ISRAEL von Tag zu Tag – 36/2020
Schabbat, 5.9.2020
Gedenken an die Terroropfer von München 1972
Heute Samstag (5.9.) jährte sich das Massaker anlässlich der Olympischen Sommerspiele in München zum 48. Mal.
Mit der Geiselnahme israelischer Sportler im Olympischen Dorf in München durch die palästinensische Terrororganisation ‹Schwarzer September› hatte es begonnen, mit einem Blutbad in Fürstenfeldbruck und dem Tod elf israelischer Athleten und eines deutschen Polizisten endete er.
Am Morgen des 5. September 1972 überfielen acht bewaffnete arabische Terroristen, die im Vorfeld von deutschen Neonazis unterstützt worden waren, ein Wohnquartier des israelischen Teams im olympischen Dorf. Ein israelischer Sportler wurde schon während des Angriffs getötet, ein weiterer erlag kurz darauf seinen Verwundungen. Die übrigen neun Mannschaftsmitglieder wurden als Geiseln genommen.
Die Geiselnehmer verlangten zunächst die Freilassung von 232 Palästinensern und eines japanischen Terroristen aus israelischer sowie der RAF-Mitglieder Andreas Baader und Ulrike Meinhof aus deutscher Haft. Die israelische Regierung unter Golda Meir lehnte die an sie gestellte Forderung ab. Versuche deutscher Politiker, sich als Austauschgeiseln anzubieten, wiesen die Palästinenser zurück. In der Nacht vom 5. auf den 6. September unternahm die bayerische Polizei auf dem Militärflugplatz Fürstenfeldbruck einen schlecht geplanten und durchgeführten Befreiungsversuch, der vollständig scheiterte. Die Terroristen erschossen die neun israelischen Sportler.
Gedenken an die 11 israelischen Sportler
Video, Israelische Botschaft, 0:41 Min., deutsch
Gedenkfahrt nach Fürstenfeldbruck
Alljährlich finden in Fürstenfeldbruck Gedenkfeiern statt. Zur Eröffnung der Gedenkstätte vor drei Jahren kamen neben Angehörigen der Opfer auch hochrangige Repräsentanten beider Länder, an der Spitze der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Israels Staatspräsident Reuven Rivlin.
Dieses Jahr fand die die Gedenkfeier am 4. September statt (der 5.9. fiel auf den Schabbat). Eine ganze Reihe von Mitgliedern des TSV Maccabi München, des sportlichen Arm der jüdischen Gemeinde, nahm an einer Fahrradtour nach Fürstenfeldbruck teil. Organisiert wurde die Gedenkfahrt vom israelischen Generalkonsulat (Bild 8) in Kooperation mit der Stadt München, dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), dem Roten Kreuz und weiteren Institutionen.
Am Fliegerhorst Fürstenfeldbruck, dem zweiten Schauplatz des blutigen Geschehens, fand eine offizielle Gedenkfeier statt.
Auch die Fatah erinnerte sich – auf ihre Art
Die Fatah-Partei des «gemässigten» Mahmud Abbas, die grösste Partei der Palästinensischen Befreiungsorganisation, hat am Sonntag den Jahrestag des Münchner Massakers begangen. Sie lobte die Terroristen, die an dem Anschlag beteiligt waren, bei dem während der Olympischen Spiele 1972 in München 11 Israelis ermordet wurden.
In einem «Facebook-Post», der von der offiziellen Seite der Fatah-Zentralregion hochgeladen wurde, schrieb sie: «An diesem Tag führten die Kämpfer des ‹Schwarzen Septembers› der Fatah in München die Operation durch, die die Bedeutung von Heldentum, Mut und Opferbereitschaft des palästinensischen Kämpfers für die palästinensische Heimat verkörperte.»
Nadav Segal, ein Mitglied des arabischen Desks Im Tirtzu, das über den Post berichtete, warf der Fatah vor, sie fördere eine Doppelgesichtspolitik. «Die Fatah, wie die übrigen Organisationen der PLO, fördert weiterhin eine zweiseitige Politik, bei der sie einerseits behauptet, den Terrorismus zu meiden, und andererseits Mörder lobt, Schulen nach ihnen benennt und ihnen Gehälter zahlt.»
(The Times of Israel)
Freitag, 4.9.2020
Serbien und Kosovo planen Eröffnung von Botschaften in Jerusalem
Der Präsident Serbiens, Aleksandar Vucic, hat heute angekündigt, Serbien werde seine Botschaft nach Jerusalem verlegen. Serbien ist somit das erste europäische Land, ist das erste europäische Land, das seine Botschaft nach Jerusalem verlegt. Der Umzug soll bis Juli 2021 vollzogen sein.
Gleichzeitig gab der Kosovo die Absicht bekannt, dass er nicht nur Israel anerkennen, sondern ebenfalls eine Botschaft in Jerusalem eröffnen will. Es ist die erste Nation mit muslimischer Mehrheit, die das tun wird.
Die beiden historischen Ankündigungen erfolgten im Rahmen eines Normalisierungsabkommens zwischen Serbien und dem Kosovo, das von US-Präsident Donald Trump vermittelt und heute im Weissen Haus unterzeichnet wurde. Der serbische Präsident Aleksandar Vucic und der kosovarische Premierminister Avdullah Hoti kamen bei einem zweitägigen Treffen in Washington D.C. überein, an einer Reihe von wirtschaftlichen Fronten zusammenzuarbeiten, um Investitionen anzuziehen und Arbeitsplätze zu schaffen.
Ministerpräsident Netanjahu begrüsste die Schritte und sagte, Israel werde seinerseits diplomatische Beziehungen mit dem Kosovo aufnehmen.
Auch Malawi wird Botschaft nach Jerusalem verlegen …
Malawis Präsident Lazarus Chakwera sagte am Samstag (5.9.), sein Land beabsichtige, eine Botschaft in Jerusalem einzurichten. Das im Südosten Afrikas gelegene Land wird der erste afrikanische Staat sein, der eine Botschaft in Jerusalem eröffnet.
Chakwera wurde im vergangenen Juni zum Präsidenten von Malawi gewählt. Er hatte nach seinem Amtsantritt Reformen versprochen, die auch «eine Überprüfung unserer diplomatischen Präsenz einschliessen werden, einschliesslich unserer Entschlossenheit, neue diplomatische Vertretungen u.a. in Jerusalem (Israel) einzurichten.»
Malawi unterhält seit 1964 diplomatische Beziehungen zu Israel. Es widerstand nach dem Jom-Kippur-Krieg von 1973 dem Druck, die Beziehungen zum jüdischen Staat abzubrechen.
… ebenso Honduras
Der Plan von Honduras, seine israelische Botschaft nach Jerusalem zu verlegen, wurde durch COVID-19 verzögert, wird aber in den kommenden Tagen in Angriff genommen, gab der honduranische Aussenminister Lisandro Rosales Banegas am Mittwoch (2.9.) bekannt.
Werden weitere Länder dem Beispiel folgen?
Guatemala eröffnete im Mai 2018 eine Botschaft in der israelischen Hauptstadt, einen Tag nachdem die USA dies als erstes Land der Welt getan hatten.
Die Tschechische Republik hat ein Kultur- und Handelszentrum in Jerusalem. Auch Brasilien hat ein Handelsbüro in der Hauptstadt.
Der Bürgermeister von Jerusalem, Mosche Lion, sagte, die Hauptstadt sei der natürliche Standort aller Botschaften. Er glaube, dass in den kommenden Jahren weitere Länder ihre Missionen nach Jerusalem verlegen werden.
Hitzerekord in Eilat
Heute verbuchte der Urlaubsort Eilat am Roten Meer einen beispiellosen Höchststand. Die Hitze erreichte 48,9°C.
Und nachdem Jerusalem gestern die höchste jemals gemessene Temperatur erreicht hatte, lagen die Zahlen heute mit einem neuen Rekord von 42,8°C noch leicht darüber.
In den Küstenstädten des ganzen Landes wurde von extremer Feuchtigkeit berichtet, während im Jordantal und in Wüstengebieten Trockenperioden verzeichnet werden.
Hitzeopfer
Rettungssanitäter von Magen David Adom (Roter Davidstern) behandelten heute von 7.00 bis 19.00 Uhr landesweit 186 Personen wegen hitzebedingter Schädigungen. Sechsundfünfzig von ihnen waren ohnmächtig geworden und 17 litten an Dehydrierung, darunter eine 57-jährige Frau, die per Hubschrauber von einer Wanderung in den Golanhöhen ins Krankenhaus Poria im Norden evakuiert wurde.
Zwei weitere Israelis wurden aufgrund eines Hitzeschlags in kritischem Zustand in Krankenhäuser evakuiert, darunter ein 50 Jahre alter Mann, der bewusstlos auf der Strasse in der nördlichen Stadt Kirjat Schmona gefunden wurde.
Beim schwersten Vorfall des Tages starb ein 19-jähriger Jugendlicher, nachdem er bei einer Feier im Naturreservat Pura im Süden Israels zusammengebrochen war. Er wurde in kritischem Zustand in das nahe gelegene Soroka-Krankenhaus gebracht, wo die Ärzte kurz darauf seinen Tod feststellen mussten. Im Körper des jungen Mannes wurden Alkohol und Drogen gefunden. Die Ärzte gehen davon aus, dass die Kombination dieser Substanzen zusammen mit der extremen Hitze die Ursache für seinen Tod ist.
Tausende von Einwohnern aus den Städten Pardesija, Kfar Jona und Umgebung in Zentralisrael schwitzten am Nachmittag, nachdem Stromausfälle die Klimaanlagen hatten ausfallen lassen.
Angesichts der Hitze lockerten die Behörden eine Corona-Beschränkung geringfügig: Der Coronavirus-Beauftragte der Regierung, Ronni Gamzu, sagte gegenüber TV Channel 12, dass es zwar angesichts der Hitzewelle keine Änderung der Richtlinien bezüglich des Tragens von Masken geben werde, dass jedoch diejenigen, die sich allein in einem Park oder am Strand befinden, ihre Maske abnehmen dürften.
(The Times of Israel)
Siehe auch in den: ISRAEL-Zwischenzeilen: «Rekordhitze könnte zur Normalität werden»
Donnerstag, 3.9.2020
Hitzerekord in Jerusalem
Jerusalem hat heute die höchste Temperatur seit den Aufzeichnungen im Jahr 1942 verzeichnet. Um 14.50 Uhr wurden in der zentralen Wetterstation der Hauptstadt 41,7°C gemessen und damit der bisherige Rekord von 41º C vom 20. August 2010 gebrochen.
Am 28. und 30. August 1881 soll man allerdings 44 º C gemessen haben.
Die Temperaturen in Jerusalem waren immer noch ziemlich «luftig», verglichen mit 47º C im oberen Galiläa und 45º C im Jordantal.
Dennoch ist die Hitzewelle für die Hauptstadt beispiellos, die dank ihrer Lage und ihrer relativen Höhe von etwa 800 Metern über dem Meeresspiegel normalerweise etwas kühleres Wetter als der Rest des Landes geniesst.
Nationalparks in Israel
Kühler Kurzurlaub für heisse Sommertage
Video, BotschaftIsrael, 7.9.2020, 2:13 Min., deutsch
Dienstag, 1.9.2020
Schulbeginn in Israel
Heute ist in Israel allgemeiner Schulbeginn nach den Sommerferien.
2,4 Millionen Mädchen und Jungen sitzen im neuen Schujahr in den Klassenräumen von Naharija bis Eilat – 50.000 mehr als im Jahr zuvor. Ab der vierten Klasse müssen Schüler ständig Gesichtsschutz tragen, auch in den Klassenräumen. Lehrer dürfen nicht mehr als insgesamt fünf Gruppen mit bis zu 18 Schülern, genannt Kapseln, unterrichten, um die Ansteckungsgefahr für das Personal zu begrenzen. (Bild 4)
Mehr siehe in den ISRAEL-Zwischenzeilen: «Schulstart mit Hindernissen»
Schulstunde mit Politikern
Auch die Politiker nutzen diesen besonderen Tag des Schulbeginns und statten Klassen einen Besuch ab. Eine gelungene Eröffnung des neuen Schuljahres ist immer eine gute Gelegenheit, sich der Öffentlichkeit zu zeigen. Und für die Kinder ist es zweifellos ein Erlebnis, zusammen mit dem Ministerpräsidenten und dem Bildungsminister Aufgaben zu lösen (Bild 5).
Die Masken vor allen Gesichtern erinnern daran, dass die Corona-Realität auch vor dem Klassenzimmer nicht Halt macht. (Bild 6)
Israel und VAE beginnen Gespräche zu Botschaftsöffnungen
Der Generaldirektor des israelischen Aussenministeriums, Alon Ushpiz, hat heute das erste Treffen geleitet zum Aufbau diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Mit dabei war auch ein Team der Vereinigten Staaten. Die israelische und US-amerikanische Delegationen waren gestern in Abu Dhabi eingetroffen.
Es wurde die Möglichkeit der gegenseitigen Eröffnung von Botschaften und der Unterzeichnung bilateraler Abkommen zur Förderung der Beziehungen zwischen beiden Ländern erörtert.
Das Team der VAE wird vom Generaldirektor des Aussenministeriums der VAE geleitet und das amerikanische Team vom US-Botschafter in den VAE.
Generaldirektor Alon Ushpiz: «Wir stehen am Anfang eines historischen Prozesses und beabsichtigen, den Aufbau uneingeschränkter diplomatischer Beziehungen und die Eröffnung von Botschaften in beiden Ländern so schnell wie möglich voranzutreiben und auf eine Stärkung der bilateralen Zusammenarbeit hinzuarbeiten. Die Grenzüberschreitung von Menschen, Gütern und Kapital zwischen den Ländern ist der Schlüssel zur Realisierung des Potenzials der Beziehung.»
(Aussenministerium des Staates Israel)
Präsident Rivlin stattet der Familie des ermordeten Rabbiners Ohayon Kondolenzbesuch ab.
Staatspräsident Reuven Rivlin hat heute der Familie des Rabbiners Shai Ohayon einen Kondolzenbesuch abgestattet (Bild 7). Der 39-jährige Rabbiner war am Dienstag, 25. August (siehe dort) an der Segula-Kreuzung in Petach Tikva in Zentralisrael von einem Araber aus dem Westjordanland erstochen worden. Er hinterlässt seine Frau und vier Kindern im Alter zwischen 4 und 13 Jahren.
«Ich bin gekommen, um Ihre tiefe Trauer zu teilen und unseren Schmerz auszudrücken – den Schmerz des ganzen Volkes für einen Mann, der so viel für unsere Gesellschaft getan hat», sagte Rivlin zur Trauerfamilie. «Wir leben seit Tausenden von Jahren in unserem Land. Wir haben daran festgehalten und werden nicht loslassen, auch wenn unsere Feinde immer wieder versuchen, uns zu schaden».
Montag, 31.8.2020
Erster kommerzieller Direktflug von Israel nach den VAE
Heute ist erstmals ein israelisches Verkehrsflugzeug, eine Maschine der El Al, von Tel Aviv nach Abu Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) geflogen. An Bord waren je eine Delegation Israels und der Vereinigten Staaten.
Mehr
Hamas verkündet Waffenstillstand
Nach wochenlangem Terror mit Raketen sowie Brand- und Sprengsätzen, von der Terrororganisation Hamas mittels Ballons aus dem Gazastreifen nach Israel geschickt, hat die Hamas heute Abend eine Waffenruhe verkündet. Die «Brandballons» hatten in Israel, im Grenzgebiet zum Gazastreifen, zahlreiche Flächenbrände ausgelöst und entsprechend Schaden angerichtet.
Die israelische Armee griff als Reaktion darauf in 19 Nächten rund 100 militärische Ziele der Hamas im Gazastreifen an. Zu diesen militärischen Zielen gehörten 35 Waffenfabriken und 30 unterirdische Werkstätten, in denen die Hamas Raketen produziert. Die israelische Luftwaffe (IAF) bombardierte ferner 10 Standorte, von denen aus die Hamas Raketen abschoss, um den Süden Israels zu terrorisieren, bombardierte auch militärische Marineeinrichtungen der Hamas und zerstörte mehr als 20 Beobachtungsposten der Hamas.
Dies und die Bemühungen eines Gesandten des Emirats Katar hatten offenbar zu einem Einlenken der Hamas geführt.
Dazu beigetragen haben dürfte die Zusicherung Katars, die monatliche Finanzhilfe auf 17 Millionen Dollar zu erhöhen. Katar soll ausserdem medizinische Ausrüstung und 20.000 Corona-Testkits zur Bekämpfung der wachsenden Zahl von COVID-19-Fällen in den Gazastreifen liefern.
Nach palästinensischen Medienberichten war der katarische Unterhändler Mohammed al-Emadi zuletzt zwischen dem Gazastreifen und Israel hin- und hergependelt, um die Waffenruhe auszuhandeln. Auch ägyptische Vermittler sollen beteiligt gewesen sein.
Grenzübergang Kerem Schalom wieder geöffnet
Israel hat nach der Vereinbarung einer Waffenruhe mit der Hamas den dem Warenverkehr dienenden Grenzübergang Kerem Schalom wieder geöffnet. Auch die Einschränkung der Fischereizone vor dem Gazastreifen wurde wieder aufgehoben.
Sonntag, 30.8.2020
Erneut Kabinettssitzung abgesagt
Zum zweiten Mal in Folge ist die Kabinettssitzung (Bild 1) abgesagt worden. Sie findet üblicherweise am Sonntag, in Israel der erste Arbeitstag der Woche, statt. In einer Mitteilung des Kabinettssekretariats vom vergangenen Donnerstag an die Minister wurde die Absage mit «diplomatischen Treffen» begründet.
Konkret handelt es sich um die Ankunft der US-Delegation unter der Leitung von Sicherheitsberater Robert O’Brien und dem Präsidentschaftsberater (und Schwiegersohn) des US-Präsidenten, Jared Kushner. Diese Delegation wird morgen Montag zusammen mit einer israelischen Delegation mit dem Nationalen Sicherheitsberater und Leiter des Nationalen Sicherheitsrates (NSC), Meir Ben-Schabbat, an der Spitze nach Abu Dhabi fliegen (siehe hier).
Die Sitzung wurde während der gegenwärtigen Koalitionskrise zwischen der Likud-Partei von Premierminister Benjamin Netanjahu und dem Parteien-Bündnis Blau-Weiss des Verteidigungsministers (und alternierenden Ministerpräsidenten) Benny Gantz abgesagt.
Die Uneinigkeit zwischen den beiden Seiten führte beinahe zu Neuwahlen, aber der Likud und Blau-Weiss erreichten sozusagen im letzten Moment einen Kompromiss, indem sie die Frist zur Verabschiedung eines Staatshaushalts am letzten Montagabend um 120 Tage verschoben. Die Vereinbarung beseitigte die unmittelbare Gefahr von Neuwahlen, aber die Parteien sind in mehreren Fragen nach wie vor tief zerstritten.
Die Machtkämpfe der Koalition führten bereits zur Absage einer Kabinettssitzung Anfang dieses Monats, da man sich nicht auf die Tagesordnung der Sitzung einigen konnte.
(The Times of Israel)
Netanjahu empfing O’Brien und Kushner
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat heute den US-Sicherheitsberater Robert O’Brien und den Berater des US-Präsidenten Jared Kushner in seiner Residenz in Jerusalem zu Gesprächen empfangen. Anschliessend stellten sich die drei den Medien (Bild 2).
Der israelische Regierungschef sagte einleitend: «Es wäre eine Freude, Sie alle an jedem Tag in Jerusalem zu empfangen, aber es ist eine besondere Freude, dies heute zu tun, denn morgen werden Sie auf dem ersten jemals stattgefundenen kommerziellen israelischen Flug in die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) sein, gemeinsam mit einer hochrangigen israelischen Delegation.
Wir sind alle begeistert von dem schnellen Normalisierungstempo zwischen Israel und den VAE. Gestern haben die Emirate den anachronistischen Boykott des jüdischen Staates offiziell für beendet erklärt. Dies öffnet die Tür für das, was ich nur als uneingeschränkten Handel, Tourismus, Investitionen und Austausch zwischen den beiden am weitesten fortgeschrittenen Volkswirtschaften des Nahen Ostens bezeichnen kann.»
Mehr: Amt des Ministerpräsidenten
Corona-Pandemie: «Ampel»-Plan verabschiedet
Zwei Tage vor dem allgemeinen Schulbeginn am Dienstag, 1. September, ist heute das «Corona-Kabinett» zusammengetreten.
Das Kabinett billigte einstimmig den «Ampel»-Plan des Corona-Beauftragten (von den Medien meist «Corona-Zar» genannten) Prof. Ronni Ganzu, die COVID-19-Pandemie zu bekämpfen, indem man sich mit den Städten auf der Grundlage ihrer Morbiditätsraten befasst. (Bild 3)
Der Plan soll zwischen den Orten auf der Grundlage ihrer jeweiligen Coronavirus-Infektionsrate unterscheiden, wobei «rote» Orte den strengsten Beschränkungen unterliegen, gefolgt von «orangen», «gelben» und «grünen», wobei letztere die lockersten Regeln in Bezug auf Menschenansammlungen in Aussen- und Innenräumen geniessen.
Der Plan wird erst am 6. September in Kraft treten und nicht, wie Gamzu gehofft hatte, zu Beginn des Monats, wie aus einer gemeinsamen Erklärung des Gesundheitsministeriums und des Büros des Premierministers hervorgeht.
Die Schlussabstimmung über den Ampelplan war in den letzten drei Wochen mehrmals verschoben worden. Am Samstagabend zeigte das Gesundheitsministerium 21 rote Städte, darunter nicht nur eine Reihe arabischer Städte, sondern auch mehrere Charedi-Städte (ultra-orthodoxe Städte) wie Bnei Brak und Beitar Illit.
(The Times of Israel)
Hitzewelle intensiviert im ganzen Land
Eigentlich sollte der Sommer langsam seinem Ende entgegengehen. Doch die Temperaturen stiegen heute Sonntag weiter an. Obwohl der September normalerweise einen Rückgang der Sommerhitze markiert, wird erwartet, dass die anhaltende Hitzewelle mindestens bis zum Wochenende andauern wird.
Eilat rechnet die ganze Woche über mit Temperaturen über 44°C, mit einem landesweiten Hoch von 44°C am Samstag (5.9.). Be’er Scheva wird am Samstag 39°C erreichen, und Jerusalem wird am Sonntag, Montag und Samstag 38°C verzeichnen.
Das Gesundheitsministerium hat heute Richtlinien für die Öffentlichkeit – mit Schwerpunkt auf die ältere Bevölkerung – herausgegeben, wie sie mit der anhaltenden Hitze im ganzen Land umgehen soll, da die Temperaturen weiter ansteigen werden. Das Ministerium erinnerte die Zivilbevölkerung auch daran, dass trotz der Hitzewelle die Richtlinien für Coronaviren immer noch in Kraft sind.
Grosser Stromverbrauch
Der Stromverbrauch hat heute Nachmittag einen nationalen Rekord erreicht. Um 13.33 Uhr wurden 14.089 Megawatt benötigt, um den Strombedarf der Bevölkerung zu decken. Der letzte Rekord wurde am 20. Mai aufgestellt und lag bei 13.854 Megawatt.
(The Jerusalem Post)
DES WEITEREN
IDF-Virus-Task Force: Operation mit einem andern Ansatz
In seiner drei Jahrzehnte währenden militärischen Laufbahn hat Generalmajor Ori Gordin (Bild 9) Kommandoangriffe geführt, in Kriegen gekämpft und einen Abschluss in Harvard in den USA erworben. Aber so etwas wie seine letzte Mission hat er noch nie gesehen.
Als Leiter des Heimatfront-Kommandos (Bild 10) der israelischen Streitkräfte (IDF) beaufsichtigt Gordin jetzt die Coronavirus-Task Force des Militärs, die im vergangenen Monat gebildet wurde, um einen der schlimmsten Ausbrüche in den Industrieländern unter Kontrolle zu bringen. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, die Führung bei der Ermittlung von Kontaktpersonen und dem Aufbrechen von Infektionsketten zu übernehmen.
«Dies ist eine Operation anderen Ausmasses», sagte Gordin der Associated Press in seinem ersten Interview seit der Übernahme des Kommandos an der Heimatfront im Mai.
Israel schien im vergangenen Frühjahr, als das Coronavirus erstmals eintraf, ein Vorbild für Krisenmanagement zu sein. Die Regierung riegelte die Grenzen schnell ab und verhängte strenge Sperrmassnahmen, sodass die Zahl der Neuinfektionen im Mai auf nur noch eine Handvoll pro Tag sank.
Aber die Beamten öffneten die Wirtschaft zu schnell wieder, und das Virus kehrte bald wieder zurück. Während des ganzen Sommers blieb die Rate der neuen Fälle auf Rekordniveau, während die Zahl der Todesopfer stetig auf über 900 Personen anstieg.
Die Armee «an vorderster Front»
Unter starkem öffentlichen Druck ernannte Premierminister Benjamin Netanjahu im Juli Dr. Ronni Gamzu, einen angesehenen Krankenhausdirektor und ehemaligen Direktor des Gesundheitsministeriums, zum nationalen Coronavirus-Projektleiter.
Eine der ersten Handlungen Gamzus war, sich um Hilfe an das Militär zu wenden und ihm die entscheidende Aufgabe zu übertragen, die Infektionsketten zu durchtrennen.
«Man braucht die besten Einsatzkräfte, und in Israel sind es die IDF», sagte er kürzlich vor Journalisten.
Das Heimatfront-Kommando
Das Heimatfront-Kommando wurde im Gefolge der irakischen Scud-Raketenangriffe auf Israel während des Golfkriegs 1991 gegründet und dient als Israels zivile Verteidigungstruppe. Es hilft bei der Aufrechterhaltung des landesweiten Netzes von Bombenschutzräumen und Luftangriffssirenen und ist dafür ausgebildet, Zivilisten in Kriegen und Naturkatastrophen zu helfen. Es hat Rettungsteams in die ganze Welt entsandt, um Ländern bei der Bewältigung von Erdbeben, Tsunamis und anderen Notfällen zu helfen.
Seit Monaten verwaltet das Kommando ein Netzwerk von Coronavirus-Hotels, die sowohl Isolationseinrichtungen als auch Erholungsdienste für infizierte Menschen mit leichten oder keinen Symptomen anbieten. Seine Soldaten haben auch Nahrungsmittel und Hilfsgüter in schwer betroffenen Gebieten verteilt – einschliesslich Gemeinden, die wenig Kontakt zum Militär hatten, wie z.B. arabische Städte und ultra-orthodoxe jüdische Viertel.
Gordin erklärte, das Vertrauen der Öffentlichkeit in das Militär sei vielleicht sein wichtigstes Kapital. Er sagte, die Erfahrung der Armee im Notfallmanagement und ihr unerschöpflicher Vorrat an Arbeitskräften seien ebenfalls wichtige Stärken.
Unter der Leitung des Gesundheitsministeriums fungiert seine Task Force weitgehend als Koordinator und Unterstützungsorgan für die zivilen Behörden in vier Schlüsselbereichen: Ausweitung der Anzahl der Tests, Zusammenarbeit mit den Labors zur Beschleunigung der Ergebnisse, Befragung der Infizierten, um festzustellen, wer mit ihnen in Kontakt gekommen ist (Bild 11), und rasche Quarantäne für gefährdete Personen.
Die Task Force arbeitet auch eng mit Gemeinden, anderen Regierungsministerien, medizinischen Rettungsdiensten, der Polizei sowie öffentlichen und privaten Labors zusammen, um die nationale Reaktion zu rationalisieren.
«Es ist wie die Leitung einer grossen Fabrik», sagte Gordin. «Ich kann sie alle an einen Tisch bringen und effektiv zusammenarbeiten und sie auf effektive Weise synchronisieren.»
Angesichts der relativ geringen Grösse Israels von 9 Millionen Menschen scheint die neue Task Force zu den ehrgeizigsten Bemühungen der Welt zu gehören. Sie hat bereits 2.300 Soldaten rekrutiert und rechnet damit, bald über 3.000 zu verfügen, zusätzlich zu den vielen zivilen lokalen Beamten und medizinischen Fachkräften.
(The Times of Israel)
Ferien im eigenen Land und trotzdem «Duty free shopping»
In Eilat, Israels Touristenstadt, die während der ersten Corona-Welle so stark leiden musste, als alle Geschäfte und Hotels geschlossen waren, erlebt in diesen Tagen eine wahre Renaissance. Massenweise strömen die Israelis jetzt statt zum Duty Free auf dem Flughafen in die Stadt am Roten Meer, um dort ihre Einkaufssucht zu stillen. Denn in Eilat kann man ohne Mehrwertsteuer einkaufen, das erinnert an den Duty Free, ein guter Ersatz also. Viele kommen für nur einen Tag nach Eilat, um zu shoppen, die Einkaufszentren verzeichnen einen Anstieg von bis zu 30 Prozent in den Verkäufen. Vor fünf Monaten glich Eilat einer Geisterstadt, 70 Prozent der Bürger waren ohne Arbeit.
(Israel Heute)
Wasserstand des See Genezareth auf 27-Jahres-Hoch
Nach Daten, die am Donnerstag (3.9.) von der israelischen Wasserbehörde veröffentlicht wurden, liegt der Wasserstand des See Genezareth (in Israel Kinneret genannt) gegenwärtig mit 209.535 Metern unter dem Meeresspiegel auf einem 27-Jahres-Hoch. Es ist der höchste Stand seit 1993, als sich der Wasserspiegel im gleichen Zeitraum 209,33 Meter unter dem Meeresspiegel befand.
Der Höchststand für den See Genezareth liegt bei 208,8 Metern unter dem Meeresspiegel (73,5 Zentimeter über dem aktuellen Stand). Dies ist die so genannte obere rote Linie, oberhalb der der See Gefahr liefe, überzulaufen.
Im Frühling dieses Jahres hatte es so reichlich geregnet, dass der Wasserspiegel um 2,63 Meter angestiegen war (Bild 12).
Wenn sich das Wasser der oberen roten Linie nähert, öffnen die Behörden einen Damm beim Kibbuz Degania im Süden des Sees, damit das Wasser in den Jordan abfliessen kann. Dies stand damals kurz bevor.
(The Times of Israel)
Marihuana, nicht Manna* fiel vom Himmel
Überraschung für die Passanten am Donnerstagnachmittag (3.9.) am und um den Rabin-Platz im Zentrum von Tel Aviv: Zahlreiche, angeblich über 100 Tüten mit Marihuana und Visitenkarten fielen vom Himmel (Bild 13) und wurden sofort aufgehoben (Bild 14).
Dutzende von Päckchen (Bild 15), die auf einem Kinderspielplatz landeten, wurden umgehend beschlagnahmt, um eine Gefährdung von Minderjährigen zu verhindern, so eine von der Polizei veröffentlichte Erklärung.
Die Polizei nahm zwei Männer fest, die verdächtigt werden, die Drohne bedient zu haben, mit der das Marihuana abgeworfen wurde. Sie hatten auf diese Weise Werbung für ihren Marihuana-Lieferdienst «Die grünen Drohnen» gemacht, mit dem sich potenzielle Käufer über eine Telegram-App verbinden können.
Der Besitz von Marihuana ist derzeit in Israel bei kleinen Mengen teilweise entkriminalisiert, aber das Verteilen bleibt ein Straftatbestand.
*) Als Manna oder auch Himmelsbrot wird in der Bibel (2 Mos 16) die Speise bezeichnet, die den Israeliten auf ihrer 40-jährigen Wanderschaft durch die Wüste als Nahrung diente.
Redaktion: Rolf Koch, Vizepräsident und Webmaster GSI
Bild 1: Kabinettssitzung am 24.5.2020: Die 35. Regierung Israels besteht aus 36 Ministern plus einer Anzahl Stellvertretende Minister. Seit sie im Amt ist (17.5.2020) muss sie für ihre Sitzungen in die «Chagall State Hall» im Gebäude der Knesset ausweichen.
Bild 2: Ministerpräsident Benjamin Netanjahu (Mitte) empfing den US-Sicherheitsberater Robert O’Brien (links) und den Berater des US-Präsidenten Jared Kushner in seiner Residenz in Jerusalem (30.8.2020; Regierungs-Mediendienst GPO)
Bild 3: Bei einem Checkpoint in Jerusalem werden Autofahrer einem Coronatest unterzogen (The Jerusalem Post)
Bild 4: Die Schülerinnen werden von den Lehrerinnen am ersten Schultag nach den langen Sommerferien willkommen geheissen.
Bild 7: Staatspräsident Reuven Rivlin stattete der Familie des ermordeten Rabbiners Shai Ohayon am Dienstag (1.9.) einen Kondolenzbesuch ab (Regierungs-Mediendienst GPO).
Bild 8: «Wir wollen so an die Toten erinnern, wie sie gelebt haben», sagt die israelische Generalkonsulin für München, Sandra Simovich (vorne ohne Fahrrad). Bild: Süddeutsche Zeitung
Bild 9: Generalmajor Ori Gordin, Chef des Heimatfront-Kommandos der israelischen Streitkräfte in dessen Hauptquartier in Ramle (The Times of Israel [ToI])
Bild 10: Die Soldaten arbeiten in einem Situationsraum im Hauptquartier des Heimatfront-Kommandos in Ramle (ToI)
Bild 11: Soldaten befragen mit dem Coronavirus infizierte Personen, um herauszufinden, mit wem sie in Kontakt gekommen sind (ToI).
Bild 12: Am 25. April 2020 war der See Genezareth kurz vor dem Überlaufen. Hier ist bereits land überflutet (ToI)
Bild 14: Passanten heben die von einer Drohne abgeworfenen Tüten mit Marihuana hastig auf (The Jerusalem Post)