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Israel evakuiert Weisshelme aus Syrien

Die israelischen Verteidigungskräfte (ZAHAL) haben in der Nacht auf Sonntag (22.7.) auf Anweisung ihrer Regierung einen Teil der syrischen Zivilschutzgruppe, auch bekannt als Weisshelme, sowie deren Familien, wegen unmittelbarer Lebensgefahr aus dem Kriegsgebiet evakuiert. Die 422 Zivilisten wurden von ZAHAL anschliessend nach Jordanien gebracht.

ZAHAL veröffentlichten auf ihrer Facebook-Seite ein
Video (0:21 min., englisch)
der Evakuierung.

Es war offenbar eine geheime Nacht- und- Nebel-Aktion. Wie Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte, war er von US-Präsident Trump, vom kanadischen Ministerpräsidenten Trudeau und weiteren darum ersucht worden, diese Hilfsaktion aus «humanitären Gründen» durchzuführen.

Premierminister Netanjahu zur Evakuierung syrischer «Weisshelme» durch Israel
Video (0:36 Min., Ivrit, deutsch untertitelt)

Die freiwilligen zivilen Hilfstruppen, die sich vor allem nach Bombenangriffen um verschüttete und verletzte Zivilisten kümmern, waren durch das Vorrücken der syrischen Armee selbst in Bedrängnis geraten. Mit Bussen brachten israelische Soldaten die Syrer nach Jordanien. Von dort aus sollen sie nach Deutschland, Grossbritannien und Kanada weiterreisen.

Jordanien stimmte vorübergehender Aufnahme zu

Die Evakuierung kam letztendlich überraschend für die Hilfesuchenden, da Jordanien eine Aufnahme lange abgelehnt hatte. Nach eigenen Angaben beherbergt das haschemitische Königreich bereits 1,3 Millionen aus Syrien Geflüchtete, dies bei gut 9,5 Mio. Einwohnern. Laut Information der «Jerusalem Post» sollen die syrischen Weisshelme in einer «geschlossenen Zone» nicht länger als drei Monate in Jordanien bleiben. Offenbar spielte Kanada eine zentrale Rolle bei der Rettung der freiwilligen Helfer.

Ein Teil der syrischen Weisshelme und ihrer Familien konnten offenbar aufgrund der Lage vor Ort nicht ausser Landes gebracht werden. Ursprünglich sollten 800 Zivilschützer und ihre Familienangehörigen evakuiert werden, wie das jordanische Aussenministerium mitteilte.

Wie die Nachrichtenagentur AFP am Montag aus kanadischen Regierungskreisen erfuhr, ist unklar, ob eine neue Rettungsaktion gestartet werden könne. Gemäss dem jordanischen Aussenministerium hatten Kanada, Deutschland und Grossbritannien ursprünglich zugesagt, 827 Weisshelme und deren Angehörige aufzunehmen.

Im Westen gefeiert, in Syrien und durch Russland als «Terroristen» denunziert

Die Weisshelme waren 2014 von mehreren lokalen Hilfsorganisationen in den Rebellengebieten gegründet worden. Seitdem haben sie nach eigenen Angaben mehr als 114'000 Menschenleben gerettet. Ob im Bombenhagel von Ost-Aleppo, Ost-Ghuta oder anderswo – stets waren sie zur Stelle, wo es sonst keine Hilfe gab. Dabei wurden sie immer wieder auch selber Ziel syrischer und russischer Bombenangriffe. Mehr als 200 Helfer wurden getötet und Hunderte verletzt. Das syrische Regime Assads und Russland bezeichnen sie als Terroristen.

Für ihren heldenhaften Einsatz wurden sie vor zwei Jahren mit dem alternativen Nobelpreis ausgezeichnet. Netflix produzierte einen Dokumentarfilm, der mit einem Oskar ausgezeichnet wurde, ein weiterer Film, «The Last Men in Aleppo», wurde dieses Jahr nominiert.

Israel hält sich aus Krieg in Syrien heraus

Israel hält sich seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs offiziell grundsätzlich an die Strategie der Nichteinmischung. Ausnahme bilden Reaktionen nach Waffenlieferungen an die libanesische Hisbollah, die die israelische Luftwaffe regelmässig bombardiert.

Wie das israelische Aussenministerium mitteilt, wird Israel hinsichtlich des syrischen Bürgerkrieges seine Politik der Nichteinmischung fortführen und das syrische Regime weiterhin für alle Aktivitäten auf syrischem Boden verantwortlich machen.

Zudem hält Israel unverändert daran fest, die Grenzen für Flüchtlinge aus Syrien geschlossen zu halten. Es hilft aber den Menschen, die in der Pufferzone zwischen den vom israelischen Gebiet der Golanhöhen und Syrien Zuflucht suchen, mit Nahrungsmitteln, Medikamenten, Kleidung und Zelten. Seit Kriegsbeginn sind zudem einige tausend syrische Kriegsopfer in israelischen Krankenhäusern behandelt worden. Dies geschieht im Rahmen der Operation «Guter Nachbar» der israelischen Armee.

Siehe dazu:
•    Gute Nachbarn packen Pakete für syrische Kinder
•    Wenn «Gute Nachbarschaft» Leben rettet

(RK)

Israelische Soldatinnen kümmern sich um die Evakuierten (Bild: ZAHAL)

Israelische Soldaten und Flüchtlinge während Evakuierungsaktion (Videostandbild)

Weisshelme im Einsatz (Standbild aus Dokufilm)