Zum Hauptinhalt springen

Israel führte internationale Erdbebenübung durch

Rund einen Monat nach dem Erdbeben in der Türkei hat die Nationale Katastrophenschutzbehörde des israelischen Verteidigungsministeriums (NEMA) gemeinsam mit israelischen Notfall- und Rettungsdiensten eine internationale Übung durchgeführt, bei der es um den Empfang internationaler Hilfe im Falle eines Erdbebens ging.

Die Übung begann am Sonntag, 12. März, und dauerte vier Tage. Rund 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 18 Ländern nahmen daran teil, nämlich Delegationen aus Albanien, Belgien, Bosnien, Bulgarien, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Lettland, Malta, Mazedonien, Montenegro, Österreich, Rumänien, Schweden, Spanien, der Tschechischen Republik und Zypern sowie der Europäischen Union (EU) und den Vereinten Nationen (UN).

Bei der Übung wurden alle erforderlichen Notfallverfahren simuliert, darunter die erste Entscheidung, internationale Hilfe anzufordern, die Einbindung ausländischer Rettungsteams, die Verteilung der Hilfe an verschiedene Orte im Land. Zu den Szenarien, die während der Übung simuliert werden, gehörten auch Such- und Rettungsmassnahmen nach einem Erdbeben, Evakuierungsübungen, Schadensbeurteilungsprozesse und der Empfang internationaler Hilfe aus verschiedenen Ländern.

Der Direktor der Nationalen Katastrophenschutzbehörde, Brigadegeneral (a.D.) Joram Laredo: «Die Nationale Katastrophenschutzbehörde hat das Jahr 2023 als Schwerpunktjahr für die Verbesserung der nationalen Erdbebenvorsorge festgelegt, wobei das verheerende Erdbeben in der Türkei die Herausforderungen, vor denen wir stehen, noch deutlicher macht. Die hochgeschätzte Zusammenarbeit mit unseren Partnern im Ausland ist ein entscheidendes Element, um dies zu erreichen, und verbessert die Fähigkeit des Staates Israel, in Notsituationen umfangreiche humanitäre Hilfe zu erhalten.»

Israel nach dem Erdbeben in der Türkei im Einsatz

Sofort nach Bekanntwerden des verheerenden Erdbebens vom 6. Februar in der Türkei starteten die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) die «Operation Olivenzweige», bei der 19 Menschen aus den Trümmern gerettet wurden. Die mehr als 400-köpfige Delegation des israelischen Militärs wurde unter anderem von Notfallspezialisten des Verteidigungs- und des Gesundheitsministeriums, der Feuerwehr und der Rettungsdienste, Magen David Adom, United Hatzalah und Zaka, unterstützt. Die Armee richtete in der Türkei ein Feldlazarett ein.

Das Ereignis in der Türkei war Anlass für Israel, das ebenfalls zur von Erdbeben bedrohten Region gehört, die Erdbebenvorsorge zu aktualisieren.

Erdbeben in der Türkei machte den Politikern das Risiko bewusst

Der Innen- und Umweltausschuss der Knesset berief nach der Katastrophe in der Türkei eine Dringlichkeitssitzung ein, und der staatliche Rechnungsprüfer Matanjahu Englman forderte die Regierung auf, nicht zu zögern, da die Welle tödlicher Erdbeben in der Region als Warnung zu verstehen sei.

Experten betonten, dass Israels aktueller Stand der Erdbebenbereitschaft besorgniserregend sei. Ein Bericht des früheren Rechnungsprüfers aus dem Jahr 2018 schätzte, dass ein schweres Erdbeben 7‘000 Todesopfer fordern und 170‘000 Menschen obdachlos machen könnte. Einem Bericht aus dem vergangenen Jahr zufolge entsprechen 600‘000 Gebäude im Land nicht den Normen für die Erdbebensicherheit.

Israel liegt entlang des Grossen Grabenbruchs, einer aktiven geologischen Verwerfungslinie, die für das Gebiet mehrere erhebliche Gefahren birgt, darunter häufige kleinere Erdbeben und das Potenzial für schwerere seismische Ereignisse.

Israel ist seit langem erdbebengefährdet, wobei sich etwa alle 100 Jahre ein grösseres Erdbeben ereignet. Das letzte grosse Beben in Israel fand 1927 statt. Bei diesem Beben der Stärke 6,2 kamen 284 Menschen ums Leben und 940 wurden verletzt.

Ohne die Schweiz

Auch in der Schweiz werden jeden Tag mehrere Erdbeben registriert; die meisten sind jedoch so schwach, dass sie nicht verspürt werden.

Es ist nicht bekannt, ob die Schweiz ebenfalls zur Übung vom 12. bis 15.3. in Israel eingeladen wurde. Fakt ist, dass man sich in der Schweiz seit dem Erdbeben im Grenzgebiet der Türkei und Syriens des Risikos eines Erdbebens wieder bewusster geworden ist.

Dies zusätzlich, nachdem der Schweizerische Erdbebendienst (SED) an der ETH Zürich zusammen mit dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) und dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS) am 7. März 2023, nach mehreren Jahren intensiver Forschung das erste öffentlich zugängliche Erdbebenrisikomodell der Schweiz publizierte. Siehe dazu mehr hier.

(RK)

Blick in die Übung des israelischen Verteidigungsministeriums (Bild: Mediendienst des israelischen Verteidigungsministeriums)