Zum Hauptinhalt springen

Vereinigte Arabische Emirate und Bahrain unterzeichnen Abkommen mit Israel

Vertreter Israels, der Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrains haben am Dienstag, 15. September, in der US-Hauptstadt Washington D.C. zusammen mit US-Präsident Trump Verträge über die Normalisierung ihrer Beziehungen unterzeichnet.

Am 13. August hatten die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) angekündigt, dass sie und Israel ihre gegenseitigen Beziehungen normalisieren werde. Am Freitag, 11. September, tat es ihnen Bahrain gleich.

Am Dienstag nun haben Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und die Aussenminister der VAE und Bahrains, Abdullah bin Sajid und Abdullatif al-Sajani, in einer feierlichen Zeremonie das sogenannte Abraham-Abkommen unterzeichnet, mit denen der Frieden, die Aufnahme diplomatischer Beziehungen und die «volle Normalisierung» der Beziehungen vereinbart wurden.

Mit dieser Feier im Garten vor dem Weissen Haus (Bild 2) hat sich US-Präsident Donald Trump, knapp sieben Wochen vor dem Versuch einer Wiederwahl, bei dieser Gelegenheit als Friedensstifter im Nahen Osten feiern lassen. Mit dem israelischen Regierungschef und den Aussenministern der VAE sowie Bahrains besiegelte Trump das Abraham-Abkommen, das er vermittelt hatte. In diesem Namen spiegelt sich der historische Anspruch, den Trump und seine Regierung in den Vereinbarungen sehen wollen: nicht weniger als eine Brücke zwischen den drei monotheistischen abrahamitischen Religionen Judaismus, Christentum und Islam.

Bilaterale Treffen Trumps mit den Gästen vor der Unterzeichnungsfeier

Am Vormittag empfing Präsident Donald Trump nacheinander die Aussenminister des Königreichs Bahrain und der Vereinigten Arabischen Emirate und hielt bilaterale Besprechungen mit ihnen.

Anschliessend empfing Trump auch den israelischen Ministerpräsidenten mit seiner Gattin zu einem Gespräch. (Bild 3)

Remarks by President Trump and Prime Minister Netanyahu of the State of Israel Before Bilateral Meeting
 

Die Unterzeichnungs-Zeremonie

Die Unterzeichnungsfeier begann punkt 12 Uhr (19 Uhr israelische Zeit) auf der Südseite des Weissen Hauses. Es waren dazu rund 700 Gäste eingeladen (für Washington D.C. galt aus Gründen der Corona-Prävention für Zusammenkünfte grundsätzlich eine Obergrenze von 50 Personen.)

Die USA sind weltweit mit fast 200.000 Todesfällen führend bei Coronavirus-Infektionen, während Israel nach Bahrain die weltweit höchste Coronavirus-Infektionsrate der Bevölkerung aufweist.

Die Hunderte von Gästen, die zur Unterzeichnungszeremonie eingeladen waren, wurden ermutigt, Masken zu tragen und physische Distanz zu wahren.

Die Vertreter der vier Vertragsstaaten zeigten sich einleitend auf den Balkonen im Obergeschoss des Weissen Hauses (Bild 4).

Kurzansprachen vor der Unterzeichnung

  • US-Präsident Donald Trump
  • Ministerpräsident Benjamin Netanjahu (Bild 5)
  • Aussenminister Abdullah bin Sajid al-Nahjan (Bild 6) und
  • Aussenminister Abdullatif bin Raschid al-Sajani

Link zu den Kurzansprachen:

Remarks by President Trump, Prime Minister Netanyahu, Minister bin Zayed, and Minister Al Zayani at the Abraham Accords Signing Ceremony

Deutsche Übersetzung der Ansprache von Ministerpräsident Netanjahu

Die Unterzeichnungsfeier der Abraham-Abkommen
Video, The White House, 15.9.2020, 43.12 Min., englisch

Ein historischer Tag für den Frieden
Zusammenfassendes Video, The White House, 15.9.2020, 1:16 Min., englisch

Rechtliches Detail in letzter Minute geregelt

Wie The Times of Israel berichtete, wurde der israelische Ministerpräsident in letzter Minute vom Generalstaatsanwalt informiert, dass ihm die rechtliche Befugnis zur Unterzeichnung der Verträge fehle und er offiziell die Zustimmung des Aussenministers einholen müsse.

Der israelische Aussenminister, Gavriel «Gabi» Aschkenasi, war nicht zur Feier in Washington eingeladen worden, ebenso wenig wie der alternierende Ministerpräsident und Verteidigungsminister Benjamin «Benny» Gantz.

Aschkenasi erteilte die Zustimmung unter der Bedingung, dass die Abkommen nicht in Kraft treten, bevor sie vom Kabinett und der Knesset gebilligt werden, hiess es im Medienbericht. Die Abkommen müssen allerdings nach israelischem Recht in jedem Fall von der Regierung und der Legislative gebilligt werden.-

Unterzeichnung der Dokumente

(Bilder 8 bis 11 und 20)

Es wurden folgende Dokumente unterzeichnet (Originale, auf Englisch):

The Abraham Accords Declaration
 

Facsimile of The Abraham Acccords Declaration

mit den Unterschriften von:
oben links: Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, Israel
oben rechts: Aussenminister Abdullatif bin Raschid al-Sajani, Königreich Bahrain
unten links: Präsident Donald Trump, USA
unten rechts: Aussenminister Abdullah bin Sajid al-Nahjan, Vereinigte Arabische Emirate

Übersetzung
«Wir, die Unterzeichneten, erkennen die Bedeutung der Erhaltung und Stärkung des Friedens im Nahen Osten und in der ganzen Welt auf der Grundlage gegenseitigen Verständnisses und Zusammenlebens sowie der Achtung der Menschenwürde und -freiheit, einschliesslich der Religionsfreiheit, an.

Wir ermutigen die Bemühungen zur Förderung des interreligiösen und interkulturellen Dialogs, um eine Kultur des Friedens zwischen den drei abrahamitischen Religionen und der gesamten Menschheit voranzubringen.

Wir glauben, dass Herausforderungen am besten durch Zusammenarbeit und Dialog angegangen werden können und dass die Entwicklung freundschaftlicher Beziehungen zwischen den Staaten die Interessen eines dauerhaften Friedens im Nahen Osten und in der ganzen Welt fördert.

Wir streben nach Toleranz und Respekt für jeden Menschen, um diese Welt zu einem Ort zu machen, an dem alle ein Leben in Würde und Hoffnung führen können, unabhängig von ihrer Rasse, ihrem Glauben oder ihrer ethnischen Zugehörigkeit.

Wir unterstützen Wissenschaft, Kunst, Medizin und Handel, um die Menschheit zu inspirieren, das menschliche Potenzial zu maximieren und die Nationen einander näher zu bringen.

Wir bemühen uns, Radikalisierung und Konflikte zu beenden, um allen Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen.

Wir verfolgen eine Vision von Frieden, Sicherheit und Wohlstand im Nahen Osten und auf der ganzen Welt.

In diesem Sinne begrüssen wir die Fortschritte, die bereits bei der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und seinen Nachbarn in der Region nach den Grundsätzen des Abraham-Abkommens erzielt wurden, und fühlen uns durch sie ermutigt. Wir sind ermutigt durch die laufenden Bemühungen, solche freundschaftlichen Beziehungen auf der Grundlage gemeinsamer Interessen und eines gemeinsamen Engagements für eine bessere Zukunft zu festigen und auszubauen.»
(RK)

Abraham Accords Peace Agreement: Treaty of Peace, Diplomatic Relations and Full Normalization Between the United Arab Emirates and the State of Israel
 

Facsimile of the Agreement Between the United Arab Emirates and the State of Israel


Abraham Accords: Declaration of Peace, Cooperation, and Constructive Diplomatic and Friendly Relations
(Abraham-Abkommen: Deklaration des Friedens, der Zusammenarbeit und konstruktiver diplomatischer und freundschaftlicher Beziehungen)

Facsimile of the Accord Between Bahrain and Israel

Arbeitslunch im Weissen Haus

Im Anschluss an die Feier lud Präsident Trump zu einem Arbeitsessen im Weissen Haus ein (Bild 12). Dort sagte er, dass Friedensabkommen «etwas sind, auf das wir alle stolz sein sollten».

Freude in Israel

Der israelische Aussenminister Gabi Aschkenasi veranlasste, dass am Dienstag vor dem Aussenministerium die Flaggen Israels, der VAE, Bahrains und der USA gehisst wurden. (Bild 13). Der Aussenminister verbreitete das Bild per Twitter und schrieb: «Ein historischer Tag für Israel, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und für die gesamte Region. Ich danke Ihnen, Präsident Trump, für Ihre Rolle bei der Schaffung einer neuen Realität im Nahen Osten.»

Die vier Flaggen flatterten auch andernorts im israelischen Wind (Bild 14).

Das Tel Aviver Rathaus verkündet «Frieden»

Als in Washington die Abkommen unterzeichnet wurden, war es bereit dunkel in Israel. Die Stadtverwaltung von Tel Aviv beleuchtete die Fassade ihres Gebäudes mit dem Wort "Frieden" in drei Sprachen: Hebräisch, Arabisch und Englisch (Bild 15).

Schalom, Peace, Salām
Video, 0:20 Min.

Die dem Rabinplatz zugewandte Fassade des Gebäudes der Tel Aviver Stadtverwaltung ist in den letzten Jahren sozusagen zur «Lichtreklame der Nation» geworden. Jedes Ereignis von Bedeutung wird auf entsprechende Weise dargestellt.

Das in den 50er-Jahren errichtete Rathaus wurde 2014 umfassend renoviert, wozu auch die Installation eines farbigen Beleuchtungssystems an der Betonfassade des Gebäudes gehörte.

«Das Beleuchtungssystem an der Fassade des Gebäudes dient dazu, eine Botschaft der Solidarität und Partnerschaft mit verschiedenen Gemeinschaften und für verschiedene Ziele zu vermitteln», so eine frühere Erklärung der Stadtverwaltung, die herausgegeben wurde, als die libanesische Flagge im August nach einer Explosion im Hafen von Beirut an der Fassade des Gebäudes leuchtete.

Der Bürgermeister von Tel Aviv, Ron Huldai, lobte den heutigen Anlass in einem Tweet: «Heute Abend feiern wir #Frieden im Nahen Osten! Ich bin sicher, dass die Abkommen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrain für die kommenden Generationen einen positiven Einfluss auf unsere Region haben werden.»

Präsident Rivlin lädt nach Jerusalem ein

Der israelische Staatspräsident Reuven Rivlin twitterte am Dienstag vor der Feier in Washington:

«Freunde, bald werden wir Zeugen eines historischen Ereignisses: der Unterzeichnung von Abkommen zwischen #Israel und den #Vereinigten Arabischen Emiraten und zwischen Israel und dem Königreich #Bahrain. Dies ist ein wahres Beispiel dafür, wie Grenzen niedergerissen und Trennungen überwunden werden können.»

Und nach der Unterzeichnung der Abkommen setzte Rivlin folgenden Tweet ab:
«Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um von hier aus vor S.H. Scheich Mohamed bin Zayed Al Nahyan und S.H. König Hamad bin Isa Al Khalifa zu sprechen. Ich danke Ihnen für Ihre Führung und Ihren Mut, Frieden zu schaffen.

Ich lade Sie ein, nach Jerusalem zu kommen, in die Stadt des Friedens, die Stadt, in der Angehörige aller Religionen – ungehindert Gottesdienste abhalten können.
Ahlan wa'Sahlan!»

Umsetzung der Annäherung

Das Fernsehen Israels (Kanal 12), Bahrains und der VAE übertrugen die Unterzeichnungsfeier in einer Gemeinschaftssendung (Bild 16), die gleichzeitig in Israel, in den VAE und in Bahrain ausgestrahlt wurde.

Ausschnitt aus der TV-Übertragung
Video, 1:27 Min. Originalsprachen Ivrit und Arabisch

Luftraum über Saudi-Arabien offen für alle Flüge von und nach Israel

Schon vor der Unterzeichnung der Abkommen in Washington haben sich Saudi-Arabien und Bahrain darauf geeinigt, ihren Luftraum für Flüge von Israel nach Osten zu öffnen. Dies nicht nur für Flüge von Israel in die Vereinigten Arabischen Emirate und zurück, sondern für alle Reisen in Richtung Osten. Diese Entwicklung wird die Flugzeiten zwischen Israel und den Ländern des Fernen Ostens drastisch verkürzen.

In der Zwischenzeit wird erwartet, dass eine Delegation von Beamten aus den VAE in etwa zwei Wochen Israel besuchen wird, um die Gespräche über den Aufbau formeller und praktischer bilateraler Beziehungen fortzusetzen.

VAE haben bereits Unterricht über Normalisierung mit Israel begonnen

Die Vereinigten Arabischen Emirate haben bereits damit begonnen, das Abkommen zwischen den VAE und Israel im Lehrplan und in den Lehrbüchern für Islamische Studien 2020 zu erwähnen, wie aus einem IMPACT-se-Bericht hervorgeht.

Das Lehrbuch, das den 2016 in den VAE eingeführten Lehrplan für Moralerziehung für die Klassen 1-12 abdeckt, lobt das Abraham-Abkommen und lehrt die Bedeutung von Friedensinitiativen in der realen Welt.

Es fügt auch hinzu, dass die VAE die künftigen Bemühungen um eine Versöhnung zwischen Israelis und Palästinensern voll und ganz unterstützen.

«Es ist bemerkenswert, dass ein Lehrbuch, das über das Abkommen zwischen den VAE und Israel lehrt, nur zwei Wochen nach der Ankündigung des Abkommens auf den Pulten der Schulkinder in den Emiraten lag», sagte Marcus Sheff, CEO von IMPACT-se.

Im Kapitel über das Abkommen VAE-Israel heisst es, dass das «historische» Abkommen «auf den Werten unserer wahren islamischen Religion beruht», die darauf drängen, «Brücken der Zusammenarbeit zu bauen».

Zusammen mit dem Unterrichtsplan haben die Schülerinnen und Schüler die Aufgabe, eine Präsentation zu erstellen, die sich auf die Bedeutung der Friedensinitiative und die spezifische Rolle ihres Landes bei der Erreichung des Friedens konzentriert.

«Der Vertrag wird im Lehrbuch nicht nur als Tatsache dargestellt. Den Schülerinnen und Schülern werden die religiösen, ethischen und nationalen Gründe dargelegt, die das Abkommen unterstützen, und sie sollen kritisch darüber nachdenken, wie wichtig es ist, Frieden zu schaffen», fügt Sheff hinzu.

Diese Aufklärungsarbeit ist nicht nur bei den Schülerinnen und Schülern erforderlich, nachdem man dem Volk während 72 Jahren eingetrichtert hatte, dass Israel der Feind der Araber sei.
(The Jerusalem Post)

Verkauf von F-35-Kampfflugzeugen an die VAE

Das israelische Parlament wird diesem Vertrag als internationales Abkommen noch zustimmen müssen. Dabei zeichnen sich zwei Punkte ab, die sich als Stolpersteine erweisen könnten. Die VAE erwarten offensichtlich von den USA als Kompensation für einen diplomatisch riskanten Schritt Zugeständnisse bei der Lieferung von modernsten Rüstungsgütern, wie F-35-Kampfjets (Bild 17). Das ist allerdings in Israel ein Reizthema, und es ist keineswegs klar, ob es zu diesen Lieferungen auch wirklich kommt. Auch der amerikanische Kongress wird sich über dieses Geschäft beugen und dabei vor allem das traditionelle Festhalten an der «qualitativen militärischen Überlegenheit» («qualified military edge») Israels gegenüber den arabischen Staaten fest im Blick behalten.

Annexion von Teilen des Westjordanlandes durch Israel

Zudem ist auch noch keineswegs klar, inwieweit, für wie lange und in welcher verbindlichen Form Israel im Gegenzug zur Normalisierung mit den VAE auf die Annexion von Gebieten im Westjordanland verzichtet. Der Aussenminister der Emirate schien seine Worte sorgfältig zu wählen, als er Netanjahu dafür dankte, diese Annexion palästinensischer Gebiete «anzuhalten». Gerüchteweise verlautete, Israel habe sich zu einem vier Jahre langen Moratorium – allenfalls auch in der Siedlungstätigkeit im Westjordanland – verpflichtet, was ein Preis wäre, den vermutlich nicht alle politischen Kräfte in Israel zahlen wollten.

Der am 28. Januar von US-Präsident Donald Trump im Beisein von Israels Ministerpräsident Netanjahu vorgestellte sogenannte Friedensplan («Deal des Jahrhunderts») gestattet der israelischen Regierung die Annexion (auch Ausweitung der Souveränität genannt) eines Teil des Westjordanlandes und des Jordantals.

Premierminister Benjamin Netanjahu hatte monatelang versprochen, Teile des Westjordanlandes bereits am 1. Juli zu annektieren, aber dieser Plan wurde als Teil des Normalisierungsabkommens mit den VAE offiziell ausgesetzt. Die Seiten haben jedoch formell keinen genauen Zeitrahmen dafür genannt, wie lange die Angelegenheit «vom Tisch» ist, wie es US-Präsident Donald Trump letzten Monat formulierte.

Die USA sollen während der Normalisierungsverhandlungen den Vereinigten Arabischen Emiraten versichert haben, dass Washington die israelische Annexion von Teilen des Westjordanlandes frühestens 2024 anerkennen werde, wie Quellen mit direktem Wissen über die Angelegenheit gegenüber The Times of Israel erklärten.

Drei Quellen zufolge, die direkte Kenntnis von den Normalisierungsverhandlungen hatten, konzentrierten sich emiratische Beamte unter der Leitung des Botschafters der VAE in den USA, Yousef Al Otaiba, darauf, in dieser Angelegenheit Zusicherungen von den USA und nicht von Israel einzuholen.

Sie waren weitgehend uninteressiert an einer israelischen Zusage für ein Einfrieren der Annexion, so die Quellen, da sie verstanden, dass Netanjahu ohne die Unterstützung der USA nicht vorankommen würde; der israelische Premierminister hatte dies monatelang selbst gesagt.

Die Abkommen und die Palästinenser

Während in Washington die Unterzeichnungsfeier im Gang war, feuerte die Hamas zwei Raketen aus dem Gaza-Streifen auf die südisraelische Stadt Aschdod ab, wobei zwei Menschen verletzt wurden, weitere wegen Schocks behandelt werden mussten  und strukturelle Schäden verursacht wurden – eine unzweideutige Stellungnahme der Hamas zur Annäherung der beiden Golfstaaten an Israel.

Aber auch die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) verurteilte die Abkommen aufs Schärfste. Ganz offensichtlich ist PA-Präsident Machmud Abbas (Bild 18) im Gegensatz zu den arabischen Brüdern am Golf noch weit davon entfernt, an einen Frieden mit Israel und eine Beendigung des Konfliktes zu denken. Die Plattform «jns, Jewish News Syndicate» titelte denn auch treffend: «Werden die Palästinenser erneut eine Chance verpassen, wenn sich die arabischen Staaten in Richtung Israel drehen?»

«Die Palästinenser verdienen jemanden, der besser ist als die alte Garde», sagte Michael Milstein, Leiter des Forums für Palästinastudien am Mosche-Dayan-Zentrum der Universität Tel Aviv. Und er stimmte der berühmten Aussagen des ehemaligen israelischen Aussenministers Abba Eban zu und betonte, dass die Palästinenser tatsächlich eine echte Chance verpassen. Gemeint ist das Unvermögen der Palästinenser, die Vorteile eines Friedensprozesses für sich zu erkennen.

Die PA hat die Abkommen als «Dolchstoss in den Rücken» des palästinensischen Volkes bezeichnet.

PA: Beziehungen zur Arabischen Liga «überdenken»

Anstatt zu applaudieren, was als Annäherung der Beziehungen zwischen arabischen Nationen und Israel angesehen werden könnte – etwas, das Israels palästinensische Friedenspartner sehen sollten –, rief die Palästinensische Autonomiebehörde ihre Botschafter in Abu Dhabi und Manama zurück, um gegen das Abkommen zu protestieren. Sie forderte auch den Führer der Palästinensischen Autonomiebehörde auf, seine Beziehungen zur Arabischen Liga zu «überdenken». Einige Palästinenser warnen sogar vor einer möglichen dritten Intifada.

«Morgen werden wir Zeugen eines schwarzen Tages in der Geschichte der arabischen Welt, der Niederlage der Institutionen der Arabischen Liga, die nicht vereint, sondern geteilt sind», sagte der palästinensische Premierminister Mohammed Shtayyeh am Montag.

«Dies wird ein weiteres Datum sein, das in den Kalender des palästinensischen Elends aufgenommen werden muss», sagte er und fügte hinzu, dass die PA ihre Beziehung zur Arabischen Liga «korrigieren» müsse, da sie sich weigert, die beiden Normalisierungsabkommen zu verurteilen.

Während palästinensische Politiker die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain öffentlich als Verräter angeprangert haben, weil sie sich an den jüdischen Staat annähern, hat die palästinensische Strasse emiratische und bahrainische Flaggen und Fotos ihrer Führer verbrannt.

Der Generalsekretär des Golfkooperationsrates (GCC) hat die palästinensischen Führer unter Präsident Mahmud Abbas aufgefordert, sich für die «provokativen und falschen» Erklärungen einiger palästinensischer Gruppierungen gegen die GCC-Staaten zu entschuldigen.

Der Chef des GCC, Dr. Nayef al-Hajraf, verurteilte einige der Teilnehmer des Treffens der Generalsekretäre der palästinensischen Fraktionen, bei dem «unverantwortliche Sprache der Aufwiegelung und Drohungen» gegenüber den GCC-Staaten geäussert wurden.

Israelische Botschafter in Deutschland und in der Schweiz zu den Abkommen

Der Botschafter des Staates Israel in der Schweiz, Jacob Keidar, schrieb in einem Leserbrief an den Tagesanzeiger:

Eine revolutionäre Vision
Als ich vor vielen Jahren Dubai besuchte, konnte ich nicht zu Hause anrufen. Die israelische Vorwahl +972 konnte man nicht anwählen. Daran musste ich anlässlich der gestrigen Zeremonie im Weissen Haus denken. Die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrain ist ein Wendepunkt für den Mittleren Osten. Wir stehen vor gemeinsamen Herausforderungen wie dem Klimawandel oder dem Coronavirus: Zusammenarbeit kann uns allen Fortschritt und Wohlstand bringen. Wir müssen unsere Kräfte zum Wohle unserer Bürger bündeln. Entgegen der weitverbreiteten Meinung unterstützen viele Menschen in den Golfstaaten die Normalisierung der Beziehungen zu Israel. Ich war Zeuge der Begeisterung verschiedener Akteure in der arabischen Welt über die neusten Entwicklungen und bin voller Hoffnung, dass weitere Länder der Region formelle Beziehungen mit Israel aufnehmen werden. Dies ist auch eine einzigartige Gelegenheit für die Palästinenser, sich wieder mit uns an den Verhandlungstisch zu setzen.

Botschafter Issacharoff traf einen alten Freund

Für Jeremy Issacharoff, den gegenwärtigen israelischen Botschafter in Berlin, schloss sich am Dienstag ein Kreis. Issacharoff hatte vor 26 Jahren als erster israelischer Diplomat einen emiratischen Beamten getroffen. Dieser, Yousef al-Otaiba, ist heute Botschafter seines Landes in den USA.

Nach der Feier, noch immer vor dem Weissen Haus stehend, twitterte Botschafter Issacharoff: «An diesem Tag können wir uns nach vielen Jahren der Freundschaft und diskreten Kontakten nun gemeinsam ohne Maske fotografieren lassen (Bild 19) – mein guter Freund und Kollege Botschafter Yousef al Otaiba – einer der führenden Diplomaten, die ich je getroffen habe.»

Al-Otaiba hatte entscheidend dazu beigetragen, die neue Allianz zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten und Israel möglich zu machen; seine beispiellose hebräischsprachige «Op-ed»» in der israelischen Tageszeitung Yedioth Aharonoth wird weithin als der Startschuss für den Prozess angesehen, der am Dienstag im Friedensvertrag gipfelte.

«Ich kenne Yousef al-Otaiba seit vielen Jahren. Während dieser Zeit haben wir eine persönliche Freundschaft entwickelt, die auf Vertrauen, Diskretion und gegenseitiger Glaubwürdigkeit beruht», sagte Issacharoff.

«Es ist sehr selten in der Diplomatie, dass man die Gelegenheit hat, eine Beziehung von den ersten Kontakten an wachsen zu sehen und ihre Formalisierung in volle diplomatische Beziehungen zu erleben, wie wir es auf dem Rasen des Weissen Hauses taten», sagte der hochrangige Diplomat in einem Interview mit The Times of Israel.

«Es war auch sehr symbolisch, Yousef bei der Zeremonie zu treffen und in der Lage zu sein, der Beziehung endlich ‹die Maske abzunehmen›, wenn auch nur für einen kurzen Moment. Dies ist der Abschluss eines persönlichen Kreises, der nun einen viel grösseren Kreis zwischen unseren beiden Ländern eröffnet.

(RK)

Israel and the UAE's New Chapter of Peace
Video, 1.9.2020, Israel’s Foreign Affairs Ministery, 2:05 Min. english

 

 

Bild 1: Friedenspflänzchen benötigen Pflege, damit sie gedeihen können (Tweet Anna Alhammadii, VAE)

Bild 2: US-Präsident Donald Trump (2.v.r.), der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu (2.v.l.), der Aussenminister der Vereinigten Arabischen Emirate (r.a.) und des Königreiches Bahrain (l.a.) nach der Unterschrift der Abraham-Abkommen im Garten vor dem Weissen Haus (White House).

Bild 3: Präsident Donald Trump und First Lady Melania begrüssen Premierminister Benjamin Netanjahu und seine Frau Sara im Weissen Haus zur Zeremonie des Abraham-Abkommens am 15. September 2020 (Screenshot Regierungs-Mediendienst GPO)

Bild 4: Präsident Trump (Mitte) ist Gastgeber der Unterzeichnungs-Zeremonie am 15. September 2020. Rechts, von links: Israels Premierminister Benjamin Netanjahu, der Aussenminister der Vereinigten Arabischen Emirate Abdullah bin Sajid al-Nahjan und der bahrainische Aussenminister Abdullatif bin Raschid al-Sajani (screen shot The White House).

Bild 5: Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu spricht vor der Unterzeichnung des Abkommens. Neben ihm steht US-Präsident Donald Trump (screenshot White House).

Bild 6: Der Aussenminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Abdullah bin Sajid al-Nahjan, bei seiner Ansprache (screenshot White House).

Bild 7: Zuversichtlich und entspannt: Die drei Vertreter der Vertragsstaaten und der «Zeuge» der Übereinkünfte, Donald Trump (The Times of Israel)

Bild 8: Vor dem Weissen Haus: Alles bereit für die Zeremonie (The Times of Israel)

Bild 9: Die Protokollchefin des Weissen Hauses, Cam Henderson koordiniert die Unterzeichnung dess Abraham-Abkommens. Von links: Der Aussenminister des Königreichs Bahrain, Abdullatif bin Raschid al-Sajani, der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, US-Präsident Donald Trump und der Aussenminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Abdullah bin Sajid al-Nahjan (White House).

Bild 10: Die Abraham-Abraham werden unterzeichnet. Von links: Bahrains Aussenminister Abdullatif bin Raschid al-Sajani, der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, der US-Präsident Donald Trump (der als Zeuge mitunterzeichnete) und der Aussenminister der VAE Abdullah bin Sajid al-Nahjan (screen shot White House).

Bild 11: Das übliche Zeremoniell: Die Beteiligten präsentieren ihre Unterschriften auf den Übereinkommen (Regierungs-Mediendienst GPO)

Bild 12: Mittagessen im Weissen Haus im Anschluss an die Unterzeichnungszeremonie in Anwesenheit von US-Präsident Donald Trump, Premierminister Benjamin Netanjahu und den Aussenministern der VAE und Bahrains (White House)

Bild 13: Vor dem Aussenministerium in Jerusalem markierten die Flaggen (v.l.) Israels, der VAE, Bahrains und der USA die Bedeutung des Tages (Israelisches Aussenministerium)

Bild 14: Die Flaggen der vier an den Abraham-Abkommen beteiligten Staaten an einer Strasse in der israelischen Küstenstadt Netanja (The Jerusalem Post)

Bild 15: «Schalom», «Peace» und «Salām» leuchtet es vom Tel Aviver Rathaus (Stadtverwaltung Tel Aviv)

Bild 16: Gemeinsame Übertragung der Unterzeichnungsfeier in Washington durch das Fernsehen Israels, der VAE und Bahrains (The Times of Israel)

Bild 17: Kampfflugzeuge des Typs F-35 der israelischen Luftwaffe (IDF)

Bild 18: Was ging Palästinenserpräsident Mahmud Abbas durch den Kopf, als er die inspirierende Normalisierungszeremonie vor dem Weissen Haus verfolgte, die live im palästinensischen Fernsehen übertragen wurde? (Bild: Abbas bei einer Diskussion am 18. August in Ramallah über eben diese Normalisierung; The Times of Israel)

Bild 19: Jeremy Issacharoff, israelischer Botschafter in Deutschland (links), und Yousef al-Otaiba, Botschafter der VAE in den USA. Sie hatten einander vor 26 Jahren erstmals getroffen und eine Freundschaft entwickelt, die nun in freundschaftliche Beziehungen zwischen ihren Ländern führte (Foto: Botschafter Jeremy Issacharoff)

Bild 20: Staatspräsident und Regierungschef hin, Aussenminister her, hier scheint eine Dame das Sagen zu haben: Can Henderson, die Protokollchefin des Weissen Hauses. Szene anlässlich der Unterzeichnung des Abraham-Abkommens am 15. September 2020 vor dem Weissen Haus. Die Herren, von links: Abdullatif al-Sajani, Aussenminister des Königreichs Bahrain, der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und US-Präsident Donald Trump (The Times of Israel).