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ISRAEL von Tag zu Tag – 19/2022

Sonntag, 8. Mai, bis Schabbat, 14. Mai 2022

Aus dem Inhalt

  • IDF beginnen grösste Übung seit Jahrzehnten
  • Keine COVID-19-Tests mehr bei Einreise erforderlich
  • Ministerien verwenden fast kein Einweg-Plastikgeschirr mehr
  • Vor 50 Jahren: Entführung einer Sabena-Maschine nach Tel Aviv
  • Erster muslimischer Araber als Richter am Obersten Gericht
  • Vor einem Jahr begann der letzte Krieg der Hamas gegen Israel

und mehr.

Beachten Sie auch die Beiträge in der Rubrik DES WEITEREN ganz unten


 

Sonntag, 8.5.2022

Attentäter von Elad gefasst

Wie die israelischen Sicherheitskräfte heute früh bekanntgegeben haben, wurden die beiden Terroristen, die am vergangenen Donnerstag in Elad drei Israelis ermordet und weitere schwer verletzt hatten, festgenommen.
Siehe auch «ISRAEL von Tag zu Tag, Nr. 18/2022» -> 5.5.2022

Die beiden Araber, As’ad Alrafa’ani (19) and Sabhi Abu Shakir (20), wurden heute Sonntagmorgen in einem Wald in der Nähe von Elad gefasst, wo sie sich hinter einem Busch versteckt hatten (Bild 1 und Video). Sie sollen fast 60 Stunden lang weder etwas gegessen noch Wasser getrunken haben.

Die Sicherheitskräfte hatten nach dem Anschlag eine gross angelegte Fahndung nach den beiden eingeleitet. Es war schliesslich eine Spezialeinheit des Militärs, die aufgrund von Beweisen vor Ort den Aufenthaltsort der beiden aufspürte, berichtete Channel 12 News und fügte hinzu, dass die beiden nur wenige Kilometer von dem Ort, an dem sie den Anschlag verübt hatten, «erschöpft» aufgefunden wurden.

In einer gemeinsamen Erklärung der Polizei, der Armee (IDF) und des Sicherheitsdienstes Schin Bet heisst es: «Die beiden Terroristen, die den Anschlag vom 5. Mai in Elad verübt haben, wurden in einer gemeinsamen Operation bei einer Durchsuchung eines Gebiets in der Nähe von Elad festgenommen. Die Operation nutzte technische und nachrichtendienstliche Mittel und umfasste Spezialeinheiten der Polizei, IDF-Kommandos und Schin Bet-Agenten, die von Feldanalyseexperten und Hubschraubern der israelischen Polizei unterstützt wurden.»

Die Suche nach Terroristen «in einem Heuhaufen»

Rund 800 IDF-Soldaten nahmen nebst der Polizei und dem Sicherheitsdienst Schin Bet an der Fahndung nach den Elad-Terroristen teil. darunter Kräfte der IDF-Kommandobrigade (Einheiten Egoz, Maglan und Duvdevan), der Anti-Terror-Einheit Lotar (Bilder 2 und 3), die Einheit Ghost und die Fahndungseinheit Mirol. Die Sicherheitskräfte arbeiteten Tag und Nacht, um die palästinensischen Terroristen zu finden.

«Es war wie die Suche nach einer Nadel im Heuhaufen», sagte Oberstleutnant Eli Ginsberg, Leiter der Anti-Terror-Einheit Lotar, die an der Suche beteiligt war.

Ginsberg und seine Truppen waren etwa 30 Minuten nach dem Terroranschlag in Elad eingetroffen und hatten mit der Suche in der gesamten Stadt begonnen, in der noch Leute unterwegs waren.

«Wir sind in ständiger Alarmbereitschaft, und als wir von dem Anschlag hörten, eilten wir zum Tatort und begannen, zusammen mit der Polizei das Gebiet zu durchsuchen», sagte er.

«Wir suchten mit allem, was wir hatten – von Truppen am Boden, die jeden Stein umdrehten, bis hin zu Autos, Drohnen, Flugzeugen und Helikoptern», sagte er. «Es gibt viele Höhlen und Tunnel in der Gegend und einen grossen Steinbruch nördlich von Elad, und die Truppen durchsuchten diese Gebiete.

Die Soldaten durchsuchten auch die Bäche in den Gebieten, die ins Westjordanland zurückführen, etwa drei bis vier Kilometer von Elad entfernt. Wenn ein Verdächtiger erst einmal in den Fluss eingetreten ist, ist es sehr schwer, ihn zu finden», sagte Ginsberg.

Bei der Durchsuchung fanden die Soldaten blutige Geldscheine und Pitastücke sowie Blutspuren in einem bestimmten Bereich. Sie suchten auch nach abgebrochenen Ästen, die sie zu den flüchtenden Verdächtigen führen könnten.

Als sich die Suche hinzog, ohne dass es Hinweise auf den Aufenthaltsort der Verdächtigen gab, «war es das Wichtigste, nicht aufzugeben, systematisch weiterzuarbeiten, und am Ende haben wir sie erwischt», so Ginsberg.

Als das blutverschmierte Geld am Samstag gefunden wurde, war dies der letzte Hinweis darauf, dass sich die Terroristen in dem Gebiet aufhielten. Die Bestätigung kam um 2 Uhr morgens mit den Ergebnissen eines DNA-Tests.


 

Der Terror geht weiter

Nachdem die Sicherheitskräfte heute Morgen die Täter des Anschlags vom Donnerstag in Elad festnehmen konnten, sind im Verlaufe des Tages drei weitere gewaltsame Vorfälle bekannt geworden.

Am Damaskustor in Jerusalem wurde einem Angehörigen der Grenzpolizei durch einen arabischen 19-Jährigen in den Hals gestochen. Er wurde mittelschwer verletzt. Der Angreifer wurde angeschossen und in ein Krankenhaus verbracht, ebenso der verletzte Polizeibeamte.

Ein arabischer Jugendlicher aus einen benachbarten Dorf, der mit einem Messer bewaffnet in die Siedlung Tekoa im südlichen Westjordanland eingedrungen war, bezahlte seine offensichtlich terroristischen Absichten mit dem Leben. Er wurde von einem Bewohner erschossen.

IDF-Truppen setzten einen Araber ausser Gefecht, der versuchte, in der Nähe von Tulkarem den Trennungszaun vom nördlichen Westjordanland her zu überwinden. Die Soldaten entdeckten den Verdächtigen und eröffneten das Feuer. Er wurde verletzt mit einem Hubschrauber in ein Spital eingeliefert.

Die Terroranschläge waren die jüngsten in der aktuellen Anschlagswelle. Seit März haben Anschläge 19 israelische Todesopfer gefordert und Dutzende weitere verletzt.

Nach Angaben des Sicherheitsdienstes Schin Bet stieg die Zahl der Anschläge von 190 im März auf 268 im April, davon 217 im Westjordanland, 42 in Jerusalem und Israel und 9 im Gazastreifen. Die Mehrzahl der Anschläge im März fand ebenfalls im Westjordanland statt.


 

Premier Bennett zur Terrorwelle

Premierminister Naftali Bennett anlässlich der wöchentlichen Kabinettssitzung:

«Zu Beginn meiner Ausführungen möchte ich derer gedenken, die bei dem barbarischen, schockierenden Terroranschlag in Elad ermordet wurden: Oren Ben Yiftach, Yonatan Havakuk und Boaz Gol – möge ihr Andenken gesegnet sein – und ihren Familien unser tiefstes Beileid aussprechen.

Wir haben gesagt, dass wir die Terroristen festnehmen würden, und das haben wir auch getan. Heute Morgen haben unsere Streitkräfte – die israelische Polizei und die ISA, zusammen mit Soldaten der Einheiten Maglan, Egoz und Mirol (IDF) – die Mörder gefasst. Die erbärmlichen Terroristen, die eine Gehirnwäsche mit Aufwiegelung erhalten haben und mit Äxten unvorstellbar brutale Morde begingen, wurden in der Nähe eines örtlichen Steinbruchs festgenommen. Auch hier spreche ich der ISA und ihrem Direktor, der israelischen Polizei und ihrem Generalinspektor sowie allen Soldaten meine Anerkennung aus.

Es reicht nicht aus, die Mörder zu fassen. Wir stehen am Beginn einer neuen Phase im Kampf gegen den Terrorismus. Diejenigen, die aufhetzen, sollten sich nicht in Sicherheit wiegen. Die oberste Aufgabe der israelischen Regierung ist es, die persönliche Sicherheit der Bürger Israels wiederherzustellen.

Wir sind dabei, zwei sehr wichtige Dinge voranzutreiben. Unsere Regierung muss weiter arbeiten und funktionieren, um die Sicherheitslage in den Griff zu bekommen und dem Feind, wenn er sein Haupt erhebt, nicht wieder ein geteiltes und zerstrittenes Land zu zeigen, wie es vor einem Jahr war.»
(Amt des Premierministers, 8.5.2022)


 

Regierung erwägt Militäroperation in den Gebieten als Reaktion auf Terrorwelle

Israel erwägt laut Medienberichten von heute auf die anhaltende Welle tödlicher Terroranschläge mit einer Militäroperation im Westjordanland zu reagieren, wobei der Schwerpunkt auf der Stadt Dschenin liegen soll. Premierminister Naftali Bennett, Verteidigungsminister Benjamin «Benny» Gantz und hochrangige Sicherheitsbeamte beraten sich.

Dschenin wurde besonders hervorgehoben, weil die meisten der Palästinenser, die in letzter Zeit Terroranschläge verübt haben, aus der Stadt oder ihrer Umgebung stammen, darunter auch zwei Männer, die heute festgenommen wurden, nachdem sie am vergangenen Donnerstag in der Stadt Elad einen Axtanschlag verübt hatten, bei dem drei Menschen getötet und mehrere andere schwer verletzt wurden.

Eine breit angelegte Militäroperation in Dschenin hätte zum Ziel, Verdächtige festzunehmen und weitere Anschläge zu verhindern. Berichten zufolge würde sie auch zusätzliche Verhaftungsaktionen in anderen Städten umfassen.


 

Keine COVID-19-Tests mehr bei Einreise erforderlich

Ab dem 20. Mai müssen sich ankommende Reisende nach der Landung auf dem Flughafen Ben-Gurion bei Tel Aviv keinen PCR-Tests mehr unterziehen, teilte das Gesundheitsministerium heute mit.

Die Entscheidung, die COVID-19-Tests am Flughafen einzustellen, wurde angesichts der geringeren Ausbreitung der Infektion und der gesunkenen Morbidität und nach Gesprächen zwischen Gesundheitsminister Nitzan Horowitz, Premierminister Naftali Bennett und Beamten des Gesundheitsministeriums und der Flughafenbehörde getroffen.

Das Gesundheitsministerium teilte ausserdem mit, dass ausländische Staatsbürger, die nach Israel einreisen, ab Dienstag nicht mehr verpflichtet sind, vor ihrem Flug einen PCR-Test durchzuführen, sondern stattdessen innerhalb von 24 Stunden vor dem Abflug einen Antigen-Schnelltest machen können.

Sie haben allerdings einen Plan ausgearbeitet, der die rasche Einführung eines vollständigen oder teilweisen COVID-19-Testsystems am Flughafen ermöglichen würde, sollte sich die Notwendigkeit ergeben.

Schätzungsweise 1‘700 neue COVID-19-Fälle wurden gestern Samstag registriert, berichtete das Gesundheitsministerium heute. Derzeit gibt es in Israel 16‘337 aktive Coronavirus-Fälle, darunter 132 Patienten in ernstem Zustand, von denen 53 intubiert und sechs an ECMO-Geräte angeschlossen sind.

Bei den 35‘344 PCR- und Antigentests, die am Samstag durchgeführt wurden, lag die positive Rücklaufquote bei 5,02 %, die R-Rate beträgt derzeit 0,81.

Über 10‘000 Tote

Seit Beginn der Pandemie wurden in Israel 10‘741 Todesfälle durch das Coronavirus gemeldet. In den letzten Wochen war ein stetiger Rückgang der Morbidität zu verzeichnen. In den letzten sieben Tagen wurden sechs neue Todesfälle registriert, ein Rückgang um 71 % gegenüber der Vorwoche. Seit dem 4. Mai wurden keine Coronavirus-bedingten Todesfälle mehr verzeichnet.

Auch die Ausbreitung der Infektion ist in den letzten Wochen stark zurückgegangen. Beit El ist der einzige Ort, der nach dem Coronavirus-Ampelsystem der Regierung mit 27 positiven Coronavirus-Fällen pro 10‘000 Einwohner immer noch als rot eingestuft wird.

Grosse Städte wie Tel Aviv (18 positive Fälle pro 10‘000 Einwohner) und Haifa (21,2 pro 10‘000 Einwohner) wurden als gelb eingestuft, ebenso wie Aschdod, Rischon Lezion, Eilat und zahlreiche andere Orte.

Am Sonntagmorgen wurde Jerusalem mit 8,3 positiven Fällen pro 10‘000 Einwohner als grün eingestuft. Andere grüne Gebiete waren Bnei Brak (1,5 pro 10‘000), Beit Schemesch (4,2 pro 10‘000) und Umm el-Fahm (1,8 pro 10‘000).


 

Ministerien verwenden fast kein Einweg-Plastikgeschirr mehr

Die Regierung hat sich bereit erklärt, für ihre Ministerien und Einrichtungen sowie für staatliche Veranstaltungen kein Einwegbesteck und -geschirr mehr zu bestellen.

Der von der Umweltschutzministerin Tamar Zandberg vorgeschlagene Schritt zielt darauf ab, der Öffentlichkeit ein Beispiel zu geben und zur Reduzierung des Plastikmülls beizutragen.

Mehrere Ministerien, wie das Umwelt- und das Aussenministerium, haben bereits Einweggeschirr aus Plastik verboten.

Im Jahr 2019, dem letzten Jahr, für das Zahlen verfügbar sind, gab der Staat mehr als fünf Millionen Schekel für Einwegplastik aus.


 

Vor 77 Jahren: Tel Aviv feierte Kapitulation Nazi-Deutschlands

Der 8. Mai 1945, der Tag der Kapitulation Nazi-Deutschlands, war auch und gerade für die jüdische Bevölkerung Tel Avivs ein Tag der Freude und der Erleichterung (Bild 4). Tel Aviv gehörte damals noch zum britischen Mandatsgebiet.

Zahlreiche Juden hatten mit den Alliierten gekämpft; man geht von 1,5 Millionen aus. Ungefähr 250‘000 jüdische Soldaten fielen und etwa 200‘000 jüdische Soldaten wurden ausgezeichnet.



Vor 50 Jahren: Entführung einer Sabena-Maschine nach Tel Aviv

Am 8. Mai 1972 brachten vier Mitglieder der palästinensischen Terrororganisation «Schwarzer September», zwei Männer und zwei Frauen, den Flug SN 571 von Brüssel über Wien nach Tel Aviv der belgischen Fluggesellschaft Sabena (Société Anonyme Belge d'Exploitation de la Navigation Aérienne; 2001 liquidiert), eine Boeing 707 mit 90 Passagieren, in ihre Gewalt.

Zwanzig Minuten nach dem Start in Wien drangen die Terroristen in das Cockpit ein. Der Flugkapitän, der Brite und Veteran der Royal Air Force, Reginald Levy, hatte auf diesem Flug auch seine Gattin als Passagierin mit an Bord, denn er wollte mir ihr in Tel Aviv seinen 50. Geburtstag feiern (Bild 5).

Kurz nach Beginn der Entführung trennten die Terroristen die jüdischen Geiseln von den anderen Passagieren und verbrachten sie in den hinteren Teil des Flugzeugs.

Auf Anweisung der Entführer landete Captain Levy die Maschine um 17.15 Uhr auf dem Flughafen Lod (seit 1975: Flughafen Ben Gurion). Nach der Landung forderten die Entführer die Freilassung von 315 verurteilten palästinensischen Terroristen, die sich in israelischer Haft befanden und drohten mit der Sprengung des Flugzeugs mit den Geiseln.

Der damalige Verteidigungsminister Mosche Dayan plante gemeinsam mit dem Transportminister Schimon Peres, dem späteren Premierminister und Präsidenten Israels, eine Rettungsaktion mit dem Codenamen «Operation Isotop», während beide mit den Geiselnehmern verhandelten.

Es gelang den Israelis, in der Nacht vom 8./9. Mai das Hydrauliksystem der entführten Maschine zu sabotieren, wodurch das Flugzeug startunfähig wurde. Man konnte die Terroristen davon überzeugen, dass die entführte Maschine einer Reparatur bedurfte.

Befreier mit bekannten Namen

Am 9. Mai gegen 16 Uhr begann der Befreiungsversuch: Ein 16-köpfiges Team der militärischen Spezialeinheit Sajeret Matkal, verkleidet als Flugzeugtechniker, näherte sich dem Flugzeug. Angeführt wurde das Team, zu dem Benjamin Netanjahu gehörte, von Ehud Barak – beide bekleideten später das Amt des israelischen Premierministers. Sie stürmten das Flugzeug und töteten die beiden männlichen Geiselnehmer. Die beiden weiblichen Attentäter konnten festgenommen und die 97 Geiseln befreit werden. Während des kurzen Feuergefechts wurden drei der Geiseln verletzt. Eine 22-jährige Frau erlag später ihren Verletzungen. Netanjahu wurde während des Einsatzes ebenfalls verletzt, als einer seiner Kameraden versehentlich einen Schuss aus seiner Waffe abgab, mit der er die eine Terroristin attackierte. Sie erlitt einen Durchschuss und das Projektil drang in den Bizeps Netanyahus ein. (Bild 6)

Zwei Entführungen zuvor – und das München-Massaker kurz danach

Obwohl es sich nicht um die erste Entführung eines Flugzeugs durch palästinensische Terroristen handelte – zwei weitere waren bereits durchgeführt worden, die erste 1968 und die zweite 1969, die nur durch das schnelle Handeln des israelischen Piloten vereitelt werden konnte, der das Flugzeug in den Sturzflug brachte, wodurch die Terroristen aus dem Gleichgewicht kamen und von Passagieren ausser Gefecht gesetzt werden konnten – war die Sabena-Entführung die erste, bei der die israelischen Streitkräfte eine Rettungsaktion durchführen konnten.

Nur wenige Monate später, bei den Olympischen Sommerspielen 1972 in München, ermordeten andere Mitglieder der Organisation Schwarzer September elf israelische Sportler.


 

Sommersession der Knesset beginnt mit ungewisser Zukunft für die Koalition

Die Knesset (Bild 7) hat heute ihre Sommersession begonnen und damit eine politisch aufgeladene Sitzungspause beendet, die von Unruhen in der Regierungspartei geprägt war. Idit Silman, ein Abgeordneter der Jamina, trat als Vorsitzender der Koalition zurück, und Amichai Chikli wurde als abtrünniger Abgeordneter erklärt und aus den Reihen der Jamina ausgeschlossen.

Die politische Lage wurde durch die Terrorwelle Anfang März, die bisher 17 Israelis das Leben gekostet hat, weiter erschüttert. Premierminister Naftali Bennett und der alternierende Premierminister und Aussenminister Jair Lapid bemühen sich um eine Stabilisierung der Koalition.

Da die Regierung konkret mit vorgezogenen Neuwahlen droht, vor allem weil Ra'am anscheinend bereit ist, die Koalition jederzeit zu verlassen, rückt die Frage in den Mittelpunkt, wer in einer Übergangsregierung das Amt des Premierministers übernehmen wird.

Laut der Vereinbarung über die Machtteilung zwischen Bennett und Lapid soll letzterer im August 2023 das Amt des Ministerpräsidenten übernehmen, doch wird dies im Falle von Neuwahlen hinfällig.

Zwei Misstrauensanträge gescheitert

Zwei von der Opposition eingebrachte Misstrauensanträge gegen die Regierung sind gleich am ersten Tag der Sommersession der Knesset gescheitert.

Ein vom Likud eingebrachter Antrag wurde mit 52 Stimmen bei 61 Gegenstimmen abgelehnt. Ein von Schas eingebrachter Antrag wurde mit 52 zu 56 Stimmen abgelehnt.

Die islamistische arabische Partei der Koalition, Ra'am, war bei den Abstimmungen nicht anwesend, was im Einklang mit ihrem anhaltenden Einfrieren der Koalitionsaktivitäten steht.


 

Erster muslimischer Araber als Richter am Obersten Gericht

Zusammen mit 80 weiteren Richtern ist Khaled Kabub (Bild 8) heute von Präsident Isaac Herzog in dessen Residenz in Jerusalem im Beisein der Präsidentin des Obersten Gerichtshofs, Esther Chajut, und des Justizministers, Gideon Sa’ar, vereidigt worden.

Er ist allerdings nicht irgendein Richter, sondern einer von 15 Richtern des Obersten Gerichthofs. Und in diesem Gremium ist er der erste Muslim, der dauerhaft an die höchste Gerichtsinstanz des jüdischen Staats berufen wurde.

In die Wiege gelegt worden war ihm das eher nicht. Aufgewachsen ist er in Jaffa, heute ein Teil der Stadt Tel Aviv. Vater Busfahrer, Mutter Hausfrau – und der Sohn schaffte es zum Studium. Auf Geschichte und Islam fiel zunächst seine Wahl. Erst danach kam er zur Juristerei. Doch das scheint ihm so im Blut zu liegen, dass er es weitergegeben hat: Alle seine sechs Kinder sind Juristen geworden.

In seiner langen Richterkarriere amtierte er zuletzt als Vizepräsident des Bezirksgerichts in Tel Aviv. Dort war er zuständig für Wirtschaftskriminalität und brachte einige durchaus prominente Angeklagte hinter Gitter.

Sein durch Sachlichkeit und Sachkenntnis begründeter Ruf hatte Richter Kabub 2017 schon einmal auf die Auswahlliste für den Obersten Gerichtshof gebracht. Er zog jedoch die Kandidatur zurück, weil er sich chancenlos wähnte. In einem bitteren Brief, so berichtete es die Zeitung Haaretz, habe er dies auf seine Herkunft bezogen. Demnach hat er sich sogar ganz aus dem Justizwesen zurückziehen wollen, wurde aber von der bis heute amtierenden Präsidentin des Obersten Gerichts zum Bleiben überredet – und zum zweiten Anlauf.

Soviel zur «Apartheid» in Israel

Vertreter der arabischen Minderheit, die ungefähr 20 Prozent der israelischen Bevölkerung ausmachen, hat es zwar schon zuvor am Obersten Gerichtshof gegeben. Seit 2003 ist sogar ein Sitz für sie reserviert. Doch bislang waren sie immer Christen.

Verschiedene Medien wiesen bei dieser Gelegenheit auf die langlebige Behauptung hin, Israel verfolge gegenüber seiner arabischen Minderheit eine «Apartheid»-Politik; es diskriminiere sie.

Diese unsägliche Anschuldigung, zuletzt prominent vorgebracht von Amnesty International, soll an die Rassentrennung in Südafrika vor 1994 erinnern. Im dortigen tatsächlichen Apartheid-System hatten als «schwarz» charakterisierte Menschen kein Recht zu wählen, politische Ämter zu bekleiden, «weisse» Toiletten oder Strände zu benutzen, Weisse zu heiraten oder in «weissen» Gebieten zu leben.

Richard J. Goldstone, ein früherer Richter am südafrikanischen Verfassungsgericht, der eine Fact Finding Mission der Vereinten Nationen zum Gaza-Konflikt 2008-09 leitete, schrieb 2011: «In Israel gibt es keine Apartheid. Es gibt dort nichts, was der Definition von Apartheid des Römischen Statuts von 1998 nahe kommt: Inhumane Handlungen…, begangen im Kontext eines institutionalisierten Regimes systematischer Unterdrückung und Dominierung von einer ethnischen Gruppe oder Gruppen durch eine andere ethnische Gruppe und begangen mit der Intention, dieses Regime aufrechtzuerhalten. Israelische Araber – 20 Prozent der israelischen Bevölkerung – können wählen, haben politische Parteien und Vertreter in der Knesset, und sie bekleiden hohe Ämter, einschliesslich an Israels Oberstem Gerichtshof. Arabische Patienten liegen in israelischen Krankenhäusern neben jüdischen Patienten und erhalten die gleiche Behandlung.»


 

Tempelberg-Unruhen vor der Knesset-Kommission

Die Kommission der Knesset für öffentliche Sicherheit unter dem Vorsitz von MK Merav Ben Ari (Jesch Atid; Bild 9) hat heute die Massnahmen diskutiert, die von der Polizei ergriffen wurden, um gegen die Unruhen auf dem Tempelberg während des muslimischen Fastenmonats Ramadan vorzugehen.

Die Berichterstattung über den Umgang der Polizei mit den Unruhen, vor allem durch ausländische Medien, sei «verzerrt», sagte die Ausschussvorsitzende Ben Ari. «Der heiligste Ort ist zum explosivsten und gefährlichsten Ort geworden. Es gab Unruhen auf dem Tempelberg, obwohl sich dort keine Juden aufhielten. Zehntausende von Gläubigen kamen, um dort zu beten, doch es gibt aufrührerische Elemente, die die Situation an diesem Ort unerträglich machten.»

Während der Debatte zeigten Polizeibeamte ein Video, das die Unruhen auf dem Tempelberg dokumentiert. Kommandant Nathan Gur, Leiter des David-Unterbezirks der Jerusalemer Polizei, stellte fest, dass während der Unruhen 781 Verhaftungen vorgenommen wurden, davon 425 an einem Tag. Er sagte, dass 223 Personen für einen Zeitraum von sechs Monaten ein Verbot des Tempelbergs erhalten haben. «Wir sammeln weiterhin Beweise, und ich gehe davon aus, dass es weitere Verhaftungen geben wird. Dies sind nicht die endgültigen Zahlen», sagte Gur vor der Kommission.

Staatsanwältin Galit Shoham sagte, es seien 120 Verfahren eingeleitet und mehr als 25 Anklagen gegen 35 Personen erhoben worden, die während des Ramadans wegen ordnungswidrigen Verhaltens, Randale und Körperverletzung festgenommen worden waren. Darüber hinaus wurden im ganzen Land Dutzende von administrativen Verhaftungen vorgenommen, um weitere Gewalt auf dem Tempelberg zu verhindern, sagte sie, wobei sie anmerkte, dass die Staatsanwaltschaft in den meisten Fällen aktive Gefängnisstrafen fordert.

Mehr, namentlich die Wortmeldungen der Abgeordneten (MK): Knesset-News vom 9.5.2022 (englisch)


 

IDF beginnen grösste Übung seit Jahrzehnten

Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) beginnen heute eine Übung, die als die grösste seit Jahrzehnten bezeichnet wird. Praktisch alle Einheiten der Armee nehmen an dieser Übung mit dem Namen Chariots of Fire teil; Tausende Soldaten und Reservisten (Bild 10).

Die Übung wurde im Mai 2021 wegen des 11-tägigen Krieges gegen Terrorgruppen im Gazastreifen verschoben. Sie wird vier Wochen dauern.

Ziel der Übung ist es, die Bereitschaft des gesamten Militärs zu verbessern und die Fähigkeit der Truppen zu prüfen, eine starke und lang anhaltende Kampagne gegen feindliche Kräfte durchzuführen. Ausserdem sollen logistische und feuertechnische Probleme aufgedeckt werden, mit denen die Soldaten in einem Krieg konfrontiert werden könnten.

Die Übung bezweckt auch die Zusammenarbeit zwischen den IDF, den Ministerien, den Sicherheitsorganisationen und den zivilen Einrichtungen zu verbessern. So wurde auch ein «Kabinett» eingerichtet, um die politische Ebene zu simulieren, die im Krieg ein aktiver Partner im Entscheidungsprozess wäre. Das Kabinett setzt sich aus ehemaligen Reserveoffizieren zusammen, so mit zwei Generalmajoren a.D.

Die Übung ist in ihrem Umfang einzigartig und beispiellos und wird es der Armee ermöglichen, in einem sich ständig verändernden Umfeld ein hohes Mass an Einsatzbereitschaft aufrechtzuerhalten, so die IDF. Sie zielt darauf ab, die Fähigkeiten des Militärs in einem intensiven, an mehreren Fronten stattfindenden und lang andauernden Krieg an allen Grenzen zu verbessern.

Neben der Grossübung wird das Militär seine Operationen zur Vereitelung von Terroranschlägen fortsetzen, so die IDF in einer Erklärung.

«Neben der Übung ist es die vorrangige Aufgabe der IDF, die Sicherheit der Bürger des Staates Israel zu schützen», heisst es. Die IDF-Kräfte werden weiterhin offensive Aktivitäten durchführen, um den Terrorismus zu vereiteln, und sie werden daran arbeiten, die Verteidigungsanlagen entlang der Nahtlinie im Rahmen der Operation «Break the Wave» zu stärken.

Einer der Schwerpunkte: Krieg gegen die Hisbollah

Die IDF halten es zwar für unwahrscheinlich, dass die Hisbollah Israel in naher Zukunft angreifen wird, aber die Nordgrenze bleibt am explosivsten. Beide Seiten haben davor gewarnt, dass der nächste Konflikt verheerend sein würde.

Die Hisbollah verfügt über ein geschätztes Arsenal von 130.000 bis 150.000 Raketen und Flugkörpern, von denen die meisten auf Israels Heimatfront und strategische Infrastruktur gerichtet sind. Die IDF erwarten, dass in einem Krieg mit der Hisbollah täglich 1‘500 Raketen aus dem Libanon auf Israel abgefeuert werden könnten. Das Heimatfrontkommando übt eine Simulation, bei der 80 Einrichtungen durch Raketenangriffe schwer beschädigt werden und etwa 300 Menschen ums Leben kommen. Bei der Übung werden auch Manöver für eine mögliche Bodeninvasion im Libanon geübt.

Ziele der Übung

Laut IDF zielt das Szenario darauf ab, die Fähigkeiten des Militärs in einem intensiven, an mehreren Fronten andauernden Krieg an allen seinen Grenzen zu verbessern, bei gleichzeitig auszuführenden Angriffen auf weit entfernte Ziele.

Gemeint sind damit mögliche Angriffe auf den Iran, sollten die Gespräche zu einem neu ausverhandelten Atomabkommen zwischen dem Iran und dem Westen endgültig zum Scheitern kommen.

Nachdem es bei einem möglichen Angriff auf den Iran in erster Linie auf einen reibungslosen Ablauf der Luftwaffe ankommt, nehmen bei dem Militärmanöver zum ersten Mal auch amerikanische Tankflugzeuge teil (Bild 11), die im Falle von Luftangriffen die israelischen Kampfbomber in der Luft auftanken können. Diese Zusammenarbeit ist als demonstrative Geste gegenüber dem Iran zu verstehen, dass die USA bei einem möglichen iranischen Angriff an der Seite Israels stehen werden.

Im Falle des Iran gilt es zu berücksichtigen, dass sich die meisten Angriffsziele tief unter der Erdoberfläche befinden, die nur mit spezieller Technik aufzufinden und mit besonderer Munition zu zerstören sind. Parallel zu den eventuellen israelischen Angriffen muss jederzeit mit iranischen Vergeltungsanschlägen auf Israel gerechnet werden.

PM Bennett and Defense Minister Benny Gantz Participate in IDF "Chariots of Fire" Exercise


 

Knesset bewilligt 500.000 NIS Entschädigung für jedes Opfer der Meron-Katastrophe

Der Finanzausschuss der Knesset hat heute die Überweisung von Entschädigungsgeldern an die Hinterbliebenen der Opfer der Tragödie von Meron im vergangenen Jahr bewilligt, bei der 45 Menschen bei der schlimmsten zivilen Katastrophe in der Geschichte Israels ums Leben kamen.

Gemäss der zwischen den Familien und dem Staat unterzeichneten Vereinbarung erhält jede Familie mehr als ein Jahr nach dem Unglück 500.000 NIS (145‘000 CHF) für jedes bei der Tragödie verstorbene Familienmitglied, insgesamt also 22,5 Millionen NIS.

Siehe dazu: ISRAEL-Zwischenzeilen, Nr. 19/2022; «Entschädigungszahlungen für Opfer von Meron-Unglück»


 

Frau wegen Drohbriefen an den Premier und seine Familie festgenommen

Wie die Polizei heute mitteilt, wurde eine 65-jährige israelische Frau aus dem Süden des Landes festgenommen, weil sie im Verdacht steht, Drohbriefe an die Familie von Premierminister Naftali Bennett geschickt zu haben.
Siehe dazu: ISRAEL von Tag zu Tag – 17/2022; -> Di. 26.4.2022, «Todesdrohungen an Premier Bennett und seine Familie»

Die Frau wird für die beiden Briefe verantwortlich gemacht, die im vergangenen Monat an den Ministerpräsidenten und seine Familie geschickt wurden und denen jeweils eine scharfe Patrone beigelegt war. Die Polizei erklärte damals, dass beide Briefe «detaillierte Morddrohungen» gegen die Bennetts enthielten.

Die Frau hatte gemäss den ersten Informationen nach der Verhaftung politische Motive für ihre Tat angegeben.

Die Nachrichtenseite Walla berichtete, die Frau wohne in der Küstenstadt Aschkelon und habe in der Vergangenheit auch in den sozialen Medien Beiträge gegen den Premierminister verfasst.

Die Frau, wurde im Rahmen gemeinsamer Ermittlungen der Polizeieinheit für schwere Verbrechen Lahav 433 und des Sicherheitsdienstes Schin Bet festgenommen.


 

Dienstag, 10.5.2022

Vor einem Jahr begann der letzte Krieg der Hamas gegen Israel

Am 10. Mai 2021 begann der elftägige Krieg der Hamas und weiterer Terrororganisationen im Gazastreifen, namentlich des Islamischen Dschihad, gegen Israel, auf israelischer Seite Operation Guardian of the Walls genannt. Er begann mit dem Abschiessen von insgesamt sieben Raketen aus dem Gazastreifen gegen die Stadt Jerusalem. Insgesamt wurden während dieses Krieges mindestens 1‘800 Raketen aus dem Gazastreifen gegen Israel abgefeuert.

Siehe dazu: «Hamas-Raketenterror gegen Israels Zivilbevölkerung»

Das israelische Abfangsystem Iron Dome konnte etwa 90 Prozent der Raketen abfangen. Dennoch gab es in Israel 13 Tote. Auf palästinensischer Seite starben 248 Menschen. Nach Angaben der israelischen Regierung ist ein Grund dafür auch, dass die Hamas ihre Raketenstellungen bevorzugt in Wohngebieten oder sogar neben Krankenhäusern positionierte, um die Zivilbevölkerung als Schutzschild zu missbrauchen.

Nach Angaben des israelischen Militärs erreichten etwa 700 im Gazastreifen abgefeuerte Raketen das Staatsgebiet von Israel nicht. Von diesen hat mindestens eine Rakete zehn Mitglieder einer Familie im Gazastreifen getötet.


 

Mittwoch, 11.5.2022

Knesset: Sondersitzung zu Herzls Geburtstag

Die Knesset, Israels Parlament, ist heute zu einer Sondersitzung zusammengekommen, um des 118. Jahrestages von Herzls Geburt zu gedenken.

Zu Beginn der Debatte sagte der Vorsitzende («speaker»), Mickey Levy (Jesch Atid): «Mehr als alles andere steht dieses Haus für Herzls Vision, eine jüdische Heimat für das jüdische Volk zu schaffen. Das Knessetgebäude ist der greifbarste Ausdruck für die Verwirklichung der Souveränität des jüdischen Volkes in seinem eigenen Staat, in dem es Herr seines eigenen Schicksals ist.
 
Auch in den schwierigen Zeiten und den heftigen Auseinandersetzungen zwischen uns sind wir verpflichtet, uns an Herzls Vision zu erinnern. Wir sind verpflichtet, uns daran zu erinnern, inwieweit seine Vision in jenen Jahren ein Traum war. Ein Traum, der für uns Wirklichkeit geworden ist. Wir sind verpflichtet, das Foto von ihm hier im Plenum zu betrachten und uns daran zu erinnern, dass wir trotz aller Auseinandersetzungen ein gemeinsames Schicksal haben; dass wir die Verantwortung haben, die Heimat zu schützen, die uns allen gehört; uns immer wieder zu sagen: Ja zu heftigen Auseinandersetzungen über unseren Weg, nein zu brennendem Hass und Separatismus unter uns. Und mit den Worten von Herzl: ‹Mensch, du bist mein Bruder›.»

Mehr:

Knesset Plenum holds special sitting marking 118th anniversary of Herzl's birth; Speaker MK Levy: "His dream is our reality"


 

Al-Jazeera-Journalistin bei Zusammenstössen in Dschenin erschossen

Eine langjährige palästinensisch-amerikanische Journalistin ist bei Zusammenstössen zwischen israelischen Truppen und bewaffneten Palästinensern während einer Razzia der israelischen Armee in der Stadt Dschenin im Westjordanland erschossen worden, wobei Israel und die Palästinenser sich gegenseitig die Schuld zuschieben.

Die 51-jährige Al-Jazeera-Korrespondentin Shireen Abu Akleh (Bild 12) wurde in den Kopf geschossen, als sie über die Operation der israelischen Armee in der Stadt berichtete, in der es in den letzten Tagen zu starken Spannungen gekommen war. Auf Aufnahmen vom Tatort nach dem Schuss ist Abu Akleh mit einer Presseweste und einem Helm zu sehen.

Die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) sagt, die Reporterin sei durch israelisches Feuer getötet worden; Israel sagt, erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass palästinensische Bewaffnete sie wahrscheinlich erschossen haben, und bietet eine gemeinsame Untersuchung an.

Nach Angaben des israelischen Militärs drangen die IDF-Truppen in das Flüchtlingslager von Dschenin und in die nahe gelegene Stadt Burqin ein, um Terrorverdächtige festzunehmen. Nach einer Welle von Terroranschlägen in israelischen Städten seit März, von denen einige von Palästinensern aus der Gegend von Dschenin verübt wurden, haben die Soldaten ihre Razzien im Westjordanland verstärkt, um die Gewalt einzudämmen.

«Während des Einsatzes im Flüchtlingslager Dschenin feuerten die Verdächtigen eine grosse Anzahl von Schüssen auf die Truppen ab und warfen Sprengsätze. Die [israelischen] Streitkräfte haben zurückgeschossen», teilte die Armee in einer Erklärung mit.

Für den Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA), Machmud Abbas, war die Schuldfrage gleich geklärt. Er bezeichnete den Tod Abu Akleh als «Hinrichtung» und «hässliches Verbrechen». Auch die Terrorgruppe Hamas beschuldigte Israel, die Frau  «absichtlich ermordet» zu haben.

PA verweigert Zusammenarbeit bei Untersuchung

Die PA verweigerte kategorisch eine gemeinsame Untersuchung des Todes der Al Jazeera-Journalistin und ebenso die Herausgabe des Projektils, das die Urheberschaft des Schusses belegen würde. Dies gab der Leiter der Palästinensischen Behörde für zivile Angelegenheiten, Hussein al-Sheikh, auf Twitter am folgenden Tag (Do. 12.5.) bekannt. Er fügte hinzu, dass «alle Hinweise, Beweise und Zeugen ihre Ermordung durch israelische Spezialeinheiten bestätigen.»

«Diejenigen, die nichts zu verbergen haben, verweigern nicht die Zusammenarbeit», zitierte Israels Armeeradio israelische Beamte als Antwort.

Der israelische Kommunikationsminister Joaz Hendel fügte hinzu: «Jeder, der behauptet, die IDF habe die Journalistin getötet, tut dies nicht auf der Grundlage einer Untersuchung oder von Fakten, sondern von Propaganda. Wir haben gesagt, dass wir ermitteln werden, und genau das tun wir auch – direkt und ehrlich.»


 

Freitag, 13.5.2022

Elitepolizist erliegt seinen Verletzungen

Der heute Morgen bei einer Razzia in Dschenin verwundete Angehörige der Eliteeinheit Yamam der israelischen Polizei, Feldweibel (Sgt Maj) Noam Raz, 47 (Bild 13), ist seinen Verletzungen erlegen.

Sgt. Maj. Raz war bei einem heftigen Schusswechsel zwischen israelischen Sicherheitstruppen und bewaffneten Palästinensern im nördlichen Westjordanland schwer verwundet worden. Er wurde mit einem Hubschrauber in das Rambam Medical Center in Haifa geflogen, wo er nach Angaben des Krankenhauses in einem kritischen Zustand ankam. Man bemühte sich lange, ihn wiederzubeleben, aber er hatte komplexe Wunden am Oberkörper, so dass man ihn schliesslich für tot erklären musste.

Israel hat in letzter Zeit seine Operationen im Westjordanland verstärkt, insbesondere in der Region Dschenin, aus der mehrere Terroristen stammen, die für die jüngsten tödlichen Anschläge in Israel verantwortlich waren. Die Gewalt hat seit dem 22. März in der blutigsten Terrorwelle seit Jahren 19 Tote in zentralen israelischen Städten gefordert.

Auf dem Nationalfriedhof bestattet

Noam Raz hinterlässt seine Frau und sechs Kinder. Er wurde am folgenden Sonntag (15.5.) auf dem Nationalfriedhof auf dem Herzlberg in Jerusalem unter grosser Anteilnahme bestattet (Bild 14). Er wurde posthum in den Rang eines Oberfeldweibels befördert.


 

DES WEITEREN

11 gute Gründe, Israel diesen Sommer zu besuchen

Von Wassermelonen und neu entdecktem Freiraum über kulturelle Veranstaltungen bis hin zum Liegen auf Steinböden - hier sind die Gründe, Israel jetzt zu besuchen.

Machen Sie sich nichts vor, Israel ist immer ein fabelhafter Ort, aber diesen Sommer wird es noch besser als je zuvor. Zum einen haben wir gelernt, körperlichen Abstand zu halten. Wir wissen, es ist verblüffend. Genauso wie die weiteren, ebenso verlockenden Gründe, die unten aufgeführt sind.

  1. Weil Sie es tatsächlich können
  2. Wir feiern das Leben noch mehr als je zuvor
  3. Man kann überall essen gehen
  4. Es wird heiss sein, aber die Israelis wissen, wie man sich abkühlt
  5. Sie können der Hitze in Jerusalem oder im Norden entkommen
  6. Sie können endlich eine Show sehen oder ins Museum gehen
  7. Wir haben fleissig renoviert
  8. Wir sind (etwas) besser darin geworden, Abstand zu halten
  9. Es ist Wassermelonen-Saison
  10. Die Abende sind wild
  11. Wir werden uns sehr, sehr freuen, Sie zu sehen

Weiter (auf Englisch)


 

Jerusalem will seinen eigenen «Burj Khalifa»

Ein neues Gebäude, das Jerusalem ebenso prägen könnte wie die religiösen und architektonischen Monumente der Stadt, wird derzeit von den Stadtplanern diskutiert. Das Gebäude, das als die städtische Version des Burj Khalifa bekannt ist, soll, wenn es genehmigt wird, im Stadtteil Kirjat Hajovel neben der Stadtbahnstation am Berg Herzl 40 Stockwerke hoch werden. (Bild 15)

Die internationalen Architekten Adrian Smith und Gordon Gill, die hinter dem Entwurf stehen, waren auch für den ursprünglichen Superturm in Dubai verantwortlich. Die Verantwortlichen für die praktischen Aspekte des Projekts betonen jedoch, dass es sich nicht um eine Kopie des Originals handeln wird, sondern um ein einzigartiges Bauwerk, das sich in die Jerusalemer Landschaft einfügt.

Nach vier Jahren Entwicklungsarbeit besteht die Herausforderung darin, ein Design zu entwerfen, das sowohl traditionell als auch modern ist und den verschiedenen Bedürfnissen der Gemeinde gerecht wird. Das vorgeschlagene Gebäude wird mit Jerusalemer Stein verkleidet sein und Balkone als integralen Bestandteil des geschwungenen Designs aufweisen. Es wird sowohl privaten als auch öffentlichen Raum bieten, einschliesslich Aussichtsflächen. Es wird 240 Wohneinheiten sowie weitere 48 kleine Wohnungen, ein Hotel und ein Kulturzentrum umfassen.

Für das Gebäude fehlen noch einige Genehmigungen und es wird fünf Jahre dauern, bis es fertiggestellt ist. Alle Beteiligten sind sich jedoch darüber im Klaren, dass sich dieser Wolkenkratzer in die einzigartige architektonische Landschaft der Stadt einfügen muss.

Der Druck auf die Grundstücks- und Wohnungspreise in Jerusalem lenkt die Aufmerksamkeit unweigerlich auf die Aufwertung des Stadtbildes. In der Pierre Koenig Street in Talpiot wird bereits ein 30-stöckiges Hochhaus gebaut, das 2026 fertiggestellt werden soll. Er wird 144 Wohnungen bieten, darunter 30 Studentenwohnungen. Für den westlichen Stadteingang ist eine Gruppe von 20 Türmen geplant, und es wird darauf geachtet, dass die Pläne kulturelle Räume, Kunstgalerien und Museen umfassen. Weitere Türme werden für andere Teile der Stadt in Betracht gezogen.

Da jedoch immer mehr relativ hohe Gebäude in Jerusalem genehmigt werden, gibt es Bedenken, dass sich der Charakter der Stadt verändert, dass sich die Aussicht verändert und dass die Verbindung zwischen der Stadt und den umliegenden Hügeln und Wäldern verdeckt wird.


 

Jerusalems «hässlichstes Gebäude» soll angerissen werden

Elf Jahre nach Beginn des Genehmigungsverfahrens soll das Amir Center in Jerusalem, ein Gebäude, das als «das hässlichste» der Stadt bezeichnet wird, noch in diesem Jahr abgerissen werden (Bild 16). An seiner Stelle soll ein 30-stöckiges Wohngebäude entstehen

Das siebenstöckige Gebäude, das auch als «Schufersal-Gebäude» bekannt ist, steht an der King George Street. Es ist auch dafür bekannt, den ersten Supermarkt Jerusalems zu beherbergen.

Mehr zum Haus:
Jerusalem’s ‘ugliest building’ slated for demolition to make way for luxury tower
The Times of Israel, 9.5.2022 (auf Englisch)


 

Energiespeicher unter dem Kibbuz

Der globale Energiesektor wandelt sich. Von Austausch und gemeinsamer Forschung profitieren dabei alle. Erneuerbare Technologien und besonders Speicherlösungen sind gefragt. Ein Beispiel dafür findet sich im Kibbuz Yahel.
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Redaktion: Rolf Koch, Webmaster GSI

Bild 1: Die Festnahme der beiden Attentäter von Elad (8.5.2022; Twitter Screenshot)

Bild 2: Ein Angehöriger der Anti-Terror-Einheit Lotar bei der Fahndung nach den Attentätern von Elad (IDF Spokesperon’s Unit)

Bild 3: Der Kommandant (Commissioner; Rav Nitzav) der israelischen Polizei Kobi Schabtai mit dem Suchtrupp, der die beiden Attentäter festnahm (Israel Police)

Bild 4: Tel Aviv feierte das Ende des 2. Weltkrieges (Tweet, Israelische Botschaft in Berlin)

Bild 5: Der Kommandant des Befreiungseinsatzes und spätere Premierminister Ehud Barak mit Flugkapitän Reginald und seiner Gattin Dora Levy (Photo zVg durch Linda Lipschitz-Levy, Tochter des Ehepaars Levy)

Bild 6: Befreiungsaktion unter dem Kommando von Ehud Barak (links), als Flugzeugmechaniker verkleidet (9.5.1972; Israel Defense Forces Archive)

Bild 7: Der Plenumsraum des Knesset- (Israel Hayom)

Bild 8: Khaled Kabub wurde als erster muslimischer Araber zum Richter am Obersten Gericht Israels ernannt (Tweet der israelischen Botschaft)

Bild 9: Merav Ben Ari (Jesch Atid), Vorsitzende der Knesset-Kommission für öffentliche Sicherheit (Knesset)

Bild 10: IDF-Angehörige nehmen an einer Übung teil, bei der ein Rettungseinsatz hinter den feindlichen Linien simuliert wird (IDF Spokesperson’s Unit)

Bild 11: Zum ersten Mal nehmen auch US-Tankflugzeuge am israelischen Manöver für einen Angriff auf Iran teil (IDF Spokesperson's Unit)

Bild 13: Polizei-Feldweibel Noam Raz, 47, ist bei einem Einsatz in Dschenin ums Leben gekommen (Israel Police)

Bild 14: Der Kommandant der israelischen Polizei, Commissioner Jaakov Schabtai, nimmt an der Bestattung von Sgt. Maj. Noam Raz teil (15.5.2022; Israel Police)

Bild 15: Das in Jerusalems Stadtteil Kirjat Hajovel geplante Hochhaus (AS + GG Architecture)

Bild 16: Das 1961 erbaute Amir Center im Zentrum Jerusalems (rechts), das nun abgerissen werden soll (Sir kiss - Own work, Public Domain)