Israel beendet Hilfsprogramm «Operation Guter Nachbar»
Von Rolf Koch, Vizepräsident und Webmaster der Gesellschaft Schweiz-Israel
«Die grosse und langfristige humanitäre Anstrengung ist mit der Rückkehr des syrischen Regimes nach Südsyrien und an die Grenze zu Israel zu Ende gegangen», erklärte ein Armeesprecher.
Israel begann Anfang 2013, verletzte Syrer in der Grenzregion im Norden Israels zu behandeln. Das Land ist für seine gute medizinische Versorgung bekannt. Mehrere Kliniken nahmen die Menschen auf, Ärzte operierten sie. Danach kehrten die Patienten wieder nach Syrien zurück.
Diese Hilfe wurde 2016 mit der Gründung der «Operation Guter Nachbar» erheblich erweitert, indem umfangreiche materielle Hilfe nach Syrien transportiert wurde, sowie mit der Einrichtung einer Tagesklinik an der Grenze und eines Programms, das es Syrern ermöglichte, sich in israelischen Krankenhäusern wegen nicht kampfbezogenen Leiden, darunter auch Gehörlosigkeit, behandeln zu lassen.
Laut ZAHAL wurden seit 2013 über 4.900 Syrer zur medizinischen Versorgung in israelische Krankenhäuser gebracht, darunter 1.300 Kinder (Bild 1).
Weitere 7.000 Menschen wurden in der Tagesklinik (Feldlazarett) in der Nähe der Waffenstillstandslinie auf dem Golan, bekannt als Mazor Lanidach («Hilfe für die Leidenden»), behandelt.
Hilfslieferungen über die Grenze
Darüber hinaus transportierte Israel im Laufe von fünf Jahren 1.700 Tonnen Lebensmittel, 1,1 Millionen Liter Kraftstoff, 26.000 Kisten medizinische Ausrüstung und Medikamente, 20 Generatoren, 40 Fahrzeuge, 630 Zelte, 350 Tonnen Kleidung, 8.200 Pakete Windeln und 49.000 Kisten Babynahrung nach Syrien.
Neben den aktuellen Statistiken veröffentlichte ZAHAL auch eine Reihe von Testimonials von Syrern, denen im Rahmen des Programms von Israel geholfen wurde. «Ich wünsche dir alles Gute und danke dir sehr für die Hilfe und dafür, dass du zu uns stehst. So Gott will, wird dies nicht vergessen werden, und wir werden unseren Söhnen sagen, was du getan hast», sagt ein Mann in einer der Aufnahmen auf Arabisch (aus Sicherheitsgründen wird die Identität des Mannes nicht freigegeben).
Die israelische Armee erhielt auch ein offizielles Dankesschreiben von einer der Zivilschutzorganisationen im Südwesten Syriens (Bild 2).
Nach dem Abbruch der «Operation Guter Nachbar» begann die Armee Anfang dieses Monats mit der Schliessung der Feldklinik Mazor Lanidach. (Bild 3)
Verantwortung nun beim syrischen Machthaber
ZAHAL hat nach eigenen Angaben das Programm trotz der weiterhin bestehenden humanitären Probleme im Südwesten Syriens beendet, nachdem der syrische Diktator Bashar Assad nach einer Offensive, mit der die Rebellengruppen zur Kapitulation gezwungen wurden, die Kontrolle über das Gebiet übernommen hat.
Die syrische Armee eroberte Anfang des Sommers die meisten Rebellengebiete im Süden des Landes von Rebellengruppen zurück und übernahm nach sieben Jahren erstmals wieder die Kontrolle über die Gebiete entlang der israelischen Golanhöhen, nachdem die mit dem islamischen Staat verbundenen Dschihadisten ihr letztes Stück Territorium in der Region aufgegeben hatten.
«Israel sieht im syrischen Regime die verantwortliche Partei für alles, was auf syrischem Gebiet geschieht», sagte ein Militärsprecher.
Rebellen hatten das Gebiet erobert, nachdem 2011 ein Volksaufstand gegen den syrischen Präsidenten Bashar Assad ausgebrochen war. Die IS-nahe Khaled bin Al-Waleed Army, übernahm später das Gebiet von den Oppositionsführern.
Bild 1: Ein syrisches Kind spielt in einem israelischen Krankenhaus.
Bild 2: Brief einer südsyrischen Zivilschutzgruppe, in dem sie der israelischen Armee für die «Operation Guter Nachbar» dankt.
Bild 3: Israelische Truppen räumen die Infrastruktur der «Operation Guter Nachbar» auf den Golanhöhen. (Bilder: ZAHAL)