal, dass Fadi nach einem von Arabern verübten Terroranschlag sich um die Verletzten kümmerte. In den 20 Jahren seines Dienstes beim israelischen Roten Davidstern passierte ihm das leider schon öfter. «Ich bin ein arabischer Mann bei Magen David Adom und rette das Leben jüdischer Menschen», sagte Fadi gegenüber Medien. «Und natürlich retten auch viele meiner jüdischen Kolleginnen und Kollegen bei Magen David Adom das Leben arabischer Menschen.»

Der arabische Attentäter, ein 21-jähriger Einwohner Jerusalems, wurde von der Polizei auf der Flucht gestellt und erschossen, nachdem er das Feuer auf sie eröffnet hatte. Zur gleichen Zeit kümmerten sich Dekaidek und weitere Rettungskräfte von Magen David Adom und der Rettungsorganisation United Hatzalah gemeinsam um die Opfer, die er angeschossen hatte.

Zahlreiche arabische Freiwillige

Der dreisprachige Rettungssanitäter Fadi Dekaidek wuchs im Ostjerusalemer Stadtteil Shuafat auf, in der Nähe seines derzeitigen Wohnorts Beit Hanina. Diese ausschliesslich arabischen Stadtteile liegen einige Kilometer südwestlich von Neve Ya'akov, dem jüdischen Viertel, in dem das Attentat stattfand.

Fadi fing im Alter von 17 Jahren an, ehrenamtlich für Magen David Adom zu arbeiten. Nachdem sein Vater einen Herzinfarkt erlitten hatte und er sah, wie jüdische Menschen dessen Leben retteten, beschloss Fadi weiterzumachen.

Dekaidek verbrachte seine gesamte bisherige Berufstätigkeit bei der Notfallorganisation. Das Team, das er leitet, besteht aus rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Freiwilligen, darunter 115 jugendlichen Freiwilligen aus Beit Hanina und anderen arabischen Teilen Jerusalems.

Ein Beispiel für die Welt

Man könnte meinen, dass Dekaidek als leitender Sanitäter, der viele Unfallopfer und Verbrecher behandelt hat, abgehärtet ist. Aber das ist nicht der Fall.

«In jener Nacht, als ich nach Hause kam, fühlte ich mich immer noch schrecklich, und ich konnte nicht schlafen», sagt er. «Wenn man viele Leichen und mehrere blutüberströmte Opfer gesehen hat, ist das nicht einfach.»

Dekaidek erinnert sich, wie er von Opfer zu Opfer ging, Wiederbelebung durchführte und andere Techniken anwendete, um Wunden zu behandeln und Leben zu retten. «Wir haben alle Fähigkeiten eingesetzt, die wir gelernt haben», sagte er.

Obwohl Ersthelfer sich oft in gefährlichen Situationen wiederfinden, sagt Dekaidek, dass seine Familie, Freunde und Nachbarn seine Karriere im israelischen Rettungsdienst unterstützen. «Ich glaube, alle Menschen in Ostjerusalem sind der Meinung, dass wir gute Arbeit leisten, um Leben zu retten und Menschen zu helfen», sagt er.

Dass Araber und Juden ihre Kräfte zum Wohle anderer bündeln, sei «ein Beispiel für die ganze Welt», und er hoffe, dass seine eigenen Kinder in seine Fussstapfen treten werden.

(RK)

Quelle: ISRAEL21c

 

Magen David Adom-Rettungssanitäter Fadi Dekaidek (Foto: Fadi Dekaidek)

Eine Ambulanz von Magen David Adom am 17.1.2023 am Ort des Anschlags in Neve Ya'akov/Jerusalem (Foto: MDA)