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Israel am «Eurovision Song Contest»

Heute Abend findet das erste Halbfinale des 63. Eurovision Song Contests 2018 in Lissabon / Portugal statt. Mit dabei ist, neben der Schweiz, auch Israel. Die Sängerin Netta – und mit ihr ganz Israel – hofft mit ihrem Lied «Toy» (Spielzeug) eine gute Platzierung zu erreichen. Und der Boykottbewegung BDS zu trotzen.

Von Rolf Koch, Vizepräsident und Webmaster GSI

Es ist davon auszugehen, dass (fast) ganz Israel vor dem Fernseher sitzen und per SMS die Stimme für Netta abgeben wird. Die israelischen Botschaften in Bern und in Berlin haben die Israelfreunde in den beiden Ländern eingeladen, dasselbe zu tun.

Netta ist kein Spielzeug

Die etwa schrille Sängerin Netta Barzilai, geboren 1993 in Hod HaScharon nördlich von Tel Aviv, hat im Februar dieses Jahres bereits HaKokhav HaBa (übersetzt: «Der nächste Star»), das israelische Original der deutschen Gesangs-Castingshow Rising Star gewonnen. Da die Show auch Vorentscheid für den Eurovision Song Contest war, wurde Netta als Vertreterin Israels am diesjährigen Wettbewerb in Lissaon auserkoren.

Ihr Song Toy behandelt «die göttliche Schönheit einer jeden Frau, die einfältige Männer nicht zu erkennen in der Lage sind», so die Jüdische Allgemeine. Das vom israelischen Texter Doron Medalie geschriebene überwiegend englischsprachige Lied sei eine Antwort auf die MeToo-Debatte um sexuelle Belästigung in der Unterhaltungsbranche, so die Sängerin. Der Text («I’m not your toy, you stupid boy» und «My teddy bear’s run-ning away, The Barbie got something to say, hey») richtet sich an chauvinistische Männer.

«Wonder Woman, vergiss niemals, du bist göttlich und er wird es bald bereuen» ist eine Anspielung auf die israelische Schauspielerin Gal Gadot (Darstellerin der Wonder Woman im gleichnamigen Film). «Ani lo buba», singt Barzilai an anderer Stelle auf Hebräisch, «Ich bin keine Puppe».
(Netta auf Wikipedia)

Heute Abend am Fernsehen

Im ersten Halbfilnal werden auftreten: 1. Aserbaidschan 2. Island 3. Albanien 4. Belgien 5. Tschechische Republik 6. Litauen 7. Israel 8. Weissrussland 9. Estland 10. Bulgarien 11. Mazedonien 12. Kroatien 13. Österreich 14. Griechenland 15. Finnland 16. Armenien 17. Schweiz 18. Irland 19. Zypern.

Für die Schweiz treten Zibbz (Geschwister Corinne und Stefan Gfeller aus Gisikon LU) mit ihrem Lied Stonesan. Die zehn bestplatzierten qualifizieren sich für das Finale am nächsten Samstagabend, 12. Mai, in dem insgesamt 26 Länder antreten werden. Die Startreihenfolge in den Halbfinalen hat der Fernsehsender RTP festgelegt.

Die Veranstaltung beginnt heute Abend um 21.00 Uhr und wird vom Sender SRF 2 übertragen (für Deutschland auf dem ARD-Digitalsender ONE). Sven Epiney kommentiert die Sendung für SRF live vor Ort.

Auch BDS trat an

Die Anti-Israel-Boykottbewegung BDS (Boycott, Divestment and Sanctions) versucht den Wettbewerb mit einem weiteren schändlichen Aufruf zur Ächtung der israelischen Künstlerin zu beeinflussen. Das berichtete die Info-Plattform Ynet-News am letzten Samstag. Die BDS-Kampagne zeige Netta Barzilai in Uniform und rufe dazu auf, Israel «Null Punkte» zu geben.

«Hallelujah» in bester Erinnerung

Wir alle erinnern uns an den Erfolg Israels im Jahre 1979 mit dem Lied Hallelujah am damals noch Concours de la chanson Eurovision genannten Wettbewerb, der in jenem Jahr in Jerusalem stattfand. Im Rahmen der diesjährigen Jubiläumsfeierlichkeiten zum 70-jährigen Bestehen des Staates Israel wurde das Lied nochmals in den Mittelpunkt gestellt.
Siehe « 70 Jahre Israel -> Gesangsevent ‹Hallelujah Israel› »

Die israelische SängerinAvigail «Gali» Atari (1953 in Rechovot geboren) trug damals das Lied vor, begleitet von der Gruppe Milk and Honey. Die Veranstaltung fand 1979 in Israel, eben in Jerusalem, statt, weil der israelische Sänger Izhar Cohen (geboren 1951 in Giv’atajim), begleitet von der Gruppe Alphabeta, bereits im Jahr zuvor Israel mit dem Lied A-Ba-Ni-Bi zum Sieg geführt hatte. Das Land der Sieger hat jeweils die nächste Austragung durchzuführen.

Zuletzt hatte Dana International (Scharon Cohen, 1972 als Jaron Cohen geboren) 1998 in Birmingham mit dem Lied «Diva» den Sieg davongetragen.

Nachtrag

8.5.2018, 23.30 Uhr
Die israelische Sängerin Netta Barzilai hat es geschafft. Mit neun weiteren Ländern hat sich Israel am Dienstagabend (8.5.) für das Finale am nächsten Samstag qualifiziert. Die Schweiz hingegen ist auf der Strecke geblieben.

Grosse Erwartungen
«Sieh mich an!» singt Netta Barzilai und, wie Youtube-Ansichten zeigen, folgen wir alle ihrem Befehl.

Netta, Israels Vertreterin beim Eurovision Song Contest 2018, gewann den israelischen Wettbewerb vor dem Eurovision Song Contest und schlug 19 andere Teilnehmer. Mit ihrer erstaunlichen Stimme, ihrem funky Groove und ihrem avantgardistischen Stil ist es kein Wunder, dass sie die Favoritin auf den Gewinn des Eurovision 2018 ist, dem grössten Musikwettbewerb der Welt ist. Dies schreibt das israelische Aussenministerium heute auf seiner Internetseite.

Und weiter: Was an unserer Netta so besonders ist, ist die falsche Frage. Was an dieser aussergewöhnlichen Darstellerin nicht besonders ist, ist eine viel schwierigere Frage zu beantworten. Diese junge und begabte Frau war eine praktisch Unbekannte und hat es geschafft, das ganze Land mit ihrem «Looper»-Wahnsinn zu erobern.

Nachdem Nettas Eurovision Song veröffentlicht wurde, stieg er schnell an die Spitze der Wettcharts und machte Israel zum Favoriten des diesjährigen Eurovision Song Contest. Bislang ist Toy das meistgesehene Video des diesjährigen Wettbewerbs auf dem offiziellen YouTube-Kanal der Eurovision, mit mehr als 20 Millionen Zuschauern. Der Song mit Nettas ikonischem Looper in einem lebendigen, farbenfrohen Video ist zu einer globalen Sensation geworden.
Mehr: Internetseite des isrelischen Aussenministeriums (englisch)

 

 

 

 

Eurovision Song Contest 2018 - Netta Barzilai IL